Gladbeck. Hayato Kunigo ist ein Volunteer aus Leidenschaft. Er war bei Olympia und vielen Welt- und Europameisterschaften. Dafür investiert er viel.
Noch 73 Tage sind es, bis in Gelsenkirchen das erste Spiel der Fußball-Europameisterschaft ausgetragen wird. Nach dem Vergleich zwischen Serbien und England am 16. Juni folgen die Partien Spanien gegen Italien und Georgien gegen Portugal sowie am 30. Juni noch ein Achtelfinalmatch. Einer, der diesen sportlichen Highlights vor der Haustür entgegenfiebert, ist der Gladbecker Hayato Kunigo. Der 45-Jährige wird während der EM nämlich zunächst als Ticketcenter-Koordinator tätig sein und sich danach als Volunteer in der Fan Zone im Nordsternpark engagieren.
„Dieses Mal“, sagt Hayato Kunigo und lacht, „nehme ich alles mit.“ Das ist wörtlich zu verstehen. Denn der Gladbecker Sportverrückte, der von Hause aus Leichtathlet ist und seit vielen Jahren darüber hinaus der Handballabteilung des VfL angehört, war bereits für die Europameisterschaft tätig – und zwar als sogenannter Langzeit-Volunteer. „In dieser Funktion“, erklärt er, „habe ich in Gelsenkirchen das hauptamtliche Management unterstützt und mit Volunteer-Bewerbern Interviews geführt.“
Hayato Kunigo, der als Informatiker und Software-Entwickler seine Brötchen verdient, hat sich für die Zeit bis zum 14. Juli, wenn in Berlin das EM-Endspiel angepfiffen wird, von seinem Arbeitgeber freistellen lassen. Sein Geld verdient er im Mai und im Juni als Ticketcenter-Koordinator. „Ich arbeite“, sagt der Gladbecker, „in der Clearingstelle am Stadion. Zu der können alls Fans kommen, die Probleme mit ihren Eintrittskarten haben.“
Hayato Kunigo engagiert sich im Nordsternpark
Nach dem letzten EM-Spiel in Gelsenkirchen am 30. Juni schlüpft Hayato Kunigo schließlich wieder in die Rolle des freiwilligen Helfers, um im Nordsternpark, wo Public Viewing und mehr als 200 Stunden Unterhaltungsprogramm angeboten werden, als Fanbetreuer zu arbeiten.
„Ich freue mich darauf, wieder viele Leute aus den unterschiedlichsten Ländern kennenzulernen“, sagt Hayato Kunigo, der sich wahrlich nicht zum ersten Male als Volunteer engagiert. Der Gladbecker betont: „Ich war inzwischen bei mehr als 30 sportlichen Großveranstaltungen in zehn Ländern.“
Erstmals als Volunteer tätig war er bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006, als die Welt zu Gast bei Freunden in Deutschland gewesen ist. Kunigo, der sechs Sprachen (Deutsch, Japanisch, Englisch, brasilianisches Portugiesisch, Russisch und ein wenig Polnisch) spricht, erinnert sich: „Damals war ich auch in Gelsenkirchen im Einsatz. Ich hatte vorher keine genaue Vorstellung davon, was mich erwartet. Es hat mir aber sehr gut gefallen.“
Hayato Kunigo investiert immer viel Zeit und Geld
So gut, dass der Gladbecker seitdem jedes Jahr als Volunteer unterwegs war. Ausnahme: 2020. Der Grund: die Pandemie. Und so hat Hayato Kunigo etwa beim Confed-Cup 2013 und bei der WM 2014 in Brasilien als Freiwilliger geholfen, außerdem bei den Olympischen Spielen 2014 in Sotchi und 2016 in Brasilien, ferner bei diversen Handball- und Leichtathtletik-Welt- und Europameisterschaften.
Nicht nur viele Urlaubstage hat der Gladbecker investiert, sondern auch jede Menge Geld. Denn: „Anreise und Unterkunft zahlen die Volunteers selbst.“ Doch im Gegenzug, betont Hayato Kunigo, gewinne man einmalige, unvergleichliche Eindrücke und Erfahrungen und noch sehr viel mehr.
„Ich habe Freunde in der ganzen Welt“, betont er, „zudem ist es etwas völlig anderes, wenn man als Fan irgendwo hinreist oder dort vier, fünf Wochen lang arbeitet, zusammen mit Einheimischen, mit denen man dann auch Zeit nach der Arbeit verbringt. Das ist sehr spannend, du lernst Land und Leute ganz anders kennen.“
Die Fußball-EM 2012 war für den Gladbecker bisher das Highlight
Sein bisheriges Highlight? Die Fußball-EM 2012 in Polen und der Ukraine. Hayato Kunigo war seinerzeit in Gdansk (Danzig) vor Ort. Die Veranstalter hatten auch ein abwechslungsreiches Programm für die Helferinnen und Helfer organisiert. Vor allem an ein Beachvolleyball-Turnier erinnert er sich („die Polen sind ja Volleyball-verrückt“) und an Menschen aus den USA, Brasilien und Ghana, mit denen er sich angefreundet hat. „Da“, sagt er, „habe ich viel mitgenommen, das war sehr cool.“
Unvergessen bleibt Hayato Kunigo aber auch sein Einsatz bei der Fußball-EM 2008 in Österreich und der Schweiz. Er war damals in Wien im International Broadcasting Center tätig. „Hier sorgte“, so der Gladbecker, „ein Blitzeinschlag für einen totalen Stromausfall kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit des Spiels Deutschland gegen Türkei. Das Spiel fand in Basel in der Schweiz statt, aber so war das Weltsignal weg.“
Welche Pläne verfolgt er nach der Fußball-EM vor der Haustür? Hat Hayato Kunigo sich schon um eine Freiwilligen-Stelle für zukünftige sportliche Großereignisse beworben? „Noch nicht“, antwortet er. Und fügt an: „Im Handball ist ja jedes Jahr entweder eine EM oder WM. Die Fußball-WM 2026 wäre interessant, in Mexiko war ich nämlich noch nie. Ich habe dort aber einige Bekannte.“
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