Gladbeck. Nach nur einer Saison mussten sich die Handballer des VfL Gladbeck schon wieder aus der 3. Liga verabschieden. Eine kritische Analyse der Runde.
Die Saison in der 3. Liga hat sich für den VfL Gladbeck letztlich doch als zu großes Abenteuer erwiesen. 15:37 Punkte bedeuteten den direkten Wiederabstieg der Mannschaft von Trainer Sven Deffte, die lange hoffen durfte, die Klasse zu halten beziehungsweise zumindest die Abstiegsrunde zu erreichen. Dass es am Ende nicht gereicht hat für die Rot-Weißen, hat vor allem fünf Gründe.
1. Die Personalprobleme
Der VfL Gladbeck konnte in der Saison 2022/2023 nicht ein einziges Mal in Bestbesetzung antreten. Immer wieder fielen wichtige Spieler verletzt oder erkrankt aus, immer wieder bissen Akteure auf die Zähne und gingen mehr oder weniger stark angeschlagen auf die Platte. Selbst der eigentlich unkaputtbare Max Krönung musste in sechs Partien passen, und Akteure wie Jan Schmiemann und Christopher Winkelmann spielten wochenlang nur mit einer Hand. Der Kader der Rot-Weißen war zwar groß, doch diese permanenten Ausfälle ließen sich nicht kompensieren.
Die personelle Misere begann schon in der Vorbereitung, als es Niklas Rolf erwischte. Der Mittelmann zog sich gleich im ersten Testspiel der Mannschaft gegen den MTV Rheinwacht Dinslaken eine schwere Schulterverletzung zu. Das war’s für den bei Tusem Essen in der Jugend ausgebildeten Niklas Rolf.
Noch schwerer wog aber der Ausfall von Leon Prüßner. Der Linksaußen war in der Aufstiegssaison zum VfL gewechselt und sofort ein ganz wichtiger Faktor. Der Beachhandball-Nationalspieler, einer der wenigen Gladbecker Akteure mit Drittliga-Erfahrung, stand jedoch krankheitsbedingt insgesamt nur zehnmal im Aufgebot. Prüßner wurde schmerzlich vermisst, ersetzen konnte ihn niemand.
2. Das Aufgebot
Der VfL Gladbeck ist mit einem großen Kader in die Saison gegangen, dazu gehörten auch die drei Zugänge Jan-Bernd Kruth, Lukas Schulte-Lünzum und Jonas Luggenhölscher, die allesamt vom HSC Haltern-Sythen an die Schützenstraße gewechselt sind. Ungeachtet dessen war das Aufgebot etwas schwächer als im Vorjahr, weil die Rot-Weißen in Felix Käsler den mit Abstand besten Rechtsaußen der Oberliga Westfalen verloren hatten. Der ehemalige Juniorennationalspieler war bekanntlich dem Ruf des OSC Rheinhausen gefolgt.
Jan Schmiemann machte seine Sache als Käsler-Ersatz zunächst richtig gut, erst eine Hand- und später eine Oberschenkelverletzung bremsten das Eigengewächs jedoch aus. Die Talente Jonas Luggenhölscher und Finn Kroese konnten nicht in Schmiemanns Fußstapfen treten, sie sind aber zweifelsohne ein Versprechen für die Zukunft.
Auch auf der Linksaußenposition fand - siehe oben - der VfL Gladbeck keinen auch nur halbwegs adäquaten Ersatz für den erkrankten Leon Prüßner. Weder Florian Bach noch Nick Kalhöfer oder auch Fynn Blißenbach konnten den trickreichen und treffsicheren Beachhandball-Nationalspieler auch nur ansatzweise ersetzen.
3. Die Heimschwäche
Anders als in der Aufstiegssaison, als der VfL Gladbeck in der Riesener-Halle ohne Niederlage geblieben ist und vor allem in den Spitzenspielen immer on fire war, war das Team in der 3. Liga zu Hause keine Macht. Gerade einmal sieben Punkte holte es in der Riesener-Halle, lediglich die beiden Mitabsteiger ASV Hamm-Westfalen und der TSV GWD Minden II waren daheim noch schwächer als der VfL.
An den Fans lag das nicht. Selbst in der Rückrunde waren die Ränge stets voll. Und die Anhänger unterstützten ihre Lieblinge vorbildlich. Doch der berühmte Funke, der wollte oft nicht überspringen. Auffällig: Die Gladbecker kassierten zu Hause vier sehr knappe Niederlagen (22:24 gegen den Longericher SC, 22:25 gegen das Team Handball Lippe II, 27:29 gegen den TuS Spenge, 27:30 gegen LIT 1912 II).
4. Die Rückrunde
Nach der Hinrunde standen für den VfL Gladbeck neun Punkte auf der Habenseite. Damit belegte das Team um Kapitän Max Krönung den ersten Nichtabstiegsplatz. Die Rückrunde begann sehr vielversprechend, weil die Rot-Weißen sensationell bei Aufstiegsmitfavorit HSG Krefeld mit 34:30 gewinnen und damit zwei niemals eingeplante Punkte verbuchen konnten.
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Die ersten Spiele im neuen Jahr verliefen jedoch allesamt enttäuschend. Die ersatzgeschwächten Gladbecker kassierten fünf Niederlagen in Folge, als besonders schmerzhaft erwies sich die bei der SGSH Dragons (23:26), einen der unmittelbaren Mitkonkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt.
Kurzum, in der Rückrunde errangen die VfLer nur sechs Zähler, das waren zu wenig, um die Abstiegsrunde zu erreichen oder um auf direktem Wege die Klasse zu halten.
5. Der Spielplan
Wer immer den Spielplan gebaut hat, hat es mit dem VfL nicht gut gemeint. In den ersten sechs Partien der Runde mussten die Rot-Weißen nämlich gegen die Mannschaften ran, die am Ende der Saison die Plätze eins bis fünf und Rang acht belegt haben. Zum Vergleich: Mitaufsteiger TV Aldekerk traf in den ersten Wochen auf die drei Teams, die am Ende abgestiegen sind, zudem auf die SGSH Dragons und LIT 1912 II, die Rang neun und zehn belegt haben und des Weiteren noch auf die Ahlener SG. Fakt ist: Für den VfL standen 0:12 Punkte zu Buche, für Aldekerk 10:2.
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