Gladbeck. Während andere Meister-Spieler des FC Schalke 04 gar Weltmeister wurden, kämpft Tolga Öztürk um den Bezirksliga-Klassenerhalt – mit FSM Gladbeck.

Spektakuläre Vereinswechsel von Fußballern zählen im Winter eher zu den Ausnahmen, auch im Amateurbereich. Als jedoch Tolga Öztürk im Januar den BV Horst-Süd und die Kreisliga A verließ, um sich dem Bezirksliga-Neuling FSM Gladbeck anzuschließen, sorgte das im Fußballkreis allgemein für Aufsehen. Schließlich gehörte der inzwischen 36-Jährige einst zu den ganz hoffnungsvollen Talenten hierzulande.

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Die größten Erfolge von Tolga Öztürk liegen fast zwei Jahrzehnte zurück. Mit der U 19 des FC Schalke 04 gewann er 2005 den DFB-Junioren-Pokal. Unvergessen sind seine beiden Treffer im Endspiel gegen Tennis Borussia Berlin, mit denen er großen Anteil daran hatte, dass der Knappen-Nachwuchs den 0:1-Rückstand zur Pause in einen 3:1-Sieg umwandeln konnte.

Schalker 2:1-Sieg gegen Mats Hummels und den FC Bayern München

Ein Jahr später holte er am Hasseler Lüttinghof mit den Königsblauen den Deutschen A-Junioren-Meistertitel durch einen 2:1-Erfolg im Finale gegen den FC Bayern München, in dessen Reihen damals auch Mats Hummels und Sandro Wagner standen. Während aus seinen einstigen Mitspielern Manuel Neuer, Benedikt Höwedes, Mesut Özil, Ralf Fährmann, Sebastian Boenisch, Niko Bungert und Alexander Baumjohann später sogar Weltmeister oder zumindest Bundesliga-Profis wurden, blieb Tolga Öztürk die ganz große Karriere als Fußballer versagt.

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„Verletzungen, falsche Entscheidungen bei Vereinswechseln und manchmal auch nicht der richtige Trainer“ – das sind für ihn die Gründe dafür, dass er nicht über den Amateurbereich hinausgekommen ist. „Es kann nicht jeder schaffen“, fügt er hinzu. „Es ist wie ein Puzzle. Alles muss zusammenkommen und passen. Wenn nur ein Teil fehlt, ist das Puzzle nicht vollständig. So war das bei mir.“

FSM Gladbeck zahlt für Tolga Öztürk eine Ablösesumme an den BV Horst-Süd

Vor mehr als zehn Jahren war für ihn klar, dass er mit Fußball nicht das große Geld verdienen wird. Er setzte andere Schwerpunkte, er heiratete, wurde Vater von drei Kindern und verdient jetzt seine Brötchen als Lagerarbeiter in einer Dübelfabrik. Als Amateurfußballer wechselte der gebürtige Essener relativ oft den Verein. Er war beim Wuppertaler SV, beim VfB Hüls, beim FC 96 Recklinghausen, bei der SG Wattenscheid 09, beim TSV Safakspor, bei Arminia Ückendorf, beim FC Gladbeck, bei SuS SB Gladbeck, bei Firtinaspor Herne und zuletzt beim BV Horst-Süd.

06-Trainer Holger Siska appelliert an sein Team

In der Fußball-Bezirksliga stellt sich die Frage: Wie haben Viktoria Resse und Hessler 06 die hohen Niederlagen des vergangenen Wochenendes verkraftet?

Nach dem 0:6 bei FSM Gladbeck und vor dem Heimspiel gegen den VfB Hüls appelliert 06-Trainer Holger Siska: „Die Mannschaft muss wieder die Basics des Fußballs auf den Platz bringen.“ Viktoria Resse ist im Duell der Landesliga-Absteiger bei der DJK Wattenscheid zu Gast.

Der SC Hassel hat sich nach sieben Punkten aus den vergangenen drei Partien von den Abstiegsplätzen entfernt. Trainer Enis Ayyildiz sieht sein Team auch beim Spitzenreiter SV Vestia Disteln nicht chancenlos. „Definitiv eine schwierige Aufgabe“, sagt er. „Aber ich behaupte nicht, dass dort nichts für uns drin ist.“

Der Erler SV 08 empfängt derweil FSM Gladbeck und will es besser machen als Hessler 06.

In Horst verpasste er in der Hinrunde dieser Saison die Mehrzahl der Spiele. Er erlitt Anfang September bei der 1:10-Auswärtsniederlage ge­gen Eintracht Erle einen Innenbandanriss und musste wochenlang pausieren. Im vergangenen Halbjahr erzielte er deshalb nur zwei Treffer für den Tabellenvorletzten den Kreisliga A und leistete zu zwei weiteren Toren die Vorarbeit.

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Diese für Tolga Öztürk eher mäßige Bilanz hielt Trainer Engin Canikli von FSM Gladbeck aber nicht davon ab, sich in der Winterpause an eine seit 15 Jahren währende Freundschaft zu erinnern. Er nahm Kontakt zu Tolga Öztürk auf und fragte ihn, ob er sich einen Wechsel nach Brauck vorstellen könne. „Ich brauchte keine Sekunde nachzudenken“, erzählt der in Butendorf wohnende Mittelstürmer. Die Horster waren von dessen Absichten nicht gerade begeistert, aber nach Zahlung einer Ablösesumme legten sie ihm keine Steine in den Weg.

Tolga Öztürk trifft bei seinem Einstand gegen die DJK Wattenscheid gleich zweimal

Sein Einstand im Trikot von FSM Gladbeck hätte kaum besser sein können. Beim 3:1 gegen die DJK Wattenscheid gelangen ihm zwei Tore. Ob sie mit dazu beitragen werden, dass FSM Gladbeck als aktueller Tabellendrittletzter doch noch den Klassenerhalt in der Bezirksliga schafft, bleibt abzuwarten. „Es wird schwierig, wir brauchen jeden Punkt“, sagt Tolga Öztürk. „Aber wie sagt man so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt.“ Auch nach dem 6:0-Sieg am vergangenen Sonntag gegen den SV Hessler 06, der ohne den derzeit verletzten Tolga Öztürk errungen wurde, hinkt FSM dem rettenden 13. Platz immer noch sechs Punkte hinterher.

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