Buer. Die „Postler“ bieten nicht nur sportliche Vielfalt, sondern packen in der Not tatkräftig mit an. Ein Portrait über einen ungewöhnlichen Verein.

Karl-Heinz Jerzynka hat beim Post SV Buer, der mit 600 Mitgliedern zu den größeren Vereinen in der Stadt zählt, gleich mehrere Funktionen. Zum einen ist er Mitglied des Speedskating-Teams, zum anderen fungiert er als Volleyball-Trainer. Und ganz nebenbei ist Jerzynka auch noch erster Vorsitzender.

Jerzynka beschreibt „seinen“ Verein als ungewöhnlich

Den Post SV Buer beschreibt der Funktionär mit einem Wort: „Ungewöhnlich.“ Die Begründung schiebt Jerzynka sofort hinterher: „Wir glauben in vielen mehr oder minder großen Details einfach anders.“

Dabei spielt der begeisterte Speedskater nicht nur auf diverse Aktionen während der Corona-Pandemie an, als es zum Beispiel neben Online-Training im heimischen Wohnzimmer und Schnitzeljagden unter freiem Himmel für die Mitglieder auch bedruckte Dankeschön-Handtücher gab, sondern auf tatkräftiges Anpacken an diversen Orten.

5000 Euro für den gebeutelten TuS Ahrweiler

Als die Flutkatastrophe das Ahrtal verwüstete und für großes Leid sorgte, warf der Post SV Buer die Laptops an und googelte nach Vereinen in der betroffenen Region. Jerzynka: „Wir sind dabei auf den TuS Ahrweiler gestoßen und haben den Klub angeschrieben.

Der TuS hatte durch die Flut 13 Mitglieder verloren. Zudem gab es diverse Schäden an den Sportanlagen. Wir haben bei uns im Verein eine Spendenaktion gestartet und von unseren 600 Mitgliedern insgesamt 5000 Euro für den TuS Ahrweiler zusammengetragen. Unser Geld wurde mit dazu verwendet, eine Traglufthalle zu organisieren und aufzustellen.“

Im Ahrtal war nach der Flut aus dem Sommer 2021 jede helfende Hand willkommen. Auch eine Abordnung des Post SV Buer fuhr mehrmals in die Region, um tatkräftig mitzuhelfen, Foto: Thomas Frey/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Im Ahrtal war nach der Flut aus dem Sommer 2021 jede helfende Hand willkommen. Auch eine Abordnung des Post SV Buer fuhr mehrmals in die Region, um tatkräftig mitzuhelfen, Foto: Thomas Frey/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ © dpa | Thomas Frey

Elf organisierte Fahrten aus Gelsenkirchen ins Ahrtal

Der Post SV packte bei elf organisierten Fahrten auch aktiv vor Ort mit an, um bei der Beseitigung der Flutschäden zu helfen. Beide Vereine statteten sich anschließend Besuche in der jeweils anderen Region ab. „Der Kontakt ist immer noch da. Man sagt ja immer, dass Sport verbindet. Das haben wir hier ganz deutlich gesehen“, freut sich Jerzynka.

Warmes Essen für Obdachlose in Gelsenkirchen

Aber auch an die Menschen in Gelsenkirchen wird gedacht. Zwischen zwei Vereins-Weihnachtsfeiern entstand die Idee, die Organisation „Warm durch die Nacht“ zu unterstützen. Der Post SV Buer richtete dabei ein Abendessen für knapp 100 Bedürftige aus. Zudem wird seit Kriegsbeginn in einer Spendenbox bei sämtlichen Vereinsveranstaltungen für die Ukraine-Hilfe gesammelt.

Bei den „Postlern“ arbeitet nahezu alle Mitarbeiter auf ehrenamtlicher Basis. Mit monatlichen Beiträgen von 3,50 Euro für Erwachsene und 2 Euro für Kinder sind die Preise im erschwinglichen Bereich.

Hat mit seinen Vorstandskollegen viele Ideen: Karl-Heinz Jerzynka, Foto: Martin Möller / Funke Foto Services
Hat mit seinen Vorstandskollegen viele Ideen: Karl-Heinz Jerzynka, Foto: Martin Möller / Funke Foto Services © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Mitglieder blieben zu 90 Prozent im Verein

Karl-Heinz Jerzynka: „Im Mitgliedsbeitrag sind ein Trikot, die Weihnachtsfeier und unser Sommerfest enthalten. Wir sind ganz froh, dass wir unsere Mitglieder auch über die Corona-Zeit zu 90 Prozent bei uns behalten konnten. Viele ältere Mitglieder sind auch lange nach dem Wegfall der Corona-Beschränkungen nicht zum Training gekommen, weil die Bedenken noch zu groß waren.“

Post SV: Doppelkopf, Badminton, Gleitschirmfliegen

Beim breitgefächerten Verein, der neben Doppelkopf und Badminton auch Gleitschirmfliegen anbietet, ist gerade eine 50-Tage-Challenge zu Ende gegangen. Jerzynka: „Da haben 60, 70 Leute mitgemacht. Es ging darum, als Team oder alleine Sportkilometer zu sammeln. Wir sind am Ende auf 20.000 Kilometer gekommen.“ Schöner Nebeneffekt: Ein Challenge-Teilnehmer fährt mittlerweile mit dem Fahrrad statt mit dem Auto zur Arbeit.