Gladbeck. Walking Football boomt beim BV Rentfort. Mehr als 30 Männer gehören inzwischen der Gruppe an. Sie haben aber viel mehr als Fußball im Kopf.
Als Friedel Sonntag an den Ball kommt, weiß er, was zu tun ist. Der Rentforter blickt nur einmal ganz kurz Richtung Kasten, danach zieht er sofort ab - und trifft! Schmunzelnd kommentiert der Torschütze: „Ich bin wie Terodde, man sieht mich lange Zeit nicht, aber wenn es darauf ankommt, bin ich da.“ Bemerkenswert: Friedel Sonntag ist 80 Jahre alt, also genau 46 Jahre älter als der Stürmerstar des FC Schalke 04!
Immer montags um 19 Uhr treffen sich Friedel Sonntag und seine Fußballkollegen auf dem Kunstrasenplatz an der Hegestraße zum Training. Sie nennen sich Dribbler des BV Rentfort und spielen Walking Football.
Beim Walking Football wird, wie der Name es schon sagt, ausschließlich im Gehen Fußball gespielt. Laufen ist, egal ob mit oder ohne Spielgerät, untersagt, harter körperlicher Kontakt ebenfalls. Der Ball darf außerdem nicht über Hüfthöhe gespielt werden. Kurzum: Walking Football ist seinem Selbstverständnis nach altersgerechtes und gesundheitsförderndes Fußballspielen.
Walking Football boomt beim BV Rentfort
In Rentfort boomt Walking Football. Der im Frühjahr 2018 gegründeten BVR-Gruppe - Ideengeber waren seinerzeit Clemens Dreyer, der ehemalige Schalke-Profi Mathias Schipper und Carola Schipper - gehören inzwischen mehr als 30 Männer im Alter zwischen 55 und 80 Jahren an. Viele von ihnen haben Rentforter Wurzeln, es sind aber auch welche dabei, die zuvor nie in einem Fußballverein Mitglied waren. Wobei: „Fußballspielen können sie alle“, betont Reinhard Schwarz, der 2. Vorsitzende des Klubs.
Kürzlich erst sind wieder einige aus der Altherren-Mannschaft des BV Rentfort zu den Dribblern gewechselt. „Grundvoraussetzung, um bei uns mitzumachen“, sagt ein Teammitglied und lacht, „ist ein neue Hüfte oder ein neues Knie.“ Was natürlich nicht ganz der Wahrheit entspricht.
Rentforter Dribbler verabreden sich auch zum Schalke-Gucken
Tatsache hingegen ist, dass die Dribbler, anders als die meisten Fußballmannschaften landauf, landab, überhaupt nicht auf der Suche nach Zugängen sind. „Wir sind eigentlich zu“, betont Dieter Trampe, einer der Aktiven, der darüber hinaus als eine Art Teammanager fungiert und beispielsweise Freundschaftsspiele für die Dribbler organisiert.
Wobei das rund einstündige Training am Montag und die sporadischen Partien oder Turnierteilnahmen - allzu häufig wollen die Dribbler sich gar nicht mit anderen Teams messen - nur das Eine sind. „Es geht auch um das Miteinander“, sagt Dieter Trampe. Er verweist darauf, dass die Rentforter sich beispielsweise nach jeder Trainingseinheit noch im benachbarten Pfarrheim treffen, um ein bisschen zu klönen. Sie verabreden sich des Weiteren zum Schalke-Gucken im Fernsehen oder auch zum Kartenspielen.
Kürzlich haben die Rentforter ihr erstes Heimspiel ausgetragen
Damit nicht genug: Die Dribbler engagieren sich in ihrem Verein und haben zudem schon mehrmals bewiesen, dass sie ganz bestimmt nicht nur Fußball im Kopf haben. Ein kurzer Blick in die akribisch von Heiner Winkelmann geführten Chronik beweist dies. So haben die Rentforter am 28. Januar 2022 in der Gladbecker Innenstadt an der Demonstration/Lichterkette pro Impfen, Maske und Abstand teilgenommen, so haben sie kürzlich erst 1000 Euro an die Ukrainehilfe gespendet. Das sind Justin Mingos Ziele bei Schwarz-Blau Gladbeck
Der jüngste Eintrag in der Chronik ist noch ganz frisch: „04.07.2022 Freundschaftsspiel gegen BW Fuhlenbrock“ - das war das allererste Heimspiel der Dribbler. „Mehr als 50 Zuschauer waren da“, berichtet Dieter Trampe, „zu einigen A-Ligisten kommen auch nicht mehr Fans.“
Dribbler gewinnen gegen Fuhlenbrock mit 8:7
Mit 8:7 hat der BVR dieses historische Spiel zu seinen Gunsten entschieden. Wer sich mit ihnen über diesen Vergleich unterhält, merkt, dass er sich doch mit Fußballern unterhält. „Gewinnen“, betont im Gespräch mit der WAZ Dieter Trampe, „wollen wir alle.“ Einziger Unterschied: „Wir sind nicht mehr so verbissen.“
Nachzufragen bei Friedel Sonntag . . .
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