Gladbeck. Knapp 500 Gladbecker kommen mit Kerzen und Transparenten in die City. Sie setzen sich für Zusammenhalt und Solidarität in der Corona-Zeit ein.
Mit einem beeindruckenden Lichtermeer vor dem Rathaus in Gladbeck und einer genauso eindrucksvollen Lichterkette durch die Fußgängerzone setzten am Freitagabend mehrere hundert Gladbecker inmitten der Corona-Pandemie ein Zeichen der Solidarität und des Zusammenhaltes in dieser schwierigen Zeit.
Gleichzeitig war es vielen ein Bedürfnis, denjenigen, die ihre Corona- und Impfskepsis verbreiten, ein Nein entgegenzusetzen und Ja zu sagen zu allen Maßnahmen und Regeln, mit dem sich die Mehrheit der Gesellschaft gegen die Coronapandemie stemme. „Wir wollen ein Zeichen setzen gegen all die, die soviel Blödsinn erzählen“, so Lehrerin Petra Bergmann und Doreen Garbow, die in einem Pflegeheim arbeiten. Vor dem Rathaus verteilen sie Kerzen – für die, die ohne Licht gekommen sind. Beate Österdieckhoff wird noch deutlicher: „Ich will auch ein Licht setzen gegen die Corona-Spaziergänger.“
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Bürgermeisterin Bettina Weist appelliert an die Solidarität der Gladbecker
„Ich bin hier, um mich gegen die Corona-Lügner zu stellen, ich mache mir Sorgen, dass die Rechte die Demokratie unterwandert“, sagt Sigrid Marwig. Heinz Nimphius meint: „Wir setzen hier heute ein Zeichen für Vernunft und für Anstand.“ Eine andere Teilnehmerin beteuert, sie halte es für wichtig, zusammenzuhalten und den Impfgegnern entgegenzutreten. Andere drücken ihre Einstellung mit Plakaten aus. „Impfen statt Schimpfen“, heißt es auf einem. Oder: „Respekt for everyone.“ Das Maxus ruft zu Solidarität auf: „Für ein buntes und lautes Deutschland.“ Ein anderer freut sich, dass so viele gekommen sind: Es sind deutlich mehr, als zu den Corona-Spaziergängen kommen. Die Polizei schätzt die Teilnehmerzahl auf 470.
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Bevor sich die Lichterkette formiert, schwört Lisa Engineer von der Initiative „Gladbeck ist laut“ die Menschen ein, zusammenzustehen und solidarisch zu sein. „Wir müssen aufeinander aufpassen.“ Sie warnt davor, bei Zweifeln den falschen Gruppierungen anheim zu fallen. Auch Bürgermeisterin Bettina Weist ergreift am Rathaus das Wort. Sie wertet das Lichtermeer als Zeichen, dass die Mehrheit der Bürgerschaft sich gegen die Spaltung der Gesellschaft wendet. „Jedes Licht steht hier für Offenheit, Toleranz und Respekt.“ Die Mehrheit dürfe nicht auf Zehenspitzen dahergehen, solle Haltung zeigen, das stärke die Demokratie, so Weist.
Die Lichterkette zog sich durch die Fußgängerzone bis zum Markt
Propst André Müller sagt, Zusammenhalt und Solidarität seien die Baugesetze der Gesellschaft. Werden sie gefährdet, müssten die gesellschaftlichen Gruppen agieren. „Aber die Fähigkeit zum Dialog muss bleiben“, warnte er. Nach den kurzen Ansprachen setzen sich die Menschen mit ihren Kerzen in Bewegung: Vom Rathausplatz über die Hochstraße, dem Europaplatz und die Horster Straße formiert sich die Lichterkette bis zum Marktplatz. Dort verharren die Menschen unter großem Geläut der St.-Lamberti-Kirche.
Die Teilnehmer bleiben eine Weile in der Lichterkette stehen, gegen 19 Uhr löste sich die Veranstaltung auf. Nach Auskunft der Polizei verlief die Demonstration „völlig problemlos“ ohne Zwischenfälle. Verstöße gegen die Maskenpflicht und Abstandsregeln habe es nicht gegeben, so ein Polizeisprecher am Abend.