Sprinttrainer Heiner Preute leitet die neue Abteilung für Bob und Skeleton. Und die ersten beiden Aktiven sind schon für den TV im Eiskanal.

Zugegeben, es klingt zunächst wie ein Aprilscherz. „Wir holen den Wintersport nach Gladbeck“, sagt Heiner Preute und lacht. Ein Scherz? Von wegen!

Der TV Gladbeck macht vielmehr Ernst und hat jetzt unter der Regie des Leiters und Trainers der Leichtathletikabteilung im TVG die Abteilung Kufe gegründet, die Bob- und Skeletonsportlern eine sportliche Heimat geben möchte.

Paula Preute macht auf sich aufmerksam

Mit Vollgas den Eiskanal hinunter – und zwar mit der Nase voran.
Mit Vollgas den Eiskanal hinunter – und zwar mit der Nase voran.

Eine erste Athletin, Heiner und Jutta Preutes Tochter Paula, hat bereits als Aktive des TV Gladbeck Abteilung Kufe an einem Lehrgang des Skeleton-Landesleistungsstützpunktes in Winterberg teilgenommen und mit starken Startzeiten auf sich aufmerksam gemacht.

Und in Kira Lipperheide erhält eine andere TVG-Sportlerin im Januar die Chance, sich als Bobanschieberin im Europa- und Weltcup zu zeigen. Geplant sind jeweils Starts im österreichischen Igls.

Lipperheide beeindruckt beim Test

„Das macht eine Menge Spaß“, sagt Heiner Preute – und meint damit auch die Entwicklung, die die beiden genannten Sportlerinnen aus der Leichtathletikabteilung genommen haben. Kira Lipperheide überzeugte kurz vor Weihnachten auf Anhieb beim zentralen Anschubtest in Oberhof mit Topergebnissen.

Im zweiten Lauf erreichte die aus Castrop-Rauxel stammende Sprinterin die drittbeste Zeit, im ersten war sie zeitgleich mit der Viertplatzierten Fünfte geworden. Bundestrainer Rene Spies war begeistert und nominierte Lipperheide für die Rennen in Igls bei Innsbruck.

Preute traut Lipperheide viel zu

Heiner Preute sah sich bestätigt. Er hatte gegenüber der WAZ bereits im vergangenen Oktober prognostiziert, dass er Kira Lipperheide zutraue, schnell sogar den Sprung in den Weltcupzirkus zu schaffen. „Da bin ich aber mal gespannt“, war die Aktive selbst seinerzeit noch sehr skeptisch.

Gut drauf: Paula Preute soll bei den Deutschen Juniorenmeisterschaften starten.
Gut drauf: Paula Preute soll bei den Deutschen Juniorenmeisterschaften starten.

Dazu Preute heute: „Ich habe doch gesagt, dass Kira das Zeug dazu hat.“ Welchen Bob wird Lipperheide anschieben? Das steht noch nicht 100-prozentig fest. Falls weiterhin alles glatt verläuft, soll die Athletin des TV Gladbeck Kufe zudem Anfang Februar bei den Junioren-Weltmeisterschaften mitmischen.

Annika Drazek bleibt in Winterberg

Ganz so weit ist Paula Preute noch nicht. Beim Landesleistungslehrgang in Winterberg fuhr sie den Spurschlitten vor dem Feld. Ihre Startzeiten waren richtig gut. „Paula“, so Heiner Preute über seine Tochter, „hat sich in den drei Tagen stark entwickelt. Geplant ist nun, dass sie am 23. Februar bei der Deutschen Juniorenmeisterschaft an den Start geht.“

Der TV Gladbeck ist eigentlich bereits seit vier Jahren im Wintersport aktiv. Annika Drazek, die beste deutsche und eine der besten, wenn nicht gar die beste Bobanschieberin der Welt, ist ja seit vielen Jahren Mitglied der Leichtathletik-Abteilung im TVG. Als Wintersportlerin ist sie aber Mitglied im BSC Winterberg.

„Anni hat einen gültigen Vertrag in Winterberg“, so Heiner Preute. Der schaut sich längst im ganzen Ruhrgebiet in der Leichtathletikszene nach weiteren potenziellen Bob- und Skeletonsportlern um. Wie sagt Preute doch? „Wir holen den Wintersport nach Gladbeck.“ Kein Scherz.

>> HEINER PREUTE WAR SELBER BOBFAHRER UND ENTDECKTE SCHON ANNIKA DRAZEK

Allte Bekannte: Bob-Bundestrainer René Spies (li.) mit Heiner Preute, hier in Winterberg.
Allte Bekannte: Bob-Bundestrainer René Spies (li.) mit Heiner Preute, hier in Winterberg. © Falk Blesken

Heiner Preute ist von Hause aus Leichtathlet. Gleichwohl ist er seit mittlerweile drei Jahrzehnten auch dem Bobsport eng verbunden. Drei Jahre lang, zwischen 1988 und 1991, war er selbst aktiv, saß im Viererbob. Aus dieser Zeit stehen für ihn Teilnahmen an Deutschen Juniorenmeisterschaften und im Europacup (ein Einsatz) zu Buche.

1998 wurde Preute schließlich Athletiktrainer des nordrhein-westfälischen Bob- und Schlittensportverbandes (NWBSV). „Ich kenne dort die komplette Szene“, sagt er. Besonders gut kennt der Gladbecker Rene Spies, den Bundestrainer. Als der nämlich noch aktiver Bobsportler war, entwarf Heiner Preute dessen Trainingsplanung für die Olympischen Spiele 2002 und 2006.

Anno 2014 meldete sich Preute mal wieder bei Spies. Es ging um Annika Drazek. Die damalige Topsprinterin des TV Gladbeck wollte sich einfach mal im Bobsport probieren – Preute hatte ihr den Wechsel von der Tartanbahn in den Eiskanal schmackhaft gemacht. Der Rest ist, wie man so schön sagt, längst Geschichte, Sportgeschichte.

Annika Drazek wurde mit Pilotin Anja Schneiderheinze 2016 Welt- und 2015 auf Anhieb Vizeweltmeisterin. Darüber hinaus gewann sie mit drei verschiedenen Pilotinnen - Schneiderheinze, Mariama Jamanka und Stephanie Schneider - von 2016 bis 2018 jeweils den EM-Titel. Ferner belegte die Rentforterin bei den Olympischen Spielen von Pyeongchang und der Weltmeisterschaft 2017 den vierten Platz.