Gelsenkirchen. . „Wenn wir 2:1 oder 3:1 führen, und die Fans pfeifen, verstehe ich das nicht“, sagt der 34-jährige Torwart des FC Schalke 04. Trotz neun Punkten Rückstand auf die Tabellenspitze zieht er eine positive Bilanz. Abwehrspieler Papadopoulos absolvierte beim Training am Mittwochvormittag die komplette Einheit.
Es ist Länderspiel-Pause, und deshalb ist es beim Training des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 sehr übersichtlich – mit zwei Schauplätzen am Mittwochvormittag. Auf dem Nebenplatz läuft mit dem Rekonvaleszenten-Team auch Chinedu Obasi – gemeinsam mit Athletik-Trainer Henrik Kuchno, Klaas-Jan Huntelaar und Leon Goretzka. Sein bisher letztes Pflichtspiel für die Königsblauen hat der Nigerianer am 16. März bestritten, und zwar beim 0:3 beim 1. FC Nürnberg. Auf dem Hauptplatz sind wie schon am Dienstag wieder einige Spieler aus der Schalker U 23 und U 19 dabei, so dass ein vernünftiges Training möglich ist. Auch Kyriakos Papadopoulos absolviert das komplette Programm mit der Mannschaft.
Wenn Timo Hildebrand Länderspiel-Pause hört, muss er schmunzeln. „Es tut gut zu trainieren“, sagt der Torwart. „Eine Pause haben wir ja nicht. Wir können Gas geben, auch bei Regen.“ Davon hat es zwischenzeitlich reichlich gegeben, so dass die wenigen Anhänger unter ihren Regenschirmen oder der Imbiss-Bude Schutz gesucht haben.
Pfiffe in der Schalker Arena haben Hildebrand nicht gefallen
Nach der Einheit macht Timo Hildebrand einen sehr entspannten Eindruck. Ob es auch daran liegt, dass er in den vergangenen beiden Partien beim FC Basel in der Champions League und gegen den FC Augsburg in der Bundesliga nur einmal hat hinter sich greifen müssen? Jedenfalls hat er die Pfiffe in der Arena am Samstag nicht überhört. Sie haben ihm überhaupt nicht gefallen. „Wenn wir 2:1 oder 3:1 führen, und die Fans pfeifen, verstehe ich das nicht“, sagt er. „Es geht darum, ein Spiel zu gewinnen.“ Deshalb sei es normal, dass mal ein Rückpass gespielt werde oder „ich einen Ball nicht schnell abwerfe“.
Und in diesem Moment sieht sich Timo Hildebrand dann auch veranlasst, etwas mehr ins Detail zu gehen. „Die Fans sind gut“, sagt er, „aber manchmal ein bisschen zu ungeduldig.“ Der ehemalige Nationaltorwart macht kein Hehl daraus, dass „wir in der Bundesliga ein paar Punkte zu wenig haben“. Aber? „Sonst können wir zufrieden sein“, sagt Timo Hildebrand. „Wir haben eine positive Bilanz, von 14 Spielen acht gewonnen und nur drei verloren. Das ist eigentlich ganz okay.“
Auch interessant
Es hat, klar doch, vor allem auch etwas mit diesem Phänomen Schalke zu tun; dass eben auch Ruhe für Unruhe sorgt. „Vielleicht liegt das ja auch an euch“, erzählt Timo Hildebrand der kleinen Journalisten-Runde am Mittwoch und gibt die Wahrnehmung der Mannschaft preis. „Wir sehen das schon so“, sagt er, „dass zu viel zu schnell schlechtgeredet wird.“ Immerhin seien die Königsblauen doch mit zwei Siegen in die Gruppenphase der Champions League gestartet und auch noch im Achtelfinale des DFB-Pokals vertreten. „Was“, fragt der Schalker Schlussmann, „wollen wir mehr?“
Hildebrands Vertrag bei Schalke läuft zum Saisonende aus
Dennoch: Der Rückstand des FC Schalke 04 auf Tabellenführer FC Bayern München beträgt in der Bundesliga neun Punkte, der auf Borussia Dortmund und Bayer 04 Leverkusen acht. Nach acht Spieltagen. „Wir reden immer über Anspruch und Wirklichkeit“, erklärt Timo Hildebrand. „Wir sollten nicht so weit nach oben und nicht so weit in die Zukunft schauen.“
Getreu dem Motto: Das nächste Spiel ist das wichtigste. Also das am Samstag in einer Woche (19. Oktober) bei Aufsteiger Eintracht Braunschweig. Ob die Schalker dieses mit Kevin-Prince Boateng werden bestreiten können, scheint fraglich. Auch am Mittwoch hat der 26-Jährige, der seine Teilnahme am WM-Play-off-Hinspiel der Nationalmannschaft Ghanas gegen Ägypten (15. Oktober) abgesagt hat, nicht trainiert. „Ich weiß nur, dass er beim Arzt ist und Untersuchungen hat“, sagt Timo Hildebrand über seinen Teamkollegen, dem das linke Knie zu schaffen macht, das bereits mehrere Male operiert worden ist.
Wird er denn noch lange mit Kevin-Prince Boateng, der einen Vertrag bis zum 30. Juni 2017 hat, gemeinsam für den FC Schalke 04 spielen? Darüber macht sich Timo Hildebrand, dessen Kontrakt zum Saisonende auslaufen wird, keine Gedanken. Noch nicht. Hat es denn schon erste Gespräche mit Manager Horst Heldt gegeben? „Nee.“ Hat er sich denn einen Zeitpunkt gesetzt, wann er gerne Klarheit hätte? „Nöö.“ Timo Hildebrand ist in diesen Tag halt sehr entspannt. „Einen Vier-Jahres-Vertrag“, sagt er dann und lächelt, „werde ich wahrscheinlich nicht mehr unterschreiben.“