Wolfsburg. . Jens Keller, Trainer von Fußball-Bundesligist FC Schalke 04, ist nach seinem ersten persönlichen Auswärtssieg in der Bundesliga stolz auf seine Mannschaft. Die Königsblauen sind bereit für das Derby. Jermaine Jones wird das Treffen mit dem BVB jedoch wegen seiner fünften Gelben Karte verpassen.

Jens Keller hatte am Samstag Premiere. Fünfmal war er zuvor als Bundesliga-Trainer mit dem VfB Stuttgart auswärts angetreten, dreimal mit Schalke 04 – zu einem Sieg hatte es dabei nie gereicht. Im neunten Anlauf klappte es nun, und wie: Dieser beeindruckende 4:1-Erfolg seines Teams beim VfL Wolfsburg zauberte auch dem gewöhnlich zurückhaltenden und selbstkontrollierten Trainer („Ich war schon als Spieler keiner, der auf den Zaun gesprungen ist“) ein Lächeln ins Gesicht.

Keller attestiert Schalke "überragende Leistung" in Wolfsburg

„Wir haben heute eine überragende Leistung abgeliefert“, bilanzierte Keller erfreut, „wir waren von der ersten Minute an im Spiel.“ Aber, typisch Keller: Er verschwieg auch nicht die wenigen, aber auffälligen Defizite. „Wir hätten schon in der ersten Halbzeit das eine oder andere Tor mehr machen müssen“, meinte er mit Recht – sogar der überragende Julian Draxler hatte sich vor der Halbzeit den Luxus gestattet, nur den Pfosten zu treffen, nachdem er zuvor gekonnt Torhüter Diego Benaglio umkurvt hatte. Dies hätte Schalkes 2:0 sein können, statt dessen fiel nach der Pause das 1:1. „Da sind wir wieder in die alte Problematik zurückgefallen“, kritisierte Keller, der natürlich direkt anfügte: „Dann sind wir aber großartig zurückgekommen und haben den Sieg auch verdient. Ich bin stolz auf die Jungs.“

Auch interessant

Die Mannschaft glaubte an sich, sie erkannte auch nach dem 1:1, dass es beschämend gewesen wäre, sich von diesem insgesamt doch eher hilflosen VfL Wolfsburg noch aus dem Konzept bringen zu lassen. Dieses Konzept sah frühes Attackieren und schnelle Offensive vor – lange Zeit hatte das nicht so gut funktioniert wie an diesem Samstag.

Huntelaar trifft wieder

Ein Tag, der wunderbar abgerundet wurde, als auch Klaas-Jan Huntelaars Zeit der Torlosigkeit endete: Nach zuvor zwei vergebenen guten Chancen netzte der „Hunter“ zum 4:1 entschlossen ein. Die mitgereisten Schalker Fans feierten den Torschützenkönig der vergangenen Saison mit Sprechchören, der Niederländer atmete hörbar auf: „Ich bin froh, dass ich endlich wieder getroffen habe. Das Loch wasr klein, aber der Ball war drin.“

Und so war Roman Neustädter am Ende der einzige Schalker, der keinen guten Tag erwischt hatte. Der Mittelfeldspieler, dessen persönliche Leistungskurve zeitgleich mit der Krise seiner Mannschaft nach unten gezeigt hatte, war im Laufe der Woche kaum trainingsfähig und hatte zwischenzeitlich grippekrank im Bett gelegen. Das erklärte manche Ungenauigkeit in seinem Spiel, deshalb tat Jens Keller das einzig Richtige: Er nahm den früheren Gladbacher zur Pause raus und baute die Mannschaft um. Routinier Christoph Metzelder, der sich wie immer ganz solide einfügte, spielte Innenverteidiger, Benedikt Höwedes rückte raus nach rechts, und von dort wurde Marco Höger auf Neustädters Position vor der Abwehr verschoben. In ähnlicher Formation wie in der zweiten Halbzeit in Wolfsburg wird Schalke nun wohl auch am Samstag im Derby die Dortmunder Borussen empfangen. Da Jermaine Jones gesperrt ist, wird Marco Höger „Sechser“ bleiben müssen – und Roman Neustädter wird zurück ins Team kommen, obwohl er schon seit einigen Wochen den Eindruck macht, dass ihm eine schöpferische Pause mal ganz gut täte. Das Fußballspielen kann er ja nicht verlernt haben, dazu waren seine Leistungen zum Saisonstart einfach zu überzeugend.

Vielleicht reißen ihn ja auch seine Mitspieler mit, denn die Mannschaft hat sich Stück für Stück wieder Stabilität erarbeitet. Jetzt kann Dortmund kommen, in der Form von Wolfsburg muss Schalke keinen Gegner fürchten. Der zweimalige Torschütze Julian Draxler gab das Motto aus: „So kann es gerne weitergehen.“