Wolfsburg. . Pünktlich vor dem Revierderby gegen Borussia Dortmund hat Jung-Nationalspieler Julian Draxler beim verdienten 4:1 in Wolfsburg mit zwei Toren, einer Vorlage und grandioser Spielkunst überzeugt. Große Klubs aus dem Ausland buhlen um den 19-Jährigen, doch Manager Horst Heldt wimmelt sie ab.

Die Beurteilung des Tages lieferte Facebook-König Hans Sarpei. „Da sieht man mal, was der Draxler alles bei mir gelernt hat“, schrieb Schalkes ehemaliger Abwehrspieler, und Julian Draxler antwortete prompt: „Danke an Hans Sarpei, dass ich durch deine Schule gehen durfte!“

Schalke scherzt wieder, Schalke lacht wieder, Schalke jubelt wieder. Nach Wochen der zähen Suche nach dem Ausgang aus dem Krisenlabyrinth haben die Blau-Weißen erstmals wieder überzeugend aufgetrumpft und dadurch den bisher größten Schritt nach vorn gemacht: Durch den hochverdienten 4:1-Sieg beim VfL Wolfsburg ist sogar für den Blick auf den zur Champions-League-Qualifikation berechtigenden vierten Platz kein Fernglas mehr nötig – Eintracht Frankfurt hat nur noch zwei Punkte Vorsprung.

"Für unser Selbstvertrauen war dieser Sieg enorm wichtig"

Der Mann des Tages aber blieb bei aller Freude über seine eigene grandiose Leistung in der Analyse der Lage zurückhaltend. „Wir sind noch nicht da, wo wir hin wollen“, betonte Julian Draxler. „Aber für unser Selbstvertrauen war dieser Sieg natürlich enorm wichtig.“ Vor allem im Hinblick auf das nächste Spiel: In dieser Verfassung können die kürzlich noch schwer verunsicherten Schalker den Dortmunder Borussen am Samstag im Revierderby aufrecht begegnen.

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Die Galavorstellung von Julian Draxler gab Schalke einen entscheidenden Schub. Der 19-Jährige zeigte alles, was ein Spielmacher moderner Prägung benötigt: Übersicht, Ballgefühl, Geschwindigkeit, Torgefahr – dieser Auftritt verdiente die Note eins mit Sternchen. Das 1:0 in der 33. Minute besorgte Draxler mit technischer Perfektion, beim 2:1 in der 63. Minute trickste er gekonnt die Abwehr aus, doch sein Sahnestückchen war der Konter zum 3:1, den er Jefferson Farfan in Minute 79 vollenden ließ: Gemeinsam rasten die beiden in Richtung Tor, und genau im richtigen Moment bediente der ballführende Draxler den mitgelaufenen Farfan. Das 4:1, mit dem Mittelstürmer Klaas-Jan Huntelaar vier Minuten vor Schluss seine lange Durststrecke beendete, war nur noch eine Zugabe.

Draxler lies sich durch Raúl-Videos inspirieren

Auf Huntelaars Saisonkonto sind jetzt sechs Treffer verbucht – so viele wie auf dem von Draxler, der sich auf der Fahrt nach Wolfsburg durch Videos von Toren des großen Raúl inspirieren ließ. „Ich formuliere jetzt ein klares Ziel: Ich will Torschützenkönig werden“, sagte Draxler und lachte dabei laut. Zur Sicherheit schob er für alle, die ihn missverstanden haben könnten, schnell noch nach: „War nur Quatsch, war alles nur Quatsch!“ Er wehre sich nicht gegen Tore, sagte er, aber viel wichtiger sei es gewesen, „dass wir als Mannschaft wieder ein Ausrufezeichen gesetzt haben“.

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Nur für gut zehn Minuten hatte Schalke in Wolfsburg die Kontrolle verloren – zehn Minuten, in denen zu befürchten war, dass das Spiel noch hätte kippen können. Denn Ivica Olic hatte in der 50. Minute das 1:1 erzielen dürfen, weil sich die Schalker erneut eine defensive Nachlässigkeit erlaubt hatten: Diesmal blieb Michel Bastos beim VfL-Angriff über außen einfach stehen.

„Aber wir haben uns nicht unterkriegen lassen und noch mal Gas gegeben“, bekräftigte Julian Draxler, der auch davon profitierte, dass sich Schalke inzwischen auf einen Torwart verlassen kann. Timo Hildebrand verdiente sich ein Sonderlob seines Trainers: „Es ist nicht seine erste überragende Leistung, er ist wieder in Topform und strahlt eine für die Mannschaft sehr wichtige Sicherheit aus.“

Für den Trainer war es eine "Weltklasseleistung"

Selbstverständlich bekränzte Jens Keller auch Julian Draxler: „Er hat heute eine Weltklasseleistung abgeliefert“, meinte der Trainer. Weltklasseleistungen bleiben aber bekanntlich auf dem internationalen Fußballmarkt nicht unbeobachtet, und deshalb wurde auch darüber diskutiert, ob Schalke den bis 2016 gebundenen Jung-Nationalspieler halten können wird. Längst sind renommierte ausländische Klubs auf das Top-Talent aufmerksam geworden, Manager Horst Heldt bestätigte deren Begehrlichkeiten. Routinier Christoph Metzelder meinte, man müsse „Julian die Angst nehmen, dass er, wenn er ein Angebot ausschlägt, nie mehr eine solche Chance bekommt“. Denn bei Schalkes Aussichten gäbe es keinen Grund zum Wechseln.

So sieht das auch Horst Heldt, der Interessenten keine Hoffnung macht: „Ich lege immer gleich auf, wenn sich jemand meldet – in welcher Sprache auch immer.“