Gelsenkirchen. Individuelle Fehler leiteten 1:3-Niederlage gegen Freiburg ein. Torjäger Klaas-Jan Huntelaar sah Gelb-Rot und fehlt zum Auftakt im Neuen Jahr gegen Hannover. Grabenkämpfe zwischen Ultras und Schalke-Fans.
Entscheidend iss aufm Platz? Nun ja, manchmal ist das, was auf der Trainerbank und auf den Rängen passiert, nicht minder spannend. So schwenkten die Blicke der 60 620 Zuschauer in der nicht ausverkauften Arena bei der 1:3-Niederlage gegen den SC Freiburg schon mal weg von den Geschehnissen auf dem Rasen.
Eins vorweg: Wer die kühne Behauptung aufstellte, die Schalker Mannschaft spiele an diesem fußball-schicksalshaften Nachmittag gegen ihren Trainer, wurde vom Anpfiff weg nicht bestätigt. Nichts deutete in der Anfangsphase darauf hin, dass es die letzten 90 Spielminuten des Schalkes-Trainers Huub Stevens werden sollten. Die Gastgeber hatten sich was vorgenommen, begannen engagiert, und fast jeder Angriff, der über die Schaltstelle Julian Draxler lief, wurde zu einer Gefahr für Freiburg.
Und der Erfolg ließ nicht auf sich warten: Atsuto Uchida hatte kurz vor seiner verletzungsbedingten Auswechselung mit einem klugen Pass die Freiburger Abseitsfalle überlistet, Lewis Holtby lief allein auf Torhüter Oliver Baumann zu, passte quer auf Jefferson Farfán, der einnetzte (20.). Sollte der Nachmittag doch für alle Beteiligten ein gutes Ende nehmen?
Defensiv-Qualität von Pappmaché
Doch da konnte noch niemand ahnen, dass die königsblaue Verteidigung im weiteren Verlauf die Qualität von Pappmaché hatte. Die Gäste aus dem Breisgau schalteten wie auf Kommando auf Angriff um – so hielt die blau-weiße Herrlichkeit ganze sechs Minuten. Still wurde es in der Arena, als der (verdeckte) Volleyschuss von Jan Rosenthal am machtlosen Timo Hildebrand vorbei den Weg in die Maschen fand. Und als wiederum sechs Minuten später Innenverteidiger Joel Matip ein verhängnisvolles Luftloch schlug, konnte Jonathan Schmid alleine auf Hildebrand zueilen: 1:2. Draußen saß Huub Stevens regungslos auf seiner Bank, als ahnte er da schon, welchen Verlauf der Abend für ihn nehmen würde.
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Die Mannschaft und der Trainerstab probierten wirklich alles. Aber Fortuna hatte sich längst vom Coach abgewendet. Just, als Stevens mit Teemu Pukki für Jones-Ersatz Christoph Moritz ein mutiges Zeichen für noch mehr Offensive setzen wollte, ging der Schuss nach hinten los. Christoph Metzelder, der für den verletzten Uchida ins Spiel gekommen war, schlug einen kapitalen Fehlpass, den die Freiburger blitzschnell im Mittelfeld aufnahmen und wiederum durch Jan Rosenthal zum entscheidenden 3:1 abschlossen. Dumm gelaufen.
Und da es immer noch ein bisschen dümmer kommen konnte, sah Stürmer Klaas-Jan Huntelaar nach einer bis dahin unglücklichen Vorstellung Gelb-Rot, weil Schiedsrichter Tobias Stieler ein Losreißen im Strafraum als ahndungswürdig erachtet hatte. Eine Bürde, die Huntelaar mit in die Rückrunde nimmt. Gruß- und kommentarlos lief Huntelaar an Stevens vorbei, dicke Luft zwischen den beiden Holländern.
Grabenkämpfe auf den Rängen
Die herrschte auch auf den Rängen während der gesamten Spielzeit. Die Ultras hinter dem Tor hielten sich an ihr Schweigegelübde, während die übrigen Fans es an lautstarker Unterstützung nicht mangeln ließen. Doch mit zunehmender Spieldauer nahmen die Grabenkämpfe Überhand. Als sich die Ultras zu „Peters-raus“-Rufen hinreißen ließen, dem ungeliebten DFL-Vizepräsidenten, kam die prompte Antwort von den Rängen mit „Ultras raus“ und „Wir sind Schalker – und ihr nicht“. Und als die Fans auch noch den „Mythos vom Schalker Markt“ anstimmten, ernteten sie von den Verweigerern höhnischen Applaus und manchen gereckten Mittelfinger.
Eine Neben-Baustelle, die der Klub momentan braucht wie eine Grippe-Epidemie. Manager Horst Heldt: „Das ist alles sehr, sehr unglücklich. In schwierigen Situationen sollte man zusammenstehen, die Mannschaft braucht die Unterstützung. Es geht hier nicht um einzelne Positionen, da müssen die Eitelkeiten hinten anstehen. Für mich steht der Verein über allem.“ Doch ob er diese Protestgruppe mit Argumenten überhaupt erreicht?