Gelsenkirchen. SSB-Präsident Lindner nimmt die Stadt, die nun für die Sportverwaltung zuständig ist, in die Pflicht. Was er am neuen Stabsstellenleiter schätzt

So langsam kehrt bei Klaus Lindner wieder Ruhe ein. Der Präsident des Stadtsportbundes Gelsensport hatte zuletzt viel mit der Umstrukturierung der Sportverwaltung zu tun. Seit Anfang des Jahres kümmert sich nicht mehr Gelsensport federführend darum, sondern eine neu eingerichtete Stabsstelle bei der Stadt. Sie ist nun etwa für wichtige Aufgaben wie die Planung, den Bau und die Instandhaltung von Sportstätten zuständig. Gelsensport ist in diese Aufgaben zwar weiter eingebunden, soll sich aber eher auf die Beratung der Sportvereine und Projektarbeit konzentrieren. Hintergrund ist die jahrelange Kritik an Gelsensport, unter anderem wegen des schlechten Zustands vieler Sportanlagen und komplizierter Strukturen. Im WAZ-Interview spricht Präsident Lindner über die Umstrukturierung und erklärt, warum sie ein zentrales Problem nicht löse und viele Sanierungsvorhaben auf Eis liegen, obwohl genug Geld da sei.

Herr Lindner, fühlt es sich seit der Umstrukturierung der Sportverwaltung anders an, Präsident von Gelsensport zu sein?

Klaus Lindner: Nein, weil wir ja nach wie vor in den ganzen Prozess eingebunden sind. Generell sind wir gerade in einer Phase, in der wir viel Organisatorisches absprechen müssen. Wir waren zum Beispiel komplett bei der Stadt angebunden, was Telefon, Internet und Computer angeht. Da stellen wir uns gerade auf eigene Füße.

Gelsenkirchen: Gelsensport an der Seite der Vereine

Was ändert sich für die Vereine durch die Umstrukturierung?

Da ändert sich gar nichts, denn die Ansprechpartner bleiben dieselben. Unser Arbeitsschwerpunkt ist jetzt einfach ein anderer. Wir sind nicht mehr vornehmlich für die Vergabe, Unterhaltung und Schadensregulierung der städtischen Sportanlagen zuständig, das macht jetzt die Stabsstelle Sport. Unsere alten Aufgaben sind uns nicht egal, wir sind darin ja weiter eingebunden. Aber wir sind jetzt nicht mehr in der Verantwortung.

Ist das gut für Gelsensport?

Ich glaube, es ist gut, weil wir jetzt an der Seite der Vereine deutlich mehr Druck aufbauen können auf die Verwaltung. Vorher waren wir ein Stück weit für die Prozesse mit verantwortlich, obwohl wir sie gar nicht beeinflussen konnten. Die Probleme, die da sind, hängen immer mit der Bauverwaltung zusammen. Hier sind mehrere Stellen unbesetzt, deshalb dauert es zum Beispiel sehr lange, bis ein Bauvorhaben ausgeschrieben wird.

Planungsstelle in der neuen Stabsstelle kann Probleme lösen

Wird die Umstrukturierung diese Probleme lösen?

Nein. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass nicht das Modell Gelsensport das Problem ist, sondern die verwaltungsinternen Strukturen. Und das kann nur gelöst werden, wenn es wirklich die von uns schon 2021 vorgeschlagene Planungsstelle innerhalb der neuen Stabsstelle gibt. Also nur, wenn es einen eigenen Planer für Sportanlagen gibt. Dann kann man schneller Ausschreibungen für Bauvorhaben auf den Weg bringen.

Oft ist auch die Rede davon, dass nicht genug Geld da sei, um Sportanlagen zu modernisieren.

Es liegt nicht am Geld. Es gibt Geld in der Rücklage aus der Sportpauschale. Damit könnte das Südstadion morgen saniert werden.

Wie viel Geld ist in der Rücklage?

Über 2,5 Millionen Euro.

Ein Stück weit Verständnis für die Bauverwaltung

Also wurde das Geld aus der Sportpauschale in den vergangenen Jahren nicht komplett ausgegeben?

Ja, weil keiner die Planung vorangetrieben hat, um dieses Geld ausgeben zu können. Davon hängt die Sanierung der Tartanbahn auf der Sportanlage Lohmühle ab, der Rückbau der Stehstufen im Südstadion und vieles andere auch. Ich habe sogar ein Stück weit Verständnis für die Bauverwaltung. Sie hat zu wenig Personal und den politischen Auftrag, dass sie in erster Linie Schulen und Kitas bauen muss. Das hat sicherlich Vorrang, aber deswegen kann nicht alles andere liegen bleiben.

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Was sind die beiden wichtigsten Bereiche, die die neue Stabsstelle jetzt angehen muss?

Für mich ist wichtig, dass die größten Baustellen auf den Sportstätten jetzt tatsächlich angegangen werden. Nicht dass darüber geredet wird, sondern dass endlich mal Bagger rollen. Damit meine ich vor allem das Südstadion und die Lohmühle. Außerdem müssen die städtischen Zuschüsse an die Vereine für die Pflege der Sportanlagen steigen, das wird jetzt ja neu verhandelt. In den letzten Jahren sind die Zuschüsse gleichgeblieben, aber der Mindestlohn ist gestiegen. Deshalb muss das angepasst werden.

Den Vereinsservice ausbauen

Und welche Ziele setzen Sie sich als Gelsensport?

Zum einen wollen wir zum Dienstleister und Interessensvertreter der Vereine werden, zum Beispiel, indem wir den Vereinsservice ausbauen. Wir haben zuletzt viele Geräte angeschafft, die sich die Vereine ausleihen können, zum Beispiel einen Stromgenerator. Zum anderen wollen wir eine moderne und attraktive Sportlandschaft für Vereine und Bürger schaffen, mit einer gesteigerten Quote an aktiven Sportlern.

Inwiefern hilft es, dass mit Roy Primus nun ein ehemaliger Gelsensport-Mitarbeiter die neue Stabsstelle leitet?

Das hilft sehr. Er hat vor ein paar Jahren schon an unserem Vorschlag für eine neue Organisationsstruktur mitgearbeitet. Damals hatten wir ihn schon für eine Teamleitungs-Stelle vorschlagen. Später ist er in einen anderen Bereich bei der Stadt gewechselt. Aber Roy ist einfach Sportler und er hatte immer das Wohl der Vereine im Blick. Deshalb freue ich mich sehr, dass er wieder zurück im Sport ist. Wir als Gelsensport wollen jetzt auch sehr kooperativ daran mitarbeiten, dass wir Lösungen finden für die Probleme, die wir im Sport haben.