Gelsenkirchen. Die Amateur-Saison fängt an. Kreis-12-Vorsitzender Fischer im Interview mit einem Ausblick und über Schwächen im Vergleich zu anderen Kreisen.
Christian Fischer war gerade schwimmen, obwohl er es nicht mag. Der Vorsitzende des Fußballkreises 12 (Gelsenkirchen, Gladbeck, Kirchhellen) hat sich vor einiger Zeit beim Tennisspielen einen Bandscheibenvorfall zugezogen. Schwimmen ist nun eine der einzigen Sportarten, die er problemlos betreiben kann. Freiwillig würde er allerdings nie ins Becken steigen: „Schwimmen ist langweilig“, sagt Fischer, als die WAZ ihn erreicht. Er stellt scherzhaft fest: „Ich bin 45 Minuten hin und her geschwommen und habe 725 Kacheln gezählt.“
Fischer freut sich deshalb umso mehr, dass an diesem Sonntag die Saison im Amateurfußball losgeht. Im Interview spricht er darüber, warum Gelsenkirchen im Vergleich zu anderen Kreisen schlecht dasteht, und richtet eine klare Forderung an die Vereine.
Fußballkreis Gelsenkirchen: „Schwach im Vergleich zu anderen Kreisen“
Herr Fischer, welches Spiel werden Sie sich zum Saisonstart anschauen?
Das ist eine gute Frage. Es gibt ja einige nette Partien. Bei meinen Jungs von Eintracht Erle (Fischers Heimatverein, Anm. d. Red.) traue ich mich nicht. Immer wenn ich mir da Spiele angucke, verlieren die (lacht). Ich werde wahrscheinlich nach Buer oder Hassel gehen. Gerade YEG finde ich sehr interessant, weil die im Sommer einen Riesenumbruch mitgemacht haben.
Nach YEGs Abstieg aus der Westfalenliga ist in dieser Saison erstmals seit Langem kein Team des Kreises in der Ober- oder Westfalenliga vertreten. Ist der Kreis 12 schlechter als umliegende Kreise?
Ja, im Vergleich zu anderen Kreisen sind wir schwach. Es ist traurig für den Fußball in Gelsenkirchen, dass wir so wenig qualitativ hochwertigen Fußball zeigen können. Aber das hat Gründe.
Welche?
Es gibt viel weniger Menschen, die im Verein Fußball spielen wollen. Das sehen wir daran, dass die Zahl der Mannschaften und der Vereine sinkt.
Werben für bessere Rahmenbedingungen
Aber mit diesem Problem haben andere Kreise auch zu kämpfen.
Ja, hinzu kommen die Rahmenbedingungen in Gelsenkirchen: Wir haben immer noch viele Ascheplätze. Damit lockst du niemanden an. Das ist ein wesentlicher Grund.
Was tun Sie dagegen?
Über unseren Partner Schalke 04 bezahlen wir die Qualifizierungslehrgänge für Trainer. Das macht kein anderer Kreis außer uns. Und wir werben für bessere Rahmenbedingungen, aber wir können uns keinen Kunstrasen kaufen. Generell finde ich: Die Vereine sind teilweise zu viel damit beschäftigt, sich gegenseitig an den Kragen zu gehen, statt Kräfte zu bündeln.
Wie meinen Sie das?
Es gibt Anlagen, auf denen drei Vereine spielen. Das klappt in den seltensten Fällen. Statt zu gucken, wo man ein Miteinander schaffen kann, geht’s nur darum: Wer spielt wann auf dem Kunstrasen oder wer kriegt welche Kabine? Viele hören das nicht gerne, aber ich denke: Zusammenschlüsse von Vereinen würden dem Fußball in Gelsenkirchen guttun, weil sie dann mehr Gehör haben und mehr erreichen können. Damit meine ich jede Anlage, auf der mehr als ein Verein spielt.
Vereine befürchten zum Beispiel, dass die Zahl der Teams dann weiter sinken könnte.
Nein, warum sollte die Zahl sinken? Die soll auch gar nicht sinken. Grundsätzlich können wir als Kreis solche Zusammenschlüsse nur unterstützen. Die Initiative muss von den Vereinen selbst kommen.
Wegen der Einführung der eingleisigen Kreisliga A wird es in dieser Saison viel mehr Absteiger geben. Schon vor Saisonstart haben sich zwei Teams aus der Kreisliga A2 abgemeldet. Ist das ein Zeichen dafür, dass einige Mannschaften die Umstellung nicht überleben werden?
Nein, das eine hat nichts mit dem anderen zu tun. Es ist schade, dass diese Mannschaften zurückgezogen haben. Das zeigt aber ein Problem: Wenn ich mit Trainern spreche, erzählen sie oft: ‚Spieler geben mir eine Zusage, wechseln dann aber doch woanders hin.‘ Außerdem wollen wir dafür sorgen, dass der Meister direkt aufsteigt. Das geht nur mit einer Liga, weil wir nicht zwei Aufstiegsplätze haben. Und wir wollen wieder gleichwertige Mannschaften gegeneinander spielen lassen. Das bringt hohes Niveau und viel Spannung.
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Besonders viele Teams des Kreises sind in der Bezirksliga vertreten. Was trauen Sie denen zu?
Ich traue allen zu, dass sie zumindest in der Liga bleiben – und einigen auch, aufzusteigen. Mit Viktoria Resses Trainer Matthias Potthoff habe ich zum Beispiel selbst Fußball gespielt. Er ist jemand, der nicht nur die Liga halten will, er ist fußballverrückt. Auch Horst 08 ist nicht da, um die Liga zu halten. Die Gladbecker Teams haben ebenfalls Potenzial.
Das klingt nach großer Vorfreude auf den Saisonstart.
Ich freue mich mega. Ich war als Kreisvorsitzender noch nie so nervös vor einer Saison wie jetzt. Gerade die Kreisliga A wird richtig spannend, weil alle unter die Top acht kommen wollen. Das Risiko, abzusteigen, war noch nie so hoch. Da tut jeder Punkt, den du liegen lässt, doppelt weh.