Gelsenkirchen. Schalkes U19-Trainer Norbert Elgert hatte alle drei Sané-Brüder unter seinen Fittichen. Der 65-Jährige sieht beim Trio gute Gene.

Schalkes U19-Trainer Norbert Elgert hat in seiner Laufbahn schon viel erlebt. Dass er allerdings mit gewissen zeitlichen Abständen drei Brüder Kim, Leroy und Sidi Sané in der Knappenschmiede unter seinen Fittichen hatte, war selbst für den erfahrenen Fußball-Lehrer ein Novum.

Ein Bruder-Duell in der Regionalliga steht wohl an

„Ich kann mich ehrlich gesagt nicht daran erinnern, dass so etwas bei mir schon einmal vorgekommen ist“, sagt Norbert Elgert mit einem Schmunzeln.

Während der derzeit verletzte Leroy Sané (26) den ganz großen Durchbruch geschafft hat und bereits zwei Deutsche Meisterschaften mit seinem aktuellen Verein FC Bayern München und zwei englische Meistertitel mit Manchester City eingefahren hat, treffen Kim Sané (27) und Sidi Sané (19) wahrscheinlich am kommenden Sonntag (14 Uhr) zum Duell in der Regionalliga West aufeinander.

Wattenscheids Kim Sané bei einer Offensivaktion im Heimspiel gegen Lippstadt.  Foto: Biene Hagel/FUNKE Foto Services
Wattenscheids Kim Sané bei einer Offensivaktion im Heimspiel gegen Lippstadt. Foto: Biene Hagel/FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Biene Hagel

Elgert: „Die drei haben vieles gemeinsam“

Kim, der älteste Bruder, steckt mit der SG Wattenscheid im Abstiegskampf. Sidi, der Jüngste des Bruder-Trios, rangiert mit Schalkes U23 weiter oben in der Tabelle. „Die drei haben vieles gemeinsam“, sagt Norbert Elgert mit einem Blick auf seine ehemaligen Schützlinge, „Leroy, Kim und Sidi haben von der Genetik ihrer Eltern vieles mitbekommen. Das waren Hochleistungssportler.“

Mutter Regina war Sportgymnastin, Vater Samy schneller Stürmer

Mutter Regina Sané-Weber gewann 1984 bei den Olympischen Spielen in Los Angeles die Bronzemedaille in der Rhythmischen Sportgymnastik. Der aus dem Senegal stammende Vater Souleyman Sané zählte in seiner besten Karrierephase zu den schnellsten Offensivkräften im deutschen Profi-Fußball und wurde 1988 im Trikot des SC Freiburg als erster Ausländer überhaupt Topscorer der 2. Bundesliga.

Sané gelangen 21 Treffer für die Breisgauer – an seiner Seite als Sturmpartner damals: Joachim Löw. In der Bundesliga spielte Samy Sané für den 1. FC Nürnberg und die SG Wattenscheid 09, bei der er zum absoluten Publikumsliebling avancierte.

Elgert: „Dazu fühle ich mich nicht berufen“

Auf die Frage, ob Norbert Elgert bereits in der A-Jugend erkennt, wohin der Weg eines Talents im Laufe der kommenden Jahre führen kann, sagt der routinierte Coach: „Ich fühle mich nicht dazu berufen, zu sagen: Der schafft es – und der schafft es wahrscheinlich nicht. Die Spieler brauchen nicht nur sportliches Talent, sondern auch noch andere Dinge, wie zum Beispiel die Einstellung und den Umgang mit Widerständen.“

Kim Sané war Leichtathlet und Footballer

Bei Kim Sané konnte Elgert bereits früh „enormes athletisches Potenzial“ entdecken. Das zeigte der 27-Jährige in den vergangenen Jahren nicht nur auf dem Fußballplatz: Nachdem er den Sprung in den Profibereich nicht schaffte, beendete er seine Karriere zwischenzeitlich.

Er war dann erfolgreicher Sportler in der höchsten deutschen American-Football-Liga als Wide Receiver und startete für den TV Wattenscheid 01 als Sprinter bei Leichtathletik-Wettkämpfen. Seine 100-Meter-Bestleistung liegt unter 11 Sekunden.

Als Fußballer ist er zwar nicht auf sein Tempo zu reduzieren – Kim Sané als Konterstürmer war bislang aber die gefährlichste Waffe des Tabellen-Schlusslichts. Eine Sache, die Schalkes U23-Coach Jakob Fimpel bei seiner Spielplanung beachten muss.

Enormes Potenzial bei Sidi Sané

Und auch bei Sidi Sané, der im Regionalliga-Team spielt und hin und wieder bei den königsblauen Profis trainiert, sieht der U19-Coach „enormes Potenzial“.

Sidi Sane kam unter der Woche beim Schalker U23-Test gegen Jong PSV Eindhoven eine Halbzeit zum Einsatz.  Foto: Michael Korte / FUNKE Foto Services
Sidi Sane kam unter der Woche beim Schalker U23-Test gegen Jong PSV Eindhoven eine Halbzeit zum Einsatz. Foto: Michael Korte / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Norbert Elgert: „Sidi war in frühester Kindheit längere Zeit schwer verletzt und ist sicherlich noch nicht am Ende seiner Entwicklung. Er ist schnell, hat ein enormes Tempo, schießt ab und zu Tore und ist in der Lage, auch mal einen Gegner auszuspielen.“ Was beim jüngsten Sané-Bruder noch als Plus hinzukommt: In der U19 erfüllte der Youngster auch Defensivaufgaben, während er aktuell als Offensivspieler agiert.

Thiaw und Matip als Beispiel

Elgert: „Sidi ist sehr vielseitig, das ist Stand jetzt natürlich ein Vorteil. Aber irgendwann sollte sich ein Spieler auf eine Position spezialisieren.“ Manchmal benötigt es auch einen kleinen Denkanstoß oder den entscheidenden Tipp, um einen jungen Fußballer auf seine vermeintlich beste Position zu lenken.

„Ich kann mich noch gut an Malick Thiaw erinnern. Bei ihm war es so, dass er Überzeugungsarbeit brauchte, um von seiner Lieblingsposition Mittelfeld in die Innenverteidigung zu rücken. Bei Joel Matip war es ähnlich. Letztlich muss es ein Spieler auch wollen“, streicht Norbert Elgert heraus.

Thiaw wird von der Italien-Presse gelobt

Malick Thiaw steht mittlerweile beim AC Mailand unter Vertrag und gab vor wenigen Tagen sein Debüt für den italienischen Top-Klub. Der 21-Jährige wurde nach dem 2:1-Sieg bei Hellas Verona von den italienischen Zeitungen gelobt. Matip sei nach seiner Einwechslung mit seinen Grätschen und seinem Einsatz mit dafür verantwortlich gewesen, dass der AC Mailand den Sieg über die Ziellinie brachte. Der U21-Nationalspieler war im August für rund zehn Millionen Euro von Schalke 04 nach Mailand gewechselt.

Das Spiel der Schalker U23 übertragen wir am Sonntag live auf waz.de. Alle Infos online: waz.de/regionalliga-live