Gelsenkirchen. Die Mehrheit der Gelsenkirchener Teams begrüßt die Einführung der eingleisigen Fußball-Kreisliga A. Kritik kommt vor allem von kleinen Vereinen.
„Ich glaub‘, es geht schon wieder los“, singt Roland Kaiser in seinem 1988 veröffentlichten, gleichnamigen Schlagerhit. Eine Liedzeile, die er zwar auf die Liebe bezieht, die aber auch perfekt zum vergangenen Spieltag in der Fußball-Kreisliga A 1 passt. Da ging nämlich auch wieder etwas los, und zwar gab’s das erste zweistellige Ergebnis im Kreisoberhaus in dieser Saison. Eintracht Erle fertigte den BV Horst-Süd mit 10:1 ab. Genau solche Ergebnisse soll es bald aber nicht mehr geben, denn der Fußballkreis 12 (Gelsenkirchen, Gladbeck, Kirchhellen) legt, wie berichtet, die zwei Kreisliga-A-Staffeln zur Saison 2024/25 zusammen.
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So soll zum einen die Qualität steigen, zum anderen soll der Meister direkt, also ohne ein Relegationsspiel, aufsteigen dürfen, was bisher nicht der Fall ist. Doch was halten überhaupt die betroffenen Vereine davon? Die WAZ hat bei allen Trainern der Gelsenkirchener A-Kreisligisten nachgefragt – und ein klares Meinungsbild erhalten: Von den 27 Teams aus den beiden Staffeln antworteten 25 auf die Anfrage, 17 davon sind für die Zusammenlegung. Je vier lehnen sie ab beziehungsweise sind unentschlossen.
Kreisliga A in Gelsenkirchen: Thomas Krömmelbein empfiehlt 18 Teams
Was auffällt: Bei den Gegnern und Unschlüssigen handelt es sich überwiegend um kleine Vereine wie die Spvgg Erle 19, Preußen Sutum, die DJK Blau-Weiß und Union Neustadt. Für die Zusammenlegung sind, neben einzelnen kleinen Klubs wie Glückauf Hüllen und dem BV Horst-Süd, hauptsächlich große Vereine, zum Beispiel Beckhausen 05 und die Rotthauser Klubs SSV/FCA und DJK TuS.
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Auch Thomas Krömmelbein, der Trainer von Westfalia 04, zählt zu den Fans. „Wir begrüßen die eingleisige Kreisliga A hinsichtlich verbesserter Attraktivität und Leistungsstärke. Auch die Aufstiegsregelung wird dadurch fairer umgesetzt“, schreibt er in seiner Antwort und empfiehlt, die künftige Liga auf maximal 18 Mannschaften zu begrenzen.
Ludwik Harelik: „Einige Vereine werden von der Bildfläche verschwinden“
Der Fußballkreis überlegt derzeit, in der ersten Saison, also 2024/25, 20 Teams im Kreisoberhaus antreten zu lassen und die Liga erst in der darauffolgenden Spielzeit auf 18 Mannschaften zu reduzieren. So könnte man den vermehrten Abstieg abfedern, der am Ende der Saison 2023/24 nötig sein wird. Das Gleiche gilt für die B-Kreisligen, in denen Platz für die Absteiger aus der Kreisliga A geschaffen werden muss. Die genaue Zahl der Absteiger will der Kreis bis zum Ende des Jahres bekanntgeben, doch der vermehrte Abstieg sorgt schon jetzt für Diskussionen.
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„Darunter wird der Amateurfußball in Gelsenkirchen mit Sicherheit leiden, einige Vereine werden von der Bildfläche verschwinden“, meint Ludwik Harelik, der Coach des FC Horst 59, der in dieser Saison schon zweimal mit 0:9 verloren hat. Ludwik Harelik gehört zu den unentschlossenen Trainern, da er andererseits lobend feststellt, dass die Zusammenlegung „sportlich definitiv das Niveau anheben wird“.
Frank Adriaans empfiehlt Christian Fischer, DFB-Präsident zu werden
Frank Adriaans, der Trainer des FC Kickers Ückendorf, findet es zwar gut, dass der Meister künftig direkt aufsteigen wird, glaubt aber, „dass die Vereine, die sowieso Probleme haben, Gelder zu generieren, es bald noch schwerer haben werden“. Er erklärt: „Wenn wir zu Hause gegen Grafenwald spielen, werden da zuschauermäßig fünf Mann mitkommen. Dann hast du weniger Einnahmen, als wenn wir gegen Neustadt spielen.“
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Das Argument, hohe Siege verhindern zu wollen, überzeugt Frank Adriaans nicht. „Dann“, sagt er mit einem Augenzwinkern, „müssen die sich in der Bundesliga auch Gedanken machen. Da kriegt Schalke sechs Stück von Union und Bochum sieben von Bayern. Dann muss der Fischer (Christian Fischer, Fußballkreis-Vorsitzender, Anm. d. Red.) DFB-Präsident werden und das auch anpacken.“
Die Gelsenkirchener Klubs durften nicht mitreden
Am schärfsten kritisiert Preußen Sutum, aktuell Tabellenzweiter in der Kreisliga A 1, die Zusammenlegung. „Ich finde es eine Frechheit, dass das über unseren Kopf hinweg entschieden wurde“, schimpft Sutums Vorstandsmitglied Savas Yesil.
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Den Beschluss hatte der Kreisvorstand ohne die Beteiligung der Klubs gefasst. „Die kleinen Vereine werden kaputtgemacht“, klagt Savas Yesil. „Wir werden es auf kurz oder lang nicht schaffen, die Kreisliga A zu halten, weil unsere Leute immer älter werden. Für uns kleine Vereine ist die eingleisige Kreisliga A der Untergang.“