Gelsenkirchen. Für Schalkes U17-Co-Trainer Tim Hoogland schließt sich mit dem Finale gegen Stuttgart ein Kreis. Welche Paralleln er zum Team von 2002 sieht.
Das Jahr 2002 war ein ganz besonders erfolgreiches für den FC Schalke 04. Die Profis gewannen den DFB-Pokal, die U19 wurde DFB-Junioren-Pokalsieger - und die U17 errang die Deutsche Meisterschaft der Fußball-B-Junioren, zum zweiten Mal nach 1976. Nach jetzt 20 Jahren greift der Knappen-Nachwuchs erneut nach dem dritten nationalen Meistertitel in dieser Altersklasse. Am kommenden Sonntag steht die U17 ab 10.45 Uhr im Parkstadion im Finale gegen den VfB Stuttgart.
VfB Stuttgart - das war auch Schalkes Endspielgegner im Jahre 2002. Ein gutes Omen, denn die Königsblauen gewannen damals unter Manfred Dubski als Trainer vor 4000 Zuschauern in der Glückauf-Kampfbahn mit 3:1 nach Verlängerung. „Obwohl wir damals als der Außenseiter gesehen wurden“, erinnert sich Tim Hoogland.
Tim Hoogland hat sich die Meistermedaille wieder angeschaut
Tim Hoogland ist so etwas wie das Bindeglied zwischen der Meistermannschaft von 2002 und den Meister-Anwärtern von 2022. Vor 20 Jahren stabilisierte er als damals 17-Jähriger die Abwehr, jetzt ist er als Co-Trainer wieder mit dabei. „Vor kurzem habe ich mir mal wieder die Meistermedaille angeschaut“, erzählt der gebürtige Marler. „Das weckt schöne Erinnerungen. Und das wird immer so bleiben. Ein Meistertitel ist ein Erfolg für die Ewigkeit.“
Er hofft, dass am Sonntag auch die nächste königsblaue Generation solche Medaillen in Empfang nehmen darf. „Ich würde mich riesig freuen, wenn unsere Truppe von damals am Sonntag als letzte Schalker B-Junioren-Meistermannschaft abgelöst wird“, sagt Tim Hoogland. „Die Jungs von heute haben sich das mit dieser herausragenden Saison verdient.“
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Vor 20 Jahren wurde der Titel nach einem etwas anderen Modus ausgespielt. Damals gab es als höchste Spielklasse keine dreigeteilte Bundesliga, sondern fünf Regionalliga-Staffeln. Acht Mannschaften qualifizierten sich für das Viertelfinale, in dem sich der FC Schalke 04 nach einer 2:3-Auswärtsniederlage gegen Hertha BSC mit einem 5:1-Sieg im Rückspiel durchsetzen konnte. Auch im Halbfinale gegen Eintracht Frankfurt gab es zunächst auswärts eine 2:3-Niederlage. Auch diesmal wendeten die Königsblauen das Blatt im Rückspiel. Nach der regulären Spielzeit stand es 1:0. Das Elfmeterschießen gewannen die Schalker mit 4:3.
Mannschaft des VfB Stuttgarts war mit späteren Nationalspieler gespickt
Nach dem Gewinn des Westdeutschen Meistertitels hatten sich fast alle Spieler eine Glatze schneiden lassen. Als am 6. Juli 2002 um 15 Uhr das Finale gegen den VfB Stuttgart angepfiffen wurde, waren die Folgen dieser Maßnahme noch zu sehen, auch wenn die ersten neuen Haare vorsichtig zum Vorschein kamen.
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Vielleicht lag es an diesem aerodynamischen Äußeren, dass Tim Hoogland bereits beim Betreten des Rasens das Gefühl hatte: „Wir reißen das!“ Der VfB trat mit den späteren A-Nationalspielern Mario Gomez, Christian Gentner, Tobias Weis und Marvin Compper an. Die Glanzlichter setzten aber andere. Beispielsweise die beiden Schalker Angreifer Sebastian Westerhoff und Michael Delura. Sie teilten sich die drei Treffer im Finale, nachdem sie bereits in den Meisterschaftsspielen außerordentlich erfolgreich gewesen waren. Sebastian Westerhoff erzielte 33 Treffer, Michael Delura nur fünf weniger.
Schalke U17: Hoogland sieht mannschaftliche Geschlossenheit
„Für uns war der Titel das Allergrößte. Ausgezeichnet hat uns damals die mannschaftliche Geschlossenheit“, erinnert sich Tim Hoogland. „Die bringt auch die aktuelle U17 mit. Die Jungs sind eine echte Einheit.“ Auffällig jedoch, dass aus der Meistermannschaft von 2002 nur zwei Spieler den Durchbruch nach ganz oben geschafft haben: Michael Delura und eben Tim Hoogland, der für den FC Schalke 04, den FSV Mainz 05, den VfB Stuttgart und den VfL Bochum 59-mal in der Bundes- und 181-mal in der 2. Bundesliga zum Einsatz kam.
„Das zeigt, wie schmal der Grat ist“, betont Tim Hoogland. In diesem Alter sind die Entwicklungswege sehr unterschiedlich.“ Will heißen: Nicht jeder, der sich mit 16 oder 17 Jahren Deutscher Meister nennen darf, wird später auch seinen Lebensunterhalt mit Fußball bestreiten können. Der Kontakt unter den Meisterspielern ist im Laufe der 20 Jahre weitgehend abgebrochen. „Im Fußball trennen sich die Wege leider häufig wieder“, sagt Tim Hoogland, der dankbar dafür ist, dass er als Fußballer so viel erleben durfte, auch wenn zahlreiche Verletzungen eine noch größere Karriere verhindert haben.
Schalke U17: Trainer-Kombi passt
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Seit Beginn dieser Saison gibt er seine Erfahrung als Co-Trainer neben Robin Willeke im Staff von Chef-Coach Onur Cinel weiter. „Diese Dreier-Kombi passt perfekt“, sagt Tim Hoogland. „Onur Cinel ist ein fantastischer Trainer, der das Maximum aus jedem Spieler herausholen kann. Ich bin froh, bei ihm lernen zu können und mit meinem ehemaligen Trainer Norbert Elgert in der U19 einen weiteren Ansprechpartner in diesem Bereich zu haben.“
Derzeit bastelt Hoogland in einem Kurs in Wales für ehemalige Profis an der A-Lizenz. „Ich finde es wichtig, den Beruf des Trainers von der Pike auf zu lernen“, sagt er. Deshalb saugt er auch jeden Moment in der U17 auf, verbunden mit der großen Hoffnung, sich ab Sonntag wieder Deutscher B-Junioren-Meister nennen zu dürfen - diesmal nicht als Spieler, sondern als Co-Trainer.