Buer. Gelsenkirchen: Nach fast 50 Jahren im Vorstand der Spvgg Westfalia Buer kandidiert Werner Altenwerth nicht mehr. Die Liebe führte ihn zum Klub.

Ein Dortmund-Fan, der in Wanne-Eickel lebt und einen Fußballverein in Gelsenkirchen-Buer führt: Werner Altenwerth ist das perfekte Beispiel dafür, wie viel Ruhrgebiet in einem Menschen stecken kann. Seit fast 50 Jahren führt er eine Fernbeziehung zu seinem Herzensverein Spvgg Westfalia Buer: Viermal pro Woche fährt er die die zwölf Kilometer zur Sportanlage Lohmühle, wo die Westfalia spielt. Hier arbeitet Werner Altenwerth seit 1975 im Vorstand und ist – mit einer kurzen Unterbrechung – seit 1992 Vorsitzender des Klubs.

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Für seinen zweiten Herzensverein, die Borussia aus Dortmund, bekommt Werner Altenwerth in Buer ab und an mal einen Spruch gedrückt: „Da werde ich natürlich auch mal verarscht, vor allem wenn Dortmund verloren hat“, erzählt er und lacht. „Das ist aber nur auf scherzhafter Basis.“ Solche Sprüche wird Werner Altenwerth künftig deutlich seltener hören, denn er wird auch seltener in Buer sein. Der 73-Jährige zieht sich aus dem Westfalia-Vorstand zurück, bei der Jahreshauptversammlung am morgigen Freitag wird der Vorsitzende alters- und krankheitsbedingt nicht mehr kandidieren.

Auflage des Schwiegervaters: Hochzeit nur bei Vereinsbeitritt

Nach so vielen Jahren fällt Werner Altenwerth der Abschied schwer: „Ich hatte zwei, drei schlaflose Nächte deswegen. Der Verein ist mir sehr ans Herz gewachsen.“ Kein Wunder, schließlich war es auch das Herz, genauer gesagt die Liebe, die ihn überhaupt erst zum Klub geführt hat. Bei einem Termin im Straßenverkehrsamt lernte er seine Frau Elke kennen. Ihr Vater war seit den 60er-Jahren im Vorstand des Klubs tätig, sie selbst Fan und arbeitete ebenfalls im Verein mit. Da war klar: Elke und Westfalia gibt’s nur im Doppelpack. „Wenn du meine Tochter heiraten willst“, hatte Werner Altenwerths Schwiegervater damals zu ihm gesagt, „musst du in den Verein gehen.“

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Werner Altenwerth war zunächst nicht begeistert. „Was habe ich mit Westfalia Buer zu tun?“, fragte er sich. Letztlich steckten ihn Frau und Schwiegervater aber mit der Begeisterung für den Klub an. Am Anfang war er Balljunge und sortierte die Trikots. Später rückte er zum Geschäftsführer, dann zum Vorsitzenden auf. „Die Arbeit im Verein hat mir immer sehr viel Spaß gemacht. Da wurde gar nicht darüber geredet, wie viel Zeit das kostet. Das wurde einfach gemacht“, sagt Werner Altenwerth.

Abmeldung der ersten Mannschaft aus der Kreisliga A als Tiefpunkt

Sein Credo: Wirtschaftliche Stabilität steht über dem sportlichen Erfolg. Die 70er-Jahre, in denen die Westfalia in der Landesliga spielte, zählt Werner Altenwerth rückblickend zwar zu den Höhepunkten seiner Amtszeit, doch er gibt sich auch mit der aktuellen Realität Kreisliga zufrieden. „Das ist alles eine Kostenfrage“, betont Werner Altenwerth. „Es ist unglaublich, was einige Spieler heute selbst in der Kreisliga fordern. Das ist immer noch ein Hobby. Mit Geldern waren deshalb sie bei mir fehl am Platz.“

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Trotzdem erlebte er in seinem letzten Jahr als Vorsitzender noch einen Schock: Die erste Mannschaft der Westfalia löste sich kurz vor Beginn der laufenden Saison auf, Werner Altenwerth musste das Team aus der Kreisliga A abmelden. Dabei hatte sich der Vorsitzende so sehr darüber gefreut, dass das Team 2019 pünktlich zum 100-jährigen Vereinsbestehen den Aufstieg in die Kreisliga A geschafft hatte. „Dieser Rückzug war das Ärgerlichste, was mir passiert ist. Das hat mich schwer getroffen“, blickt Werner Altenwerth zurück. Immerhin hat er noch vor seinem Abschied 25 neue Spieler gefunden, die in der kommenden Saison beim Neustart in der Kreisliga B dabei sind.

Werner Altenwerth macht für junge Leute Platz

In den nächsten Jahren sollen dann auch wieder mehr Nachwuchsspieler zu den Senioren aufrücken. In dieser Saison ist die Westfalia zum ersten Mal seit langer Zeit wieder in jeder Altersklasse mit mindestens einem Team vertreten. Darauf ist Werner Altenwerth besonders stolz: „Wir haben seit 2017 viel in die Jugend investiert. Wenn wir pro Saison drei, vier Spieler in die Senioren integrieren können, hat sich die Arbeit schon gelohnt.“

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Auch im Vorstand will Werner Altenwerth nun für junge Leute Platz machen. Das bedeutet aber nicht, dass seine Fernbeziehung zur Spvgg Westfalia Buer beendet ist. „Ich werde den neuen Vorstand weiter unterstützen und beratende Tätigkeiten ausüben“, verrät Werner Altenwerth.