Gelsenkirchen. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat für die Gelsenkirchener Ratssitzung am kommenden Donnerstag einen entsprechenden Antrag gestellt.

Brisanter Angriff auf den Dachverband der Gelsenkirchener Sportvereine, auf Gelsensport: Für die Ratssitzung am Donnerstag hat die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen einen Antrag zur Aufnahme in die Tagesordnung gestellt, der einen „schriftlichen Sachstandsbericht zu den möglichen Auflösungsszenarien des Vertrags der Stadt Gelsenkirchen mit Gelsensport“ fordert. Mit anderen Worten: Die Grünen wollen wissen, wie man Gelsensport auflöst.

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Warum die Grünen derart in die Offensive gehen? In der Begründung des Antrags, der der WAZ vorliegt, nennt die Fraktion drei zentrale Gründe. Einer davon bezieht sich auf das Vorgehen von Gelsensport gegen den Vorsitzenden des Fußballkreises, Christian Fischer.

Christian Fischer soll vertrauliche Gespräche aufgezeichnet haben

Mitte Dezember hatte Gelsensport den Kreis in einem Brief an die Vereine dazu aufgefordert, sich wegen vier Strafanzeigen von aktuellen und ehemaligen Gelsensport-Funktionären von seinem Vorsitzenden zu trennen. Christian Fischer soll vertrauliche Gespräche aufgezeichnet haben. Gelsensport hatte dies mit dem Brief öffentlich gemacht, obwohl es sich um ein laufendes Verfahren ohne rechtskräftiges Urteil handelt.

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„Die Unschuldsvermutung ist eines der Grundprinzipien eines rechtsstaatlichen Strafverfahrens. In der Causa Christian Fischer hat Gelsensport mehrmals dagegen verstoßen“, schreiben die Grünen und bezeichnen die Aufforderung an den Fußballkreis als „rechtswidrigen Eingriff in die Souveränität der Selbstorganisation von Sportvereinen“. Diese Vorwürfe hatten die Grünen bereits in der zurückliegenden Sportausschuss-Sitzung am 17. Februar erhoben.

Gelsensport ist zur Auskunft nicht verpflichtet

Die Reaktion von Gelsensport ist der nächste Grund für den Rats-Antrag der Grünen. „In einem zweiten Info-Brief an die Vereine hat Gelsensport in der Angelegenheit nachgetreten und seine Vorwürfe gegenüber der Person Christian Fischer aufrechterhalten und eine Rechtfertigungsnotwendigkeit gegenüber der kommunalen Verwaltung sowie der Politik als Kontrollorgan weit von sich gewiesen beziehungsweise abgelehnt“, heißt es in der Begründung.

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Die Grünen beziehen sich damit auf eine Stellungnahme Gelsensports nach der Sportausschuss-Sitzung. Hier bekräftigte der Dachverband die Vorwürfe gegen Christian Fischer und betonte, dass Gelsensport „als eigenständiger Verein nicht dazu verpflichtet“ sei, Auskunft zu geben, dies aber aufgrund der „langjährigen, guten Zusammenarbeit“ mit der Stadt und dem Ausschuss dennoch tue.

Verbindungen der Funktionsträger zur SPD und CDU

Da Gelsensport 1994 in einem Vertrag die Aufgaben der Sportverwaltung von der Stadt übertragen bekommen hat, sehen die Grünen den Dachverband in der Pflicht, sich öffentlich zu äußern. Die anfängliche Ablehnung Gelsensports stelle eine „Verletzung der Treupflicht gegenüber dem Vertragsverhältnis“ dar.

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Außerdem zweifelt die Fraktion die Neutralität an, die sich Gelsensport als Ziel gesetzt hat, und weist auf Verbindungen zur SPD und CDU hin: Beispiele seien der frühere Geschäftsführer Günter Pruin (früherer SPD-Fraktionsgeschäftsführer), dessen inzwischen entlassener Nachfolger Marco Baron (Vorsitzender SPD-Ortsverein Buer-Mitte III), Gelsensport-Präsident Jürgen Deimel (Vorstandsmitglied im CDU-Ortsverband Resse/Resser Mark) und dessen Nachfolge-Kandidat Dieter Kutzborski (Bezirksfraktionsvorsitzender der CDU Gelsenkirchen-Nord). Gelsensport sei weit davon entfernt, „den Sport in Gelsenkirchen politisch unbefangen und neutral zu steuern“, folgern die Grünen.

Der Ruf der Grünen nach Informationen

Sie fordern deshalb Informationen darüber, „wie sich die Auflösung des Vertrages mit Gelsensport darstellt und wie die Sportverwaltung wieder in die kommunale Verwaltung eingegliedert“ werden könne. Wie es danach weitergehen könnte, ließ David Fischer, stellvertretender Fraktionsvorsitzender und sportpolitischer Sprecher der Grünen, zuletzt im Sportausschuss erahnen: Da kündigte er an, seiner Fraktion zu empfehlen, „einen Antrag auf Auflösung des Modells Gelsensport zu stellen“.

Der jetzige Ruf nach Informationen könnte der erste Schritt dorthin sein.