Gelsenkirchen. Gelsensport erklärte das Vorgehen gegen den Vorsitzenden des Fußballkreises 12 – im nicht-öffentlichen Sitzungsteil. Grüne und FDP üben Kritik.
„Nur der S04!“ Mit diesen Worten rundete Daniel Siebel, Vorsitzender des Gelsenkirchener Sportausschusses, sein kurzes Eröffnungsstatement bei der ersten Sitzung des neuen Jahres ab. Passend zum anstehenden Derby in der Fußball-Bundesliga zwischen dem FC Schalke 04 und Borussia Dortmund sorgte er damit für einige herzhafte Lacher im Sportausschuss. Das war’s dann aber auch schon mit Friede, Freude, Currywurst im Ratssaal, denn die restliche Sitzung bot allerhand Zündstoff.
Heißes Thema: Das Vorgehen von Gelsensport gegen den Vorsitzenden des Fußballkreises Gelsenkirchen, Christian Fischer. Statt sich öffentlich zu erklären, wurde dieser Tagesordnungspunkt kurzerhand in den nicht-öffentlichen Teil der Sitzung verlegt. Doch der Reihe nach.
Klärungsbedarf in der Causa Christian Fischer
Sowohl die FDP-Ratsfraktion als auch die Fraktion Bündnis 90/die Grünen hatten zuvor Klärungsbedarf in der Causa Christian Fischer angemeldet und einen Sachstandsbericht beantragt. Sie wollten wissen, warum Gelsensport Mitte Dezember einen Brief an seine Mitgliedsvereine geschickt und den Fußballkreis darin dazu aufgefordert hatte, sich von seinem Vorsitzenden Fischer zu trennen.
Hintergrund sind vier Strafanzeigen von aktuellen und ehemaligen Gelsensport-Funktionären gegen Christian Fischer, weil jener vertrauliche Gespräche aufgezeichnet und damit gegen die Vertraulichkeit des Wortes verstoßen haben soll. Da es sich um ein laufendes Verfahren ohne rechtskräftiges Urteil handelt, hatte der Vorstoß von Gelsensport für ein geteiltes Echo gesorgt.
Zu der von FDP und Grünen geforderten öffentlichen Stellungnahme kam es in der Sportausschuss-Sitzung dann aber nicht. Die große Koalition aus SPD und CDU stimmte dafür, die Diskussion in den nicht-öffentlichen Teil der Sitzung zu verlegen.
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„Natürlich muss geklärt werden, was da geschehen ist und wieso es so weit gekommen ist. Aber aus Datenschutz-Gründen macht es Sinn, dies im nicht-öffentlichen Teil zu besprechen“, sagte der Vize-Kreisvorsitzende der CDU Gelsenkirchen, Andreas Batzel.
Grünen-Sprecher übt scharfe Kritik und fordert Rücktritte
David Fischer, sportpolitischer Sprecher der Grünen, sah das anders und stellte fest, dass „hier ganz offensichtlich eine rechtswidrige Vorgehensweise zur Diskreditierung der ehrenamtlichen Tätigkeit und Reputation einer Person gewählt und selbst öffentlich gemacht“ wurde.
David Fischer schob nach: „Wenn die GroKo jetzt tatsächlich diesen Tagesordnungspunkt im öffentlichen Teil absetzt, werde ich meiner Fraktion empfehlen, einen Antrag auf die Auflösung des Modells Gelsensport in der nächsten Ratssitzung zu stellen. Im Namen der Grünen-Ratsfraktion fordere ich zudem die Verantwortlichen von Gelsensport zum sofortigen Rücktritt und die Niederlegung ihrer Amtsgeschäfte auf.“
Kurz darauf wurden die Besucher angewiesen, den Ratssaal zu verlassen. Nach WAZ-Informationen äußerten sich anschließend Gelsensport-Präsident Jürgen Deimel und Christian Fischer. Auf die Frage, ob die Vertreter der Stadtverwaltung, die Sportdezernentin Anne Heselhaus und der Sportbeauftragte Klaus Rostek, vom Vorstoß von Gelsensport gewusst hatten, sollen beide erklärt haben, dass sie erst zwei Tage später von dem Brief an die Vereine erfahren hätten.
Nach Abschluss der Sitzung wollte Grünen-Politiker David Fischer gegenüber der WAZ nicht von seiner Kritik abrücken.
„Für mich hat Gelsensport keine gute Figur abgegeben“
FDP-Politiker Dirk Tresbach, der zuvor ebenfalls Aufklärung verlangt hatte, war nach der Diskussion nicht zufrieden: „Für mich hat Gelsensport keine gute Figur abgegeben“, erzählte er.
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Und weiter: „Gelsensport hat sich hinter eine Erklärung geklemmt, die sehr allgemein gehalten war, keine Selbstkritik beinhaltete und uns keine Transparenz dazu gebracht hat, warum Gelsensport so an die Öffentlichkeit gegangen ist. Ich halte die grundsätzliche Arbeit von Gelsensport für wichtig, aber dieser Schritt ist weiterhin nicht nachvollziehbar.“
Abgehakt ist das Thema nicht
Die unmittelbar Beteiligten, Christian Fischer und Gelsensport, wollten sich auf WAZ-Anfrage nicht zu den Inhalten der nicht-öffentlichen Diskussion äußern. Bezogen auf die Vorwürfe von Grünen-Politiker David Fischer im öffentlichen Teil teilte der Stadtsportbund aber mit: „Im Rahmen der Tagesordnungsdebatte wurden Vorwürfe gegen Gelsensport erhoben, die fassungslos machen und die wir zurückweisen. Als Gelsensport seine Mitglieder ordnungsgemäß und vertraulich über Vorgänge in der eigenen Organisation und die Hintergründe informierte, handelte der Verein im Rahmen des geltenden Rechts und kam damit seiner Informationspflicht gegenüber seinen Mitgliedern nach. Die in der Tagesordnungsdebatte vorgenommene Täter-Opfer-Umkehr ändert daran nichts.“
Zudem fügt der Stadtsportbund hinzu: „Es ist uns bekannt, dass diese Aufzeichnungen vorgenommen wurden. Daher bleibt Gelsensport bei der klaren Haltung und Überzeugung, dass es legitim und sogar geboten war, seine Mitglieder zu informieren.“ Abgehakt ist das Thema damit nicht. Die konkreten Fragen der Grünen und der FDP sollen bis zur nächsten Sportausschuss-Sitzung beantwortet werden.
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