Region. Der aktuelle Lockdown stabilisiert die Corona-Zahlen nur. Werden die Maßnahmen nicht verschärft, droht noch monatelang Stillstand. Ein Kommentar.

Ob „Wellenbrecher“ oder „Lockdown light“ - die Kontaktbeschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie legen unter anderem den Amateursport seit Monaten lahm. Die Wirkung: mäßig. Doch auch wenn es auf den ersten Blick nicht logisch scheint – nur ein härterer Lockdown könnte Sportlerinnen und Sportler jetzt Hoffnung machen.

Am Dienstag entscheiden Angela Merkel und die Ministerpräsidenten, ob der Lockdown über Ende Januar hinaus verlängert oder auch verschärft wird. Klar ist: mit den seit November gültigen und im Dezember verschärften Regeln haben sich die Zahlen stabilisiert. Allerdings: auf zu hohem Niveau, um auch nur an Kreisliga-Fußball, geschweige denn Mannschaftssport in der Halle denken zu können.

Zur Erinnerung: Mit den Beschränkungen im vergangenen Frühjahr und Sommer gelang es, die Infektionen so zu reduzieren, dass von Juli bis Oktober einige Monate lang trainiert werden konnte und zumindest im Fußball ein geregelter Spielbetrieb stattfinden konnte.

Maßnahmen sind nicht so wirksam

Allerdings: Studien zeigen, dass die Menschen im zweiten Lockdown mobiler sind als im vergangenen Frühjahr. Die Zahl der Menschen, die von zu Hause aus arbeiten, ist dagegen deutlich niedriger. Das heißt: Die Maßnahmen sind nicht so wirksam.

WAZ-Sportredakteur Philipp Ziser.
WAZ-Sportredakteur Philipp Ziser. © Socrates Tassos

Corona wird aber nicht nur auf dem Sportplatz, im Kino und in der Kneipe übertragen, sondern genauso am Arbeitsplatz. Seit Wochen werden täglich mehr als tausend Corona-Tote gezählt. Die Inzidenzzahlen liegen stabil im dreistelligen Bereich.

Wenn man das Vorjahr als Schablone für einen Zeitrahmen nehmen will: Als der Kontaktsport im vergangenen Juni (!) freigegeben wurde, lag die Inzidenz flächendeckend (deutlich) unter 20. Impfungen werden 2021 nicht schnell genug ein Faktor für frühere Lockerungen.

Saisonfortsetzung scheint unrealistisch

Unterm Strich heißt das: Die aktuellen Regeln bewirken weniger als im vergangenen Jahr – und selbst 2020 flog und rollte im Frühjahr kein Ball mehr. Eine Fortsetzung z.B. der Handball- oder Fußballsaison 20/21 scheint unrealistisch. Eher, dass wir länger warten müssen als 2020.

Auch interessant

Durch die aktuellen Corona-Maßnahmen pendeln sich die Infektions- und Todeszahlen auf hohem Niveau ein – so, dass das Gesundheitssystem standhält. Aber eben auch so, dass Sport, Freizeit und Kultur monatelang brachliegen, vermutlich nachhaltig Schaden nehmen. Die Verantwortlichen nehmen das hin.

Was wäre die Alternative? Möglicherweise drastische Maßnahmen im Sinne von „Zero Covid“. Die Kontakte sollen für möglichst kurze Zeit so konsequent beschränkt werden, dass Corona fast ganz erstickt wird. Auf jeden Fall so, dass sich Infektionsketten leicht verfolgen und unterbrochen lassen – und so letztlich weitreichende Lockerungen möglich sind.

Das ist keine schöne Aussicht, niemand will noch härtere Einschnitte. Aber es ist sicher nicht schlimmer als ein noch monatelanger Sport- und Freizeit-Lockdown.

Weitere Links zum Thema:

+++ Sie wollen über die aktuellen Nachrichten aus ihrer Stadt informiert werden? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter, der Sie täglich mit den Berichten des Tages informiert. +++