Hassel. Der SC Hassel hat seine eigene E-Sport-Abteilung gegründet und will diese professionell aufziehen. Helfen soll den Spielern dabei ein Trainer.
Wenn es in der Fußball-Simulation Fifa 21 zur Sache geht, fliegen nicht nur die Fetzen, sondern gerne auch mal Controller. Virtuelle Schiedsrichter, die beim Stand von 2:2 bei einem harmlosen Foul in der Nachspielzeit plötzlich auf Elfmeter entscheiden, oder Schüsse, die in der letzten Minute vom einen Pfosten an den anderen klatschen, statt zum Siegtreffer im Netz einzuschlagen. All das hat schon so manchen Spieler derart zur Weißglut gebracht, dass der Controller vor Frust unsanft durch den Raum purzelte.
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Lukas Steppkes kennt das nur zu gut. Der 29-Jährige ist selbst leidenschaftlicher Fifa-Spieler und hat kürzlich sogar eine eigene E-Sport-Abteilung beim Fußball-Bezirksligisten SC Hassel gegründet. Dass sie dort aber mehr vorhaben, als nur gemeinsam zu zocken, zeigt sich daran, wie die Hasseler fliegende Controller im Vereinsheim vermeiden möchten: „Wir haben einen richtigen Strafenkatalog mit 15 verschiedenen Punkten. Controller-Schmeißen steht da auch drin. Das haben wir einstimmig beschlossen“, erzählt der Teammanager lachend.
Hassels Trainer gehört zur Weekend-League-Elite
Der Strafenkatalog ist ein Indiz dafür, wie professionell der Sport-Club seine vorerst komplett auf Fifa 21 ausgelegte Abteilung aufziehen möchte. Ein weiteres ist derjenige, der an diesem Dezemberabend neben Lukas Steppkes im Vereinsheim des Sport-Clubs sitzt: Patryk Rejak. Der 20-Jährige wird nämlich nicht nur als Spieler in der neuen Abteilung mitmischen, sondern auch als Trainer.
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Die Hasseler verfolgen schließlich ein besonderes Ziel: „Wir möchten, dass sich unsere Spieler bei uns verbessern können“, betont Lukas Steppkes. Der Teammanager hat sich dafür in Patryk Rejak einen wahren Fifa-Experten geangelt. In der sogenannten Weekend-League, einem von Spieleproduzent EA-Sports selbst organisierten Wettbewerb, zählt er zu den Besten, im Ligabetrieb zockt er in Klasse eins um Punkte.
Im echten Fußball kickt Patryk Rejak für Hassels zweite Mannschaft
Doch wie geht Coaching an der Konsole überhaupt? Patryk Rejak, der im echten Fußball für die zweite Mannschaft der Hasseler kickt, klärt auf: „Ich werde mir die Spiele der anderen anschauen und den Jungs Tipps geben. Da gibt es ähnliche Möglichkeiten im taktischen Bereich wie im echten Fußball. Zum Beispiel, wie man den virtuellen Spieler richtig stellt oder den richtigen Spieler anwählt“, sagt er und fügt mit Blick auf die aktuellen Corona-Auflagen hinzu: „Da wir uns ja gerade nicht im Vereinsheim treffen dürfen, machen wir das erst mal über die Playstation-Funktion Share Play. Damit kann ich den Bildschirm des anderen sehen, ohne selbst vor Ort zu sein.“
Wie gut das funktioniert, hat Lukas Steppkes bereit erlebt: „Patryk hat mich schon einmal trainiert, das bringt tatsächlich etwas. Er kennt Fifa so gut, dass er genau weiß, was der andere gerade gedrückt hat“, erzählt er.
Interne Liga, um sich für Turniere zu qualifizieren
Die Chance, sich zu verbessern und Tipps vom Fifa-Fachmann zu bekommen, ist aber nicht die einzige Besonderheit der Hasseler E-Sport-Abteilung. Diese will auch eine interne Liga unter ihren aktuell 15 Mitgliedern ausspielen und später an Turnieren teilnehmen. „Jeden Monat“, erklärt Lukas Steppkes, „wird jeder einmal gegen jeden spielen. Wenn alle Ligaspiele beendet sind, schauen wir, wer unter den besten Vier ist. Diese Top Vier vertreten den Verein dann bei verschiedenen Turnieren wie dem DFB-E-Pokal oder den Verbands-Wettbewerben. So hat jeder jeden Monat aufs Neue die Chance, unter die Top Vier zu kommen und sich für die Turniere zu qualifizieren.“
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Lukas Steppkes hofft, mit diesem Projekt wieder mehr Jugendliche für den Vereinssport begeistern zu können. „Unser Problem ist, dass immer weniger Kinder und Jugendliche Interesse am Vereinssport haben. Zocken ist dagegen voll im Trend, und Corona hat das noch mal verstärkt. Auf diesen Trend wollen wir aufspringen und mit der neuen Abteilung Leben in den Verein bringen“, sagt er und ergänzt: „Auch die Bundesliga-Vereine investieren viel in diese Branche. Warum sollen das nur die Großen machen und wir nicht?“
Lukas Steppkes: „Wir wollen keine Kirmestruppe sein“
Entsprechend viel haben sich der Teammanager und Trainer Patryk Rejak vorgenommen. Bei den verschiedenen Fifa-Turnieren will der SC Hassel groß rauskommen. „In erster Linie soll es Spaß machen, aber trotzdem auch professionell laufen. Wir wollen keine Kirmestruppe sein“, bringt es Lukas Steppkes auf den Punkt. Folgerichtig, dass fliegende Controller im Hasseler Vereinsheim verboten sind.
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