Gelsenkirchen. Für Reitvereine in GE fällt mit dem Unterricht derzeit eine der wichtigsten Einnahmequellen weg. Ihre Pferde müssen sie aber weiterhin versorgen.
Karlheinz Kathagen will keine Gesetze brechen. Als Vorsitzender des Resser Reitervereins ist dem 64-Jährigen insbesondere der Tierschutz heilig. Doch die aktuellen Corona-Beschränkungen stellen auch Karlheinz Kathagen vor eine große Herausforderung. „Entweder halte ich mich an die Corona-Regeln und richte mich damit gegen das Tierschutz-Gesetz. Oder ich halte mich an das Tierschutz-Gesetz und richte mich gegen die Corona-Regeln. Ich kann mir quasi überlegen, was davon ich zuerst breche“, sagt er und beschreibt damit kurz und knapp das Dilemma, in der sich derzeit nahezu jeder Reitverein befindet.
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Wegen der aktuellen Corona-Beschränkungen dürfen diese schließlich keinen Reitunterricht anbieten – und verlieren damit eine der wichtigsten Einnahmequellen. Kosten für Futter und Co. laufen derweil weiter. Zudem müssen die Pferde gemäß des Tierschutz-Gesetzes weiterhin bewegt werden, da sonst gesundheitliche Schäden drohen. Ein Spagat, den Karlheinz Kathagen und seine Resser meistern, indem sie sich in kleine Gruppen aufteilen. „Bei uns kommen ein paar ältere Reiter vorbei und bewegen die Schulpferde unter unserer Aufsicht. Es dürfen aber nur vier Personen gleichzeitig auf dem Reitplatz sein“, erzählt er.
Marianne Patryas: „Wir leben von den Mitgliedsbeiträgen“
Ähnlich läuft es bei anderen Reitvereinen in der Stadt. „Bei uns dürfen nur die Mädchen kommen, die schon länger dabei sind. Wir haben eingeteilt, wer wann da sein kann“, berichtet Marianne Patryas von ETuS Gelsenkirchen. „In der Halle dürfen sich höchstens zwei Personen aufhalten. Meistens stellen wir die Pferde aber nur raus auf den Paddock.“ Den mit 100 Mitgliedern ziemlich kleinen Klub haben die Corona-Auflagen noch nicht sehr hart getroffen. „Wir leben“, erklärt Marianne Patryas, „von den Mitgliedsbeiträgen. Bislang hat niemand wegen Corona gekündigt. Solange das so bleibt, geht es unserem Verein noch gut.“
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Für den in Sachen Mitgliederzahl etwa doppelt so großen Reiterverein Gelsenkirchen ist es derweil aus doppelter Hinsicht eine besondere Situation: Da der Pachtvertrag für das bisher vom Reiterverein genutzte Grundstück an der Willy-Brandt-Allee ausläuft, musste der Klub im Juli umziehen. Bis zur Fertigstellung des neuen Standorts an der Horster Straße ist der Verein nun auf der Reitanlage von Theo Stemmann an der Obererle in Beckhausen zu Hause.
Karheinz Kathagen kritisiert die Corona-Maßnahmen
„Bei uns dürfen maximal vier Reiter in die Halle. Wir regeln mit Listen, wer wann kommt. Die Kinder dürfen nur eine Begleitung mitnehmen“, erzählt Geschäftsführerin Susanne Hopfenberg. Wie lange der Verein unter den aktuellen Beschränkungen noch durchhält? „Das kann man nicht sagen“, meint Susanne Hopfenberg und fügt hinzu: „Wir haben viele motivierte Mitglieder, die für die Schulpferde spenden. Prognosen abzugeben, wäre aber Wahnsinn. Wir hoffen, dass es nicht mehr allzu lange dauert.“
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Genau abschätzen, wann es für seinen Resser Reiterverein an die Existenz geht, kann auch Karlheinz Kathagen nicht. Nur so viel: „Da wir keinen Reitunterricht anbieten können, fehlen uns pro Monat etwa 7.500 Euro. Man kann also hochrechnen, wie lang wir es noch schaffen. Das hängt davon ab, wie lange die Beschränkungen bleiben.“ Deren Sinn kann der 64-Jährige übrigens nicht immer nachvollziehen: „Unser Reitplatz“, erklärt er, „ist 800 Quadratmeter groß. Beim Reiten ist der Sicherheitsabstand schon durch die Pferde gegeben, da kommt man sich nie näher als fünf Meter. Mit welcher Begründung dürfen dann trotzdem nur vier Pferde in die Halle?“
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Auch das Verbot des Reitunterrichts sieht Karlheinz Kathagen kritisch, da ein Reitlehrer oder Vorstandsmitglied zur Aufsicht trotzdem in der Halle sein muss. „Wir müssen die Reiter dann auf den richtigen Abstand hinweisen, dürfen ihnen aber keine Tipps beim Reiten geben“, erzählt er und fasst genervt zusammen: „Da hat sich jemand Regeln ausgedacht, der vom Reiten keine Ahnung hat. Einen Laden kann ich einfach abschließen, einen Reiterhof aber nicht.“
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