Gelsenkirchen. Ibrahim Basatli, der ehemalige Spielertrainer des BV Horst-Süd, hat sich in der Corona-Zeit vom Gelsenkirchener Fußball verabschiedet.

Ibrahim Basatli war bis zum Ende der vorzeitig abgebrochenen Saison 2019/20 für den BV Horst-Süd in der Fußball-Kreisliga A als Spielertrainer im Einsatz. Aus beruflichen und privaten Gründen zog er sich im Sommer dieses Jahres zurück. Schon während des ersten Lockdowns im Frühjahr drückte er seine Sorgen um den Amateurfußball aus. Die WAZ unterhielt sich mit Ibrahim Basatli (27) ein halbes Jahr nach seinem Abschied vom Fußball.

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Herr Basatli, können Sie bitte wiederholen, welche Befürchtungen Sie zu Beginn der Corona-Pandemie geäußert hatten?

Ibrahim Basatli Die Vereine werden einige ihrer Spieler wegen Corona verlieren, hatte ich gesagt. Ich glaube, dass sich vor allem jene Spieler, die altersmäßig auf die 30 Jahre zugehen, während der Krise grundsätzliche Gedanken machen. Beispielsweise darüber, ob sie es riskieren wollen, gesundheitlichen Schaden zu nehmen, oder ob sie ihre Zeit nicht lieber mit der Familie nutzen wollen.

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Diese Aussagen haben, wenn man die Entwicklung selbst in überkreislich spielenden Mannschaften unmittelbar vor dem zweiten Lockdown verfolgt hat, nichts an ihrer Aktualität eingebüßt.

Es war klar, dass es so kommen musste. Egal, wie sehr wir den Fußball lieben, egal, mit welcher Leidenschaft wir ihn betreiben: Wir reden über ein Hobby. Im Vordergrund stehen die Gesundheit, die Familie und der Beruf. Es wundert mich nicht, wenn sich Spieler zurückziehen, weil sie es sich in dieser Zeit einfach nicht leisten können, wiederholt in Quarantäne geschickt zu werden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand sagt, sein Hobby und seine Leidenschaft gingen vor.

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Wie sollte es mit dem Amateurfußball weitergehen?

Solange es keinen Impfstoff gibt und sich das Leben nicht normalisier­t hat, sollte es keinen Fußball in der uns bekannten Form geben. Natürlich weiß ich, dass die Vereine dadurch finanziellen Schaden nehmen können, aber sie übernehmen, wenn gespielt wird, auch die Verantwortung für ihre Spieler. Zuletzt lief es in den Amateurmannschaften doch so, dass deshalb gespielt wurde, weil gespielt werden musste.

Mit dem Wissen von heute: Haben Sie mit Ihrem Abschied im Sommer alles richtig gemacht?

Ja, weil ich aktuell und auch in den vergangenen Monaten fußballerisch nichts verpasst habe. Wobei ich allerdings auch hinzufügen muss, dass mein Rückzug nicht allein auf Corona zurückzuführen war, sondern in erster Linie private und berufliche Gründe hatte.

Verfolgen Sie noch das Geschehen beim BV Horst-Süd?

Ja, das mache ich. Es stehen gute Jungs in der Mannschaft, die ich seinerzeit nach Horst geholt habe und mit denen ich noch Kontakt habe. Mit Selcuk Dede hat der Verein einen Nachfolger für mich gefunden, der über reichlich Erfahrung und über gute Beziehungen verfügt. Dass die Mannschaft in der Staffel 1 auf Platz fünf steht, überrascht mich nicht.

Trauen Sie der Mannschaft zu, auch nach Fortsetzung des Spielbetriebs positiv in Erscheinung zu treten?

Auf jeden Fall. Die Qualität der Mannschaft ist so gut, dass sie auch weiterhin in der Kreisliga A eine gute Rolle spielen kann. Als ich vor fünf Jahren beim BV Horst-Süd in der Kreisliga B anfing, war die Situation eine ganz andere. Es war sehr schwierig, weil ich alles neu aufbauen musste.

Welche Entwicklung nimmt der der Amateurfußball in Gelsenkirchen gerade in den Kreisligen?

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Ob das Niveau, wie oft gesagt wird, in den vergangenen Jahren tatsächlich schlechter geworden ist, möchte ich nicht beurteilen. Was ich aber als positiv empfinde, ist, dass immer mehr Spieler, die in ganz jungen Jahren als Talente in der Junioren-Bundesliga und später in überkreislichen Amateurklassen gespielt haben, zurück in die Kreisliga gegangen sind. Ich war vor fünf Jahren einer der ersten, andere sind gefolgt, was sicherlich nicht nachteilig für den Kreisliga-Fußball war.

Wann wird man Sie wieder als Spieler oder als Trainer erleben?

Momentan habe ich beruflich als Inhaber eines Autohauses in Marl noch einiges zu regeln und in die Wege zu leiten. Aktuell gibt es deshalb keine Überlegungen, in den Fußballbereich zurückzukehren, aber sollte es irgendwann so weit sein, wovon ich ausgehe, wird man mich wohl nicht in Gelsenkirchen, sondern eher im Kreis Recklinghausen antreffen.

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