Schalke. WAZ-Interview mit Daniel van den Boom, dem 26-jährigen Trainer des Handball-Oberligisten FC Schalke 04. Das Vorrunden-Ziel ist der vierte Platz.

Fast sieben Monate ist es her, dass die Handballer des FC Schalke 04 ihr bislang letztes Oberliga-Spiel bestritten und den TuS 09 Möllbergen am 7. März mit 26:22 geschlagen haben. Nach der langen Corona-Pause startet nun die neue Saison, in die die königsblauen Handballer mit einem neuen Trainer starten: Daniel van den Boom. Wir sprachen mit dem 26-jährigen Bochumer Sportwissenschaftler, dem Nachfolger von Sebastian Hosenfelder (39).

Es geht endlich los. Am Samstag (19.30 Uhr) kommt der HTV Hemer in die Schürenkamp-Halle.

Daniel van den Boom Die Freude ist groß. Bei mir auf jeden Fall. Aber auch die Mannschaft hat seit Wochen Spannung aufgebaut. Nachdem es mehr als ein halbes Jahr kein Meisterschaftsspiel mehr gab, ist vor allem in den vergangenen beiden Trainingswochen zu spüren gewesen, dass am Samstag was ansteht.

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Ein angenehmer Auftaktgegner?

Auch wenn das für einige komisch klingt, habe ich mich in meiner Master-Arbeit ausschließlich mit Handball-Videoanalyse beschäftigt. Das führe ich vor allem aus taktischer Sicht durch, und ich glaube, dass ich daraus das Beste für meine Mannschaft ziehen kann. Wir werden auf jeden Fall auf eine gute und auf eine sehr routinierte Hemeraner Mannschaft treffen. Das wird eine harte Aufgabe, aber wir sind gut vorbereitet.

Auch Leon Noreikat steht im Oberliga-Kader

Neben Yannick Kliem und Lars Viermann hat ein dritter Spieler aus der zweiten Mannschaft den Sprung in den Oberliga-Kader des FC Schalke 04 geschafft: Linksaußen Leon Noreikat.

„Er hat ja erst im Juli erfahren, dass er mittrainieren darf“, sagt Trainer Daniel van den Boom. „Er hat sich vorbildlich eingebracht und den Hintern aufgerissen. Er hat sich in den vergangenen acht Wochen so gut weiterentwickelt, dass ich gar nicht mehr auf ihn verzichten möchte.“

Die Corona-Pandemie hat nicht nur die Vorbereitung begleitet, sie wird auch in der neuen Saison eine Rolle spielen. Wie gehen Sie damit um, wie viele Zuschauer werden Sie zu den Heimspielen zulassen?

Wir werden gegen Hemer keine Zuschauer zulassen. Leider. Aber ich will gar nicht klagen, es geht ja vielen Vereinen so. Wir müssen uns auch darauf gefasst machen, dass immer wieder Spiele ausfallen werden. In der Vorbereitung haben wir das alles mit sehr viel Liebe und sehr viel Akribie durchgeführt. Dennoch sind drei Testspiele und das Turnier in Voerde wegen Corona ausgefallen. So hatten wir gegen Menden auch nicht die Generalprobe vor dem Saisonstart, die fest eingeplant war.

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Nach der Hemer-Partie haben Sie schon wieder drei Wochen Pause, weil das Spiel gegen den Soester TV, dem am zweiten Oktober-Wochenende keine Halle zur Verfügung steht, auf den 22. November verlegt worden ist. Ist das ärgerlich?

Es wäre schön gewesen, richtig zu starten. Aber aus der reinen Sicht des Trainers werden wir die Wochen nutzen, um die Vorbereitung zu verlängern. Wir werden die Zeit bis zum Spiel gegen den TuS Ferndorf II am 24. Oktober sicher gut nutzen.

Sie hatten eine sehr, sehr lange Vorbereitung. Haben Sie alle Ziele erreicht?

Auf jeden Fall. Mein erstes Ziel war es, dass wir es schaffen, alle verletzungsfrei in die Halle zu kriegen. Das ist uns bis auf Rechtsaußen Fabian Graef wegen dessen Sprunggelenkverletzung gelungen. Kreisläufer Yannick Kliem war ja bereits verletzt. Sie stehen aber inzwischen beide in den Startlöchern, und ich denke, dass sie bis zum zweiten Spiel einsatzfähig sein werden. Mein zweites Ziel war es, eine Mannschaft zu formen. Wir haben acht neue Spieler.

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Und?

Das ist geglückt. Sportlich und auch menschlich. Da ist was richtig Gutes zusammengewachsen. Das ist eine richtig, richtig gute Einheit, die auch viel Zeit neben der Halle miteinander verbringt.

Die Deckung war schon in der vergangenen Saison das Schalker Prunkstück. Ist sie jetzt, vor allem auch dank Torwart Patrick Spiller, noch besser?

Wir müssen anders decken, als es in der vergangenen Saison der Fall war, als die 6:0-Abwehr durch Thorben Kirsch und Todor Ruskov auch passiv sehr gut gestanden hat. Darauf können wir uns nicht mehr verlassen, weil wir die zwei Riesen-Leute, die alles wegblocken, nicht mehr haben. Das heißt, dass es passieren kann, dass wir aktiver werden müssen. Das passt zu mir als Trainer auch besser. Patrick Spiller ist auf jeden Fall eine Bereicherung, aber nicht, weil er Fabian Sinkovec ablöst. Wir haben jetzt zwei Torhüter, die sich wunderbar ergänzen, und uns auf dieser Position im Gesamten verbessert.

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Mal etwas böse gefragt: Dass Sie im rechten Rückraum nicht ideal besetzt sind, könnte ein Problem werden?

Nein. Wir haben das Glück, dass sich unsere zweite Mannschaft mittlerweile als sehr guter Unterbau entwickelt hat. Auch Lars Viermann ist dazugekommen. Er muss zwar sicherlich noch in die Rolle eines Oberliga-Spielers reinwachsen, aber er hat in der Vorbereitung gezeigt, gerade auch gegen den Drittligisten TuS Volmetal, was er draufhat. Ich bin überzeugt davon, dass wir einen sehr guten Linkshänder sehen werden. Und als Gegenstück haben wir Fabian Hentschel, der ganz andere Qualitäten hat. Er ist zweikampfstärker und sucht den Abschluss aus der Nahwurfzone. Da ist es meine Aufgabe als Trainer, taktisch so einzustellen, um Fabian auch als Rechtshänder gut in Szene zu bringen.

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Wie bewerten Sie Ihre Vorrunden-Achterstaffel? Lautet das Ziel, die Aufstiegsrunde zur 3. Liga zu erreichen, also einen Top-Vier-Platz? Oder geht’s nur um den Klassenerhalt? An den Sportfreunden Loxten scheint ja kein Weg vorbeizuführen.

Wir haben uns schon sehr früh in der Vorbereitung mit dem Thema Zielsetzung beschäftigt. Nicht nur der Vorstand und das Trainerteam, ich habe auch die Spieler gebeten, ihre Ziele zu formulieren. Unser klares Ziel ist es, in der Vorrunde Platz vier zu erreichen – auch wenn das ein ambitioniertes Ziel ist. Aber ich bin mir sicher, dass wir das schaffen werden. Wir haben in unserer Gruppe mehrere Mannschaften, die sehr guten und sehr attraktiven Handball spielen. Meine Aufgabe ist es aber nicht zu überlegen, wer der Favorit ist. Obwohl: Es macht Spaß, sich Mannschaften wie Loxten und Gladbeck anzusehen.

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Apropos: Der VfL Gladbeck startet in der anderen Vorrunden-Staffel. Wie ärgerlich ist es, dass diese beiden Derbys zunächst einmal wegfallen?

Wir hätten schon gerne gegen den VfL Gladbeck gespielt. Aber das ist ja eine Mannschaft, die wir dann in der Aufstiegsrunde sehen werden.

Wenn Sie sich alle 16 Oberligisten anschauen: Gehen Sie auch davon aus, dass die TSG A-H Bielefeld mit den beiden ehemaligen Bundesliga-Torhütern Nils Dresrüsse und Dennis Doden der absolute Top-Favorit auf den Aufstieg in die 3. Liga ist.

Ich habe gehört, dass die Bielefelder ambitioniert sind, dass sie ganz andere Strukturen haben. Denen eilt ein Ruf voraus (schmunzelt). Es wird wohl so sein, dass sie um den Aufstieg spielen werden.