Shanghai. . Trainer Domenico Tedesco ist bei den Schalkern seit 21 Tagen im Amt. Was will er erreichen? Was ist seine Spielidee? Eine Zwischenbilanz.

Genau 21 Tage leitet Domenico Tedesco die Fußball-Profis des FC Schalke 04 an. Noch ist der Kader des Fußball-Bundesligisten wegen der fehlenden Nationalspieler Leon Goretzka, Max Meyer, Thilo Kehrer und Felix Platte nicht komplett, aber erste Tendenzen kristallisieren sich heraus. Die WAZ hat System, Spielidee und Personal unter die Lupe genommen.

Die Ausrichtung

Trainer Tedesco ließ auch gegen Besiktas Istanbul in einer 3-4-3-Formation spielen. In Stein gemeißelt ist diese Variante aber nicht. „Wir lassen das offen, wollen unterschiedliche Systeme spielen“, sagt der 31-Jährige. In diesem 3-4-3-System gibt es für den Fußball-Lehrer mehrere Möglichkeiten. Zwei klassische Außenstürmer (Yevhen Konoplyanka, Amine Harit, Daniel Caligiuri) sind ebenso denkbar wie nach innen eingerückte Mittelfeldspieler (Leon Goretzka, Max Meyer, Amine Harit). „Man kann das System mit Raute spielen oder auf einer Höhe. Manchmal verschwimmen die Systeme auch, das lässt sich nie so genau sagen. Es geht immer um die Interpretation“, so Tedesco.

Die Spielidee

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Tedesco sind Flexibilität, Handlungsschnelligkeit, Tempo und Wachsamkeit wichtig. Als Talent Haji Wright im Besiktas-Test zu früh abschaltete und den Ball passieren ließ, wurde der Deutsch-Italiener sauer: „Wir müssen einfach immer da sein, immer konzentriert sein.“ Über eigenen Ballbesitz will der neue Schalker Trainer Überraschungsmomente herbeiführen, in dem schnell das Tempo gewechselt und Vertikalspiel praktiziert wird. „Viele Dinge, die wir uns vorgenommen hatten, sind schon umgesetzt worden“, freut sich der Familienvater.

Das Personal

In den ersten Vorbereitungsspielen probierte der Weinzierl-Nachfolger einige Profis auf ungewohnten Positionen aus. So rückten die Mittelfeldspieler Johannes Geis und Benjamin Stambouli in die Abwehrkette. Rechtsfuß Atsuto Uchida wechselte von seiner angestammten Seite der Viererkette auf die linke Außenbahn, wo er beim 3:2-Sieg gegen Besiktas Istanbul durchaus zu gefallen wusste.

Die Schalker Donis Avdijaj und Yevhen Konoplyanka.
Die Schalker Donis Avdijaj und Yevhen Konoplyanka.

Auf rechts wirkt das spanische Tandem mit Neuzugang Pablo Insua und dem davor spielenden routinierten Coke noch nicht genau so sicher. Der linken Seite fehlt es noch an Eingespieltheit, weil Neuerwerbung Bastian Oczipka noch keine Frische erlangt hat und noch mit angezogener Handbremse arbeitet. Erst war er mit Eintracht Frankfurt in den USA, dann flog er zur Vertrags-Unterschrift nach Gelsenkirchen, um kurz darauf die Koffer für die Asien-Reise zu packen. Tedesco: „Diese Anstrengung steckt man nicht so leicht weg. Deswegen gehen wir mit Bastian kein Risiko ein.“

Im defensiven Mittelfeld gibt es mit Geis, Stambouli oder dem starken Youngster Weston McKennie reichlich Optionen: „Da ist alles komplett offen. Man kann eine gewisse Rotation durchführen. Es gibt einige Spieler, die man verschieben kann.“

Hoffnungsträger im Wartestand

Mit Weltmeister und Kapitän Benedikt Höwedes hat Domenico Tedesco einen wichtigen Spieler bisher nur bei leichterer Trainingsarbeit, aber nicht unter voller Belastung kennengelernt. Höwedes arbeitet nach seiner Leisten-Operation am Comeback – wird aber auch am Freitag im zweiten Testspiel in China gegen Inter Mailand (19 Uhr Ortszeit, 13 Uhr MESZ) noch nicht auflaufen.

Gleiches gilt auch für Breel Embolo. Der Schweizer Nationalstürmer wirkt zwar in China gut gelaunt, muss sich nach seinem Sprunggelenksbruch aber noch gedulden. Tedesco: „Bei Breel macht es jetzt noch keinen Sinn. Das Risiko ist die eine Sache, die Verfassung eine andere. Wenn ein Spieler acht Monate verletzt war, dann muss man ihm Zeit geben. Es wäre unfair, Breel jetzt einfach reinzuschmeißen.“