Essen. Für Moskitos Essen wären Nachmittagsspiele aus mehreren Gründen von Vorteil. Doch ein Vertrag zwischen Stadt und dem ESPO steht im Weg.

Auch über vier Monate später erinnern sich die Moskitos Essen gerne noch an einen prickelnden Eishockey-Nachmittag im Frühherbst zurück. Am vierten Spieltag schossen sich die „Mücken“ nach dem Oberliga-Fehlstart den Frust von der Seele und die Hannover Indians mit 7:1 aus der Eissporthalle. 2079 Zuschauer kamen damals an den Westbahnhof – darunter viele Kinder, die den Spielern gemeinsam mit ihren Eltern von der Tribüne zujubelten.

Möglich gemacht hatte das die familienfreundliche Bully-Zeit um 16 Uhr – ein Paradebeispiel dafür, wie Verein und Zuschauer von dem frühen Spielbeginn profitieren können. Kein Wunder, dass sich die Moskitos nach diesem Positiverlebnis mehr Sonntagsspiele zur frühen Bully-Zeit wünschen.

Moskitos Essen würden von Nachmittagsspielen wirtschaftlich profitieren

„Das ist einfach wichtig für uns“, erklärt Thomas Böttcher. „Da müssen wir hinkommen.“ Zum einen, um Familien an den Verein zu binden, Kinder für die Sportart zu gewinnen, argumentiert der Moskitos-Geschäftsführer. „Es ist ja auch für den Nachwuchs wichtig, dass Kinder sich für den Eissport begeistern. Das schaffst du nur mit Nachmittagsspielen.“ Noch größer aber ist der wirtschaftliche Aspekt: Von früheren Bully-Zeiten erhoffen sich die „Mücken“ mehr Zuschauer. Bedeutet: Mehr Einnahmen.

Auch interessant

Mit knapp 300 bis 400 Zuschauern mehr ist bei Nachmittagsspielen im Vergleich zu normalen Sonntagsspielen zu rechnen, erklärt Böttcher. Das würde einen Unterschied von einem mittleren vierstelligen Betrag in der Kasse bedeuten. Dazu könnte der Eishockey-Oberligist ein Nachmittagsspiel besser vermarkten, einen Spieltagssponsor akquirieren – so wie im September mit Westenergie, als der Hauptsponsor und der Verein Familien durch Kinderaktionen vor der Halle schon zwei Stunden früher an den Westbahnhof gelockt hatten.

„Wir haben es einmal gemacht, das war ein voller Erfolg“, meint Böttcher. Das Problem: Die Moskitos sind nur Mieter der Halle, zahlen monatliche Nutzungsgebühren an die Stadt – und können über die Terminierungen ihrer Spiele nicht allein entscheiden.

Eishockey-Oberliga
Moskitos Essen - Herner EV Miners
Auch viele Fans der Moskitos Essen - hier beim Derbysieg gegen den Herner EV - würden sich über mehr Nachmittagsspiele freuen. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Gerne würden die „Mücken“ auch das letzte Hauptrunden-Heimspiel gegen die Füchse Duisburg am Sonntag (16.02.) um 16 Uhr ausgetragen, mussten das erste Bully kürzlich aber doch um zweieinhalb Stunden auf 18.30 Uhr verschieben. Mit dem Essener Sportbund (ESPO), der die Eissporthalle seit 2024 für die Stadt betreibt, hatte der Verein vor der Saison einvernehmlich beschlossen, probeweise ein Spiel in dieser Saison nachmittags auszutragen – das Heimspiel gegen die Indians Ende September.

Moskitos Essen: Öffentliche Laufzeiten verhindern frühere Austragung

Böttcher räumte den Fehler ein, dass er die Vereinbarung bei der Terminierung des Duisburg-Derbys nicht konsequent berücksichtigt habe. Neben dem Deal verhinderte die öffentliche Laufzeit in der Eissporthalle am Sonntagnachmittag eine frühere Austragung des Ruhrderbys – ein Punkt, der allgemein gegen Nachmittagsheimspiele der Moskitos spricht.

Auch interessant

„Wir haben einen Vertrag mit der Stadt Essen, in dem auch klar geregelt ist, wie viele Stunden in der Woche wir die Halle der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen müssen. In den vergangenen Jahren haben wir in Abstimmung mit der Stadt diese Stundenanzahl schon immer weiter reduziert“, erklärt ESPO-Geschäftsführer Thorsten Flügel. „Wir haben ja nur noch wenige Stunden. Insbesondere die Zeiten an einem Sonntagnachmittag will die Bevölkerung nutzen, da ist die Halle voll.“

Die Eissporthalle stehe nicht nur den Moskitos, sondern müsse quasi der ganzen Stadt zur Verfügung stehen – zumal sie eine öffentliche Sporteinrichtung sei, die zum Teil mit Steuergeldern finanziert werde. Böttcher macht dem ESPO keinen Vorwurf, weiß, dass ihm gewissermaßen die Hände gebunden seien und er öffentliche Laufzeiten anbieten muss. Dass die Eishalle nun über den Essener Sportbund laufe, sei definitiv ein „Schritt in die richtige Richtung“, erklärt Böttcher.

+++ Hier lesen Sie alle Moskitos-Interviews, Analysen und Live-Ticker +++

Natürlich müsse die Halle auch wirtschaftlich betrieben werden, sagt Flügel. Die öffentlichen Laufzeiten spülen Einnahmen in die Kasse – im Gegensatz zu den Moskitos-Heimspielen. Die „Mücken“ zahlen zwar Nutzungsgebühren, die aber durchaus überschaubar seien und beim Indians-Heimspiel nicht höher waren als bei anderen. Geld spiele bei der Frage, ob die Moskitos oder die Bevölkerung zu einem bestimmtem Zeitpunkt Zugriff auf die Halle haben, aber keine Rolle, erklärt Flügel.

Moskitos: Nachmittagsspiel in den Playoffs? Das sagt der ESPO

Auch wenn die „Mücken“ eine zusätzliche Zahlung für einen früheren Spielbeginn anbieten würden, wäre der ESPO laut Flügel nicht gesprächsbereiter. Es liege nicht an 2.000 Euro – sondern an dem Vertrag mit der Stadt. Trotzdem dürfen sich die Moskitos Hoffnung auf ein weiteres Nachmittagsheimspiel machen – schon in naher Zukunft.

„Wir haben Thomas Böttcher jetzt auch ein Entgegenkommen signalisiert, dass wir es vielleicht in den Playoffs noch ein zweites Mal probieren können“, sagt Flügel. Richtung Frühling dürfte die Nachfrage nach den öffentlichen Laufzeiten traditionell etwas sinken. „Wir sind sicherlich für die neue Saison auch in Gesprächen, weil wir gemerkt haben, dass es für die Familien schön sein kann, schon nachmittags zum Eishockey zu gehen.“

Alle Hintergründe zu den Moskitos Essen: