Essen. Danny Albrecht und den Moskitos Essen drohen ungemütliche Eishockey-Weihnachten. Vor dem Heimspiel gegen den Meister bezieht er Stellung.

Ungemütliche Weihnachten drohen den Moskitos Essen am Westbahnhof. Die 5:9-Blamage bei den Hannover Indians hat die Oberliga-Krise der „Mücken“ verschärft, nur sechs Punkte verbuchte die Mannschaft von Danny Albrecht in den vergangenen sieben Spielen.

Vor dem Heimspiel am Freitag (20 Uhr/WAZ-Liveticker) gegen Meister Hannover Scorpions bezieht der Trainer im Gespräch mit dieser Redaktion Stellung – und geht auch darauf ein, wie er persönlich mit der Situation umgeht.

Moskitos Essen: Trainer Albrecht verweist auf das Minimalziel

Herr Albrecht, was hätten Sie vor einem Jahr geantwortet, wenn man Ihnen gesagt hätte, dass der Verein heute in der gegenwärtigen Situation steckt?

Albrecht: Ich hätte geantwortet, dass das passieren kann. Ich spreche seit Saisonbeginn davon, dass das zweite Jahr, in dem du den Erfolg bestätigen musst, immer das kompliziertere ist. Ich weise aber gerne darauf hin, dass wir nur sieben Punkte vom dritten Platz und nur drei Punkte von unserem Minimalziel – Platz sechs – entfernt sind. Die tabellarische Situation überrascht mich daher nicht wirklich, ich bin aber aufgrund der Leistungen in den vergangenen Wochen natürlich nicht zufrieden.

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Dieselbe Frage wie nach der Niederlage bei den Indians: Glauben Sie, die Mannschaft aus der Krise führen zu können?

Ich werde die Frage – genauso wie nach dem Spiel in Hannover – nicht ausführlich beantworten, weil sie meiner Meinung nach in die persönliche Richtung geht, beantworte aber gerne alle sportlichen Fragen. Kurzum: Ja, ich bin noch der richtige Mann dafür.

Warum?

Weil ich jung und ambitioniert bin, es schaffe, Menschen zu catchen und der Meinung bin, fachlich ein sehr großes Wissen zu haben. Das werde ich in den nächsten Wochen beweisen.

Mit Blick auf die Leistungen in den vergangenen Wochen: Braucht es einen radikalen Wechsel in der Spielweise?

Nein. Wir sind eine Mannschaft, die von Kreativität und Schnelligkeit lebt, und keine, die Hacker-Hockey spielt. Natürlich benötigen wir Körperlichkeit und müssen Pucks rausschießen, sollten uns aber auf unsere Stärken fokussieren. Als Trainerteam wünschen wir uns natürlich, dass die Shooting-Mentality schon stärker ausgeprägt wäre und vermitteln das auch der Mannschaft. Wir werden aus unseren Letten aber keine Schießmonster machen oder ihnen ein Abspiel komplett verbieten, weil wir dann nichts mehr von ihnen sehen werden. Wir brauchen eine gesunde Mischung, um aus der Situation herauszukommen.

Eishockey in Essen
Moskitos-Trainer Danny Albrecht (Mitte) spricht während einer Spielunterbrechung mit dem Letten Sandis Zolmanis (rechts). © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Wie muss diese Mischung aussehen?

In der Offensive ein bisschen mehr Geradlinigkeit, mehr Zug zum Tor, mehr Abschlüsse und mehr Durchschlagskraft in den dreckigen Zonen. In der Defensive mehr Härte, dass der Gegner deutlich weniger Platz im Slot bekommt.

Gibt es Fehler, die Sie vor und während der Saison gemacht haben?

Es wird immer Fehler geben. Auch wir werden welche gemacht haben, schließlich ist niemand fehlerfrei. Welcher Fehler zu welchen Konsequenzen geführt hat, ist immer die Frage. Wenn man das alles in dem Moment wüsste, wäre man schlauer. Es ist wichtig, dass wir die Fehlerquote innen, außen und auf dem Eis minimieren.

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Sie gelten als sehr akribischer, detailverliebter Trainer. Inwiefern kommen Sie selbst ins Grübeln und belastet Sie persönlich die Situation?

Ich mache mir viele Gedanken. Die Situation geht auch an mir nicht spurlos vorbei. Man ist in manchen Momenten vielleicht ein bisschen dünnhäutiger oder unentspannter und macht sich über Themen Gedanken, die es in der vergangenen Saison vielleicht auch schon gab, aber aufgrund der sportlichen Lage damals nicht aufgefallen sind. In schwierigen Zeiten versucht man immer, alles zu verändern. Die Konstanz in der eigenen Herangehensweise ist aber manchmal wertvoller, als tausend Veränderungen herbeizuführen.

Wie schwer fällt es in dieser Phase, abzuschalten und den Beruf vom Privaten zu trennen?

Mal bekomme ich es hin, mal nicht.

Wie spiegelt sich das dann wider?

Indem ich mir mehr Videos anschaue, die Analyse in der Nacht länger dauert als sonst, weil ich mir mehr Clips heraussuche oder Gedanken mache, welchen Input ich den Spielern liefern kann. Nach jedem Spiel geht es ja darum, Revue passieren zu lassen, ob wir die richtigen Entscheidungen getroffen haben.

Eishockey in Essen
Muss die Moskitos Essen aus der sportlichen Krise führen: Danny Albrecht, der als akribischer und detailverliebter Trainer gilt. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Apropos Entscheidungen: Gibt es einen neuen Stand in der Vertragsfrage? Ihr Arbeitspapier als Moskitos-Trainer läuft zum Saisonende aus.

Die Vereinsführung und ich haben bereits darüber gesprochen. Für mich ist das aber derzeit nicht das bestimmende Thema, über das wir in dieser Situation zwingend reden müssen. Aus Vereinssicht ist es wichtig, dass ein Etat für die neue Saison geplant werden kann. Der hängt aber natürlich wiederum auch von dem sportlichen Erfolg ab. In einer Situation, in der wir uns alle mehr entspannen können – sowohl das Umfeld als auch wir als Mannschaft und Trainerteam – können wir sicherlich besser miteinander sprechen. Ich habe bislang nirgendwo anders unterschrieben.

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Weihnachten und der anstehende Jahreswechsel sind auch immer die Zeit, um auf die vergangenen zwölf Monate zurückzublicken. Was haben Sie aus diesem Jahr gelernt?

Ich habe gelernt, dass es sehr schnell hoch und sehr schnell runter gehen kann. Man muss versuchen, die Hochs nicht zu hoch und die Tiefs nicht zu tief werden zu lassen. Am Ende ist es ein Sport, der die Menschen begeistern soll.

Haben Sie einen Weihnachtswunsch?

Ja. Dass wir am Ende der Saison über geile Playoffs reden, die Saison erfolgreich abschließen können und alle in der Mannschaft und im Umfeld des Vereins gesund bleiben.

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