Essen. Eine Weltreise nahmen Barbara und Larry Valentine in Kauf, um ihren Sohn im Tor von Schwarz-Weiß Essen spielen zu sehen. Eines gefällt ihnen hier besonders.
Die Fahrt aus dem Essener Süden in den Norden mag für Einige schon eine Weltreise darstellen. Beim Derby vom ETB Schwarz-Weiß Essen in Schonnebeck gab es aber zwei Fans, die es definitiv weiter hatten als alle ETB-Anhänger aus Rüttenscheid, Stadtwald oder Bredeney.
Unter den 1.670 Zuschauern, die am vergangenen Sonntag das Essener Spitzenderby Erster gegen Zweiter der Oberliga Niederrhein vor Ort verfolgten, waren auch Barbara und Larry Valentine aus Irvine in Kalifornien. Ihre Anreise nach Essen-Schonnebeck, Luftlinie laut Google Maps: 9.129 Kilometer.
ETB SW Essen: Eltern des Torwarts kamen aus Kalifornien zum Derby nach Essen
Der Grund ihrer Reise um den halben Globus heißt Ryan Connor Valentine. Das 20-jährige Torwarttalent steht beim ETB zwischen den Pfosten und ist Barbaras und Larrys Sohn. Beim Spiel hatten seine Eltern natürlich vor allem Augen für ihn, waren aber auch sonst rundum begeistert von einem der größten Spiele im Essener Fußball der letzten Jahren. „So viele Fans beider Vereine waren da, und das hohe Niveau der Talente auf beiden Seiten war fantastisch.“
Am Ende verlief das Spiel besser für die Talente von Schonnebeck. 2:0 gewannen die Schwalben, Ryan Connor Valentine erwischte keinen Glanztag. „Das war bei weitem nicht meine beste Leistung, aber ich muss es als Chance sehen, zu lernen und zu wachsen“, so der ETB-Schlussmann.
Mit Nervosität und besonderem Druck, weil die Eltern das Derby verfolgten, habe es aber nichts zu tun gehabt: „Ich war definitiv motivierter, vor meinen Eltern zu spielen. Ich wollte, dass sie sehen, dass das, was sie mir ermöglicht haben, nicht umsonst war. Trotz der Niederlage glaube ich, dass sie während der Trainingswoche gesehen haben, dass ich mein Bestes gebe.“
US-Besuch beim Essener Oberliga-Derby: „Davon hätten wir in den USA auch gerne mehr“
Natürlich haben auch Mutter und Vater auf den Sieg der Schwarz-Weißen gehofft, aber auch so sei es für sie ein spannendes Erlebnis gewesen. „Die Fußballkultur in Deutschland ist einfach wunderbar“, schildert Larry Valentine. „Die Liebe und Leidenschaft, die jede Gemeinde für ihren Heimatverein hegt, ist beeindruckend. Etwas, von dem wir in den USA gerne mehr hätten.“
Dass die deutsche Fußballkultur genau das Umfeld ist, in dem sein Sohn seit dessen frühester Jugend spielen wollte, darauf hingearbeitet und es geschafft hat, freue den Vater am meisten. Ryan Connor Valentine kam mit gerade einmal 15 zum ersten Mal nach Deutschland. 2022 dann nahm ihn die U19 vom VfB Hilden auf, ehe er im Sommer 2023 zum ETB wechselte und sich dort zur aktuellen Nummer Eins hocharbeitete.
Essen: Eltern des US-Torwarts vom ETB schwärmen vom Essener Weihnachtsmarkt
„Als seine Mutter war es sehr schwierig, ihn so weit weg gehen zu lassen – und ist es immer noch“, erzählt Barbara Valentine. „Aber er ist unglaublich engagiert und liebt es einfach, hier zu spielen. Wenn ich sehe, wie glücklich er ist, beruhigt mich das. Wir stehen 100 prozentig hinter ihm in seinem Bestreben, professionell zu spielen.“
Sie und ihr Mann sind seit 2022 jährlich Ende November zu Besuch bei Ryan, der in Düsseldorf wohnt. Wenn es die Zeit zwischen Trainingseinheiten und Spielen zulässt, besuchen sie mit ihrem Sohn dort die Altstadt und Königsallee, Köln und Amsterdam – oder: den Weihnachtsmarkt in Essen. „Einer unserer Lieblingsmärkte“, schwärmt Barbara. „Wir versuchen hier aber auch immer etwas Neues zu sehen.“
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Ryan fliegt alle sechs Monate auf Heimatbesuch in die USA. Von zu Hause wegzugehen, sei auch für ihn nicht einfach gewesen. „Aber ich bin so froh, dass ich es getan habe. Deutschland ist für mich zur Heimat geworden, und es ist der perfekte Ort, um auf meinen Traum hinzuarbeiten, mir eine Zukunft im Fußball aufzubauen.“
ETB-Torwart Ryan Valentine bei Rot-Weiss Essen und Borussia Mönchengladbach auf der Liste
Mittlerweile haben schon einige Profivereine, darunter wohl auch Rot-Weiss Essen oder die U23 von Borussia Mönchengladbach, die Fühler nach Valetine ausgestreckt, dessen Vertrag zum Saisonende ausläuft. Er selbst sagt zu seiner Zukunft: „Erstmal will ich eine möglichst gute Saison mit dem ETB spielen. Dann, denke ich, könnte es Optionen in höheren Ligen geben. Im Moment muss ich mich nur auf meine Leistungen konzentrieren, der Rest liegt nicht in meiner Hand. In Deutschland gibt es viele Talente.“
Egal wie und wo, eines scheint ihm bei seinem weiteren Werdegang sicher: die Rückendeckung seiner Eltern. „Sie haben mich immer sehr unterstützt, meinen Traum zu verwirklichen, und mir immer klar gemacht, dass sie sich um den Rest kümmern werden, solange ich beim Fußball alles gebe. Ohne ihre Unterstützung wäre ich in diesem Sport nirgendwo.“
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