Essen. Ryan Valentine oder Michele Cordi? Der Konkurrenzkampf im ETB-Tor ist offen wie nie. Das sagen die beiden „Schnapper“ und Trainer Damian Apfeld.

„Ich bin hierhin gekommen“, sagt Ryan Valentine, „als jemand, der eigentlich überhaupt nicht erwartet hat zu spielen.“ Denn eigentlich hatte Michele Cordi als neue Nummer eins vor der Saison den Platz zwischen den Pfosten des ETB Schwarz-Weiß fest gebucht.

Jetzt, knapp zehn Monate nach den Verpflichtungen der beiden Torhüter, steht aber Torhüter-Talent Valentine jahresübergreifend schon seit zehn Oberliga-Spielen im Tor – und hat vor der nächsten Aufgabe am Sonntag (15.30 Uhr, Ruhrstadion) bei Aufsteiger Mülheimer FC 97 die Argumente auf seiner Seite.

ETB Schwarz-Weiß: Cordi brach sich im Training das Handgelenk

Aber von vorne: Cordi, der vor der Saison vom Wuppertaler SV an den Uhlenkrug wechselte und schon beim SC Paderborn in der 2. Bundesliga auf der Bank saß, hütete in den ersten 14 Saisonspielen das ETB-Gehäuse und überzeugte. Gründe für einen Wechsel zwischen den Pfosten? Gab es keine, bis Cordi sich im Training im November das Handgelenk brach – die Chance für Valentine, der seitdem zwischen den Pfosten steht.

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In der Winterpause stieg der 23 Jahre alte Cordi wieder ins Training ein, war aber zum Re-Start noch nicht wieder ganz fit. Dass der US-Amerikaner Valentine, der aus dem Bundesliga-Nachwuchs des VfB Hilden kommt, zum Restrundenauftakt startet, war die logische Folge. Dass er aber auch in den nächsten Wochen im Tor bleibt, war noch nicht abzusehen.

ETB-Trainer Apfeld: „Dann wirst du nicht wechseln“

Doch die schwarz-weiße Formkurve seitdem könnte besser kaum aussehen – daran ändert auch die unglückliche 0:1-Heimniederlage gegen die Sportfreunde Baumberg kaum etwas. „Wenn du fünf Mal nicht verlierst, die letzten drei Spiele alle zu null gewinnst, wirst du nicht wechseln“, erklärt ETB-Coach Damian Apfeld. „Die Trainingsleistungen von Michele und Ryan sind überragend. Michele geht mit der Situation sehr, sehr gut um, ist für die Mannschaft in der Kabine und für Ryan da. Er pusht ihn immer wieder und gibt ihm Tipps.“

Nimmt die Rolle als Herausforderer an: Michele Cordi (links), im Moment nur Torhüter Nummer zwei.
Nimmt die Rolle als Herausforderer an: Michele Cordi (links), im Moment nur Torhüter Nummer zwei. © Essen | Thorsten Tillmann

Valentines Entwicklung ist vielversprechend: Das weiß der 20-Jährige und geht damit offen um. „Ich habe mich definitiv verbessert und will weiter an mir arbeiten“, sagt er. Die starke Gegentor-Quote in den letzten Spielen sei aber nicht nur sein Verdienst, sondern der ganzen Verteidigung. „Fredi, Coro, David, Memo – von allen. Es ist eine Teamleistung.“ Von Cordi habe er in dieser Saison schon eine Menge gelernt, sagt Valentine.

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Er glaubt, dass sich beide jederzeit den Platz zwischen den Pfosten schnappen können, wenn sie sich punktuell steigern. „Wir wissen, dass wir beide das Level hochhalten müssen. In jedem Fall wird das Team profitieren, wenn wir beide auf einem hohen Level sind.“ Auf dem sieht sich auch Cordi allmählich wieder: Nahezu bei 100 Prozent sei er schon wieder, wenn er den Punkt nicht sogar schon erreicht habe. Seit vier Wochen ist der gebürtige Hagener inzwischen wieder im Training – und will sich den Stammplatz zwischen den Pfosten wieder holen.

„Wenn du als Sportler keine Ambitionen hast, kannst du gleich zu Hause bleiben.“
ETB-Torhüter Michele Cordi

„Wenn du als Sportler keine Ambitionen hast, kannst du gleich zu Hause bleiben“, so Cordi. „Klar, hat Ryan auch einen guten Job gemacht und einen Anteil daran, dass wir wieder gut in die Rückrunde gestartet sind.“ Nichtsdestotrotz sei er als Nummer eins geholt worden. „Den Anspruch habe ich auch“, stellt Cordi klar. „Was jetzt passiert, ist immer die Entscheidung des Trainers. Ich möchte so schnell wie möglich wieder spielen.“

ETB: Torhüter-Konkurrenzkampf so offen wie nie in dieser Saison

Valentine hat überzeugt, sich für weitere Einsätze empfohlen. Cordi ist nach seiner Verletzung wieder komplett fit, drängt sich auf. So eng wie aktuell dürfte der Kampf um den Platz zwischen den Pfosten noch nie gewesen sein in dieser Saison. Und wie sieht der Trainer die Situation? Es sei für Michele ärgerlich, sagt Apfeld, „aber so ist am Ende halt der Fußball. Wir werden sehen, was die Rückrunde ergibt. Wir können als Verein stolz sein, solche Torhüter zu haben.“

Elf Spiele seien noch zu gehen, 33 Punkte sind noch zu vergeben – die Saison ist noch länger, als es sich für manche vielleicht anfühlt. „Das Gefühl ist oft: Oh, wir sind im Endspurt. Nein, wir sind noch gar nicht im Endspurt“, sagt Apfeld. „Deswegen wird es auf allen Positionen noch ein spannender Konkurrenzkampf.“