Essen. Schonnebeck und Schwarz-Weiß Essen kämpfen um den Aufstieg. Warum in der Regionalliga nicht nur Beine wichtig sind und die Essener Wirtschaft gefragt ist.
„Der liebe Essener Fußball-Fan, was will er mehr?“, fragte sich Frank Isert im ersten Teil des Gesprächs mit dieser Redaktion. Am Sonntag (15 Uhr/WAZ-Liveticker) treffen sich Spitzenreiter Spvg. Schonnebeck und der erste Verfolger ETB Schwarz-Weiß (vier Punkte weniger) zum Oberliga-Spitzenspiel und Stadtduell am Schetters Busch.
Im zweiten Teil des Doppelinterviews sprechen die Vereinsvorsitzenden Isert (Schonnebeck) und Karl Weiß (ETB) über das Szenario Regionalliga-Aufstieg und die Aufgaben, die die Vereine dafür erledigen müssten.
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Herr Isert, Herr Weiß, welche Aufgaben müssten Sie im Falle eines Aufstiegs bewältigen? Was müsste in den Vereinen noch passieren?
Isert: Bei uns ist die Infrastruktur das Thema. Da haben wir noch ein paar Hausaufgaben zu machen. Wir können nicht davon ausgehen, dass der Umbau zum ersten Spiel abgeschlossen ist. Das Genehmigungsverfahren dauert leider seine Zeit. Es ist logisch, dass wir in den Kader investieren müssen, aber wir brauchen natürlich die wirtschaftliche Basis mit den Heimspielen am Schetters Busch.
Inwiefern würde sich der Kader verändern?
Isert: Wir haben ältere Spieler, die bereits signalisiert haben, dass sie sich nicht mehr unbedingt in der Regionalliga sehen. Deswegen würden wir im Aufstiegsfall sicherlich einen kleinen Umbruch vollziehen. Ein Großteil will es natürlich. Es sieht danach aus, dass wir unsere beiden Sturmtalente (Arne Wessels und Conor Tönnies, Anm. d. Red.) im nächsten Sommer verlieren. Von daher müssen wir auf der Position etwas tun.
Und was müsste beim ETB passieren?
Weiß: Wir haben ja schon zwei Mal einen Antrag gestellt. Wir wissen, welche Kosten auf uns zukommen und dass sie in vielerlei Hinsicht anspruchsvoll sind – zum Beispiel mit Blick auf den Ordnungsdienst oder die Schiedsrichter. Es ist ein schwieriges Unterfangen, aber wir würden an das Thema nicht blauäugig, sondern mit Bedacht drangehen. Es muss einem auch immer zu denken geben, dass ein Verein wie die SSVg Velbert das nicht geschafft hat. Es gibt aber ebenso Beispiele, die zeigen, wie es gehen könnte. Wir würden in dem Szenario kein finanzielles Risiko eingehen und nur das ausgeben, was wir einnehmen.
Bei Rot-Weiss Essen wurde in den vergangenen Jahren oft die Problematik diskutiert, dass viele große Unternehmen ihren Sitz in der Stadt haben, der Drittligist sie aber nicht als Sponsoren gewinnen kann. Wie schätzen Sie das Potenzial im Falle eines Aufstiegs ein?
Isert: Ich glaube, dass uns der ETB im Punkt Sponsoring voraus ist – sicherlich durch die Personalie Günther Oberholz im Marketing-Bereich. Wir haben auch viele Partner, nähern uns einer dreistelligen Anzahl von Sponsoren. Nichtsdestotrotz ist es sehr mühsam, Türen zu öffnen – besonders von Essener Unternehmen, die zeigen sollten, dass sie den erfolgreichen Weg der beiden Vereine mitgehen und daran glauben.
Schonnebecks Isert: „Würden die Stadt Essen in der Regionalliga verkörpern“
Warum konkret?
Isert: In beiden Vereinen wird sehr gut und seriös gearbeitet. Ich glaube, dass Firmen da sehr, sehr gute Gegenleistungen erhalten würden, und finde, dass das einfach mehr honoriert werden muss. Letztendlich würde einer von uns dann auch die Stadt Essen in der Regionalliga verkörpern. Dann wäre es schon sehr schön und auch sinnvoll, wenn die Essener Wirtschaft trotz der schwierigen Situation am Markt daran teilhaben würde.
Weiß: Wir müssen unseren Weg gehen. Wir haben viele Sponsoren, aber eben keinen Ankersponsor. Da haben andere Vereine vielleicht auch bessere Kontakte. Wir müssen trotzdem Einnahmen generieren. Wir würden im Aufstiegsfall bei uns auch keine wahnsinnige Zuschauerentwicklung haben, aber müssen sehen, dass wir den ganzen Verein heben und sukzessive nach vorne bringen.
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Was müsste passieren, um sich nach einem Aufstieg in der Regionalliga West kurz- und mittelfristig etablieren zu können?
Isert: Ich glaube, dass wir erst einmal regeln müssten, nicht direkt sang- und klanglos wieder abzusteigen. Wir wissen schon, dass wir nicht oben angreifen würden. Das richtet sich auch immer nach den verfügbaren Spielern. Klar, sind wir immer bestrebt, Kontinuität hinzubekommen. Für einige Spieler wäre das ein Riesenerlebnis, zwangsläufig würden sie aber auch an ihre Grenzen kommen. Deswegen wollen wir natürlich auch so schnell wie möglich am Schetters Busch spielen, weil unsere Chance zu Hause auf dem kleinen Kunstrasenplatz immer größer ist.
ETB-Präsident Weiß: „Weiteres Wachstum wäre nötig“
Weiß: Dafür wäre weiteres Wachstum nötig – zum Beispiel im Bereich der Finanzen. Ich glaube, dass ein Jahr in der Regionalliga, in dem man nur ganz wenige Punkte holt, dann nachher Vieles erschweren würde. Als Verein müssten wir die Mission schon so angehen, dass sie mehrjährig angelegt wird. Das müsste die Zielsetzung sein, ist aber noch weit weg.
Die Spvg. Schonnebeck kassiert im Sommer 2025 voraussichtlich eine nennenswerte fünfstellige Summe durch die Abgänge der Talente Arne Wessels und Conor Tönnies. Wie wollen Sie dieses Geld investieren?
Isert: Mein Vorgänger hat immer einen Spruch gebracht, den ich für sinnvoll halte: Nicht nur in Beine, sondern auch in Steine investieren. Wir wollen unabhängig davon, wann was in welcher Höhe gezahlt wird, weiter in unsere Infrastruktur investieren. Und den Hebel an bauliche Veränderungen, die dann auch unser Eigentum wären, dransetzen. Ich glaube, dass wir uns im Hinblick auf unsere Räumlichkeiten noch einmal vergrößern müssen – zum Beispiel mit einem Fitness-Studio für den Nachwuchs.
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Der Umbau des Schetters Busch ist bis zum Saisonbeginn im nächsten Jahr voraussichtlich noch nicht abgeschlossen, das Stadion noch nicht Regionalliga-tauglich. Wäre es eine realistische Option, in den ersten Spielen zum Uhlenkrug auszuweichen?
Isert: Das war zumindest die erste Idee seitens der Stadt. Der Uhlenkrug ist kürzlich umgebaut worden. Es muss dann aber immer auch passen. Wir würden uns mit beiden Vereinen an einen Tisch setzen, wenn es soweit ist. Bis dahin ist aber ja noch ein bisschen Zeit. Ja, es wäre eine naheliegende Lösung. Das Thema Hafenstraße können wir aus Kostengründen beiseiteschieben. Wir hoffen einfach, dass die Planung schnell durchgeht und wir dann schnellstmöglich am Schetters Busch spielen können.
Weiß: Bei dem Thema müssen wir abwarten. Die Forderung, dann am Uhlenkrug zu spielen, ist natürlich nachvollziehbar. Ich denke aber, dass auch die Stadt erst einmal über andere Alternativen nachdenken sollte, weil es am Uhlenkrug doch sehr schwer würde – allein wegen des Rasens. Ich glaube nicht, dass das funktionieren würde. Insofern wäre es gut, wenn man sich auch ein paar andere Gedanken machen würde, wenn es überhaupt so weit kommt.
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