Essen. In Essen könnte bald wieder ein weiterer Verein Fußball unter Profi-Bedingungen spielen. Die Geschichte des hochklassigen Fußballs der Stadt – abseits von RWE.

  • Das Essener Top-Derby am morgigen Sonntag: Die SpVg. Schonnebeck und Schwarz-Weiß führen als 1. und 2. aktuell die Oberliga Niederrhein an.
  • Einer von beiden könnte also nächstes Jahr in die Regionalliga aufsteigen. Im Männerfußball wäre das dann nach fast zehn Jahren wieder das erste Mal, dass zwei Essener Vereine Fußball unter professionellen Bedingungen spielen.
  • In der Fußballhistorie der Stadt gab es, oder höherklassige Amateure ab der vierten Liga, öfters. Darunter sind nicht nur Namen wie Schwarz-Weiß Essen.

Nächstes Jahr könnte es wieder soweit sein. Nach fast zehn Jahren könnten wieder zwei Fußballvereine bei den Männern aus Essen im Profifußball bzw. Fußball unter professionellen Bedingungen spielen – wenn entweder die SpVg. Schonnebeck oder der ETB Schwarz-Weiß Essen in dieser Saison aus der Oberliga Niederrhein in die Regionalliga West aufsteigt.

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Aktuell ist eines dieser Szenarien sehr realistisch. Schonnebeck steht nach 15 Spieltagen souverän auf dem ersten Rang, und damit auf dem einzigen Aufstiegsplatz, vier Punkte dahinter die Schwarz-Weißen. Am Sonntag (01.12.24, 15 Uhr, Stadion Schetters Busch) kommt es dann zum richtungsweisenden Topspiel und Essener Derby zugleich.

Fußball in Essen: Der aktuelle Primus heißt SGS Essen

In der Chronik des Profi- bzw. höheren Amateurfußballs in Essen darf zunächst einmal nicht die SGS Essen fehlen. Neben allen Erfolgen von Essener Fußballmannschaften bei den Herren, sind es seit 2004 die Frauen der SGS, die die Stadt als einziges Team in der Erstklassigkeit des Sports vertreten. Davon träumt RWE seit den 1970ern nur. Und auch vor ihrem Aufstieg in die 1. Bundesliga spielten die Schönebeckerinnen stets höherklassigen Fußball.

1. Bundesliga der Frauen der 2005: Melanie Hoffmann von der SGS Essen (links) im Kopfballduell mit Jennifer Zietz von Turbine Potsdam.
1. Bundesliga der Frauen der 2005: Melanie Hoffmann von der SGS Essen (links) im Kopfballduell mit Jennifer Zietz von Turbine Potsdam. © WAZ | gohl

Das letzte Mal, dass zwei Essener Männer-Teams gleichzeitig mindestens Regionalliga spielten, gab es 2016. Da war es, neben dem Stadtprimus Rot-Weiss Essen, aber weder die SpVg. Schonnebeck noch der ETB, die emporkamen. In zwei denkwürdigen Relegationsspielen gegen den KFC Uerdingen, im Zuge der Regionalliga-Reform zur Saison 2012/2013, stieg der FC Kray in die vierthöchste deutsche Spielklasse auf. Nach dem sofortigen Abstieg, folgte 2014 der direkte Wiederaufstieg. Danach konnten sich die Krayer immerhin bis 2016 zwei Spielzeiten hintereinander in der Liga halten.

Fußball Regionalliga West: FC Kray mischte Essener Fußballszene in den 2010er Jahren auf

Einen kleinen historischen Meilenstein im Essener Fußball bilden vor allem die beiden Derbysiege des FC Kray gegen RWE in der Regionalliga-Saison 2014/2015. In den beiden Aufeinandertreffen siegte der krasse Außenseiter 4:2 und 1:0. Damit rettete sich der FC noch einmal, ehe es ab der Saison 2015/2016 von der Regionalliga bis in die Landesliga runterging.

In der Regionalliga-Hinrunde 2014/2015 schlug der FC Kray Rot-Weiss Essen bereits mit 4:2. In der Rückrunde hieß es 1:0 für die Krayer. Hier im Bild. Max Dombrowka (RWE) gegen Eric Yahkem (FCK) im Hinspiel im September 2014.
In der Regionalliga-Hinrunde 2014/2015 schlug der FC Kray Rot-Weiss Essen bereits mit 4:2. In der Rückrunde hieß es 1:0 für die Krayer. Hier im Bild. Max Dombrowka (RWE) gegen Eric Yahkem (FCK) im Hinspiel im September 2014. © WAZ FotoPool | Michael Gohl

Vielleicht war die Regionalliga generell eine Nummer zu groß für den FC Kray. Der Verein kämpfte mit infrastrukturellen Problemen, musste seine Spiele an der Hafenstraße austragen, weil die Kray-Arena im Stadtteil den Anforderungen an Regionalliga-Fußball nicht genügte. Und: Die Krayer Fan-Basis ähnelt der von Rot-Weiss zu sehr.

Essener Fußballgeschichte: Schwarz-Weiß war vor Rot-Weiss Essen da

Das sind zwei Probleme, mit denen der ETB Schwarz-Weiß Essen im Falle eines Aufstiegs nichts zu tun hätte. Der „Lackschuhklub“ aus dem Essener Süden ist hinter Rot-Weiss traditionell die zweite Fußballkraft der Stadt. In keiner TV-Doku über den Fußball im Ruhrgebiet fehlt Schwarz-Weiß Essen – speziell der größte Vereinserfolg: der Gewinn des DFB-Pokals 1959.

Spieler von Schwarz-Weiß Essen bejubeln 1959 den Pokalsieg im deutschen Fußball. Einer hebt den Pokal mit beiden Händen in die Höhe.
Nicht nur der größte Erfolg der Vereinsgeschichte, sondern einer der größten für den ganzen Essener Fußball: 1959 wird Schwarz-Weiß Essen im Finale gegen Borussia Neunkirchen DFB-Pokalsieger. © Horstmueller | HORSTMUELLER GmbH

Die Geschichte des Fußballs in Essen begann immerhin auch bei den Schwarz-Weißen im bürgerlichen Süden. Um das Jahr 1900 waren der Essener SV 1899, der in der heutigen Essener Sport-Gemeinschaft 99/06 aufging, und der ETB die ersten Sportvereine mit Fußball in Essen. Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg etablierte sich dann der Arbeiterverein aus dem Norden Rot-Weiss Essen.

Fußball in Essen: Sportfreunde Katernberg spielten um die Deutsche Meisterschaft

Nach dem Krieg tauchte zunächst aber noch ein weiterer Essener Name im deutschen Spitzenfußball auf: die Sportfreunde Katernberg. 1947/48 wurden sie hinter Borussia Dortmund Vizemeister der damals erstklassigen Oberliga West, spielten damit in der Endrunde zur Deutschen Meisterschaft, wo sie im Viertelfinale gegen Eintracht Braunschweig unterlagen. Ihr Abstieg zu den Amateuren begann 1955.

Da war Rot-Weiss Essen, mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft, schon zur Nummer Eins der Stadt aufgestiegen. Und bis dahin war Schwarz-Weiß immer der erfolgreichste Essener Fußballverein. Bis 1978 spielte der ETB auch noch in der jeweils erst- oder zweithöchsten Spielklasse mit, ehe sich der Verein aus finanziellen Gründen in den Amateurbereich zurückzog.

Mannschaftsfoto von Schwarz-Weiß Essen Saison 2005/2006.
Auch schon legendär: Der Oberliga-Kader des ETB Schwarz-Weiß Essen in der Saison 2005/2006. Mit: Sascha Wolf und Mike Möllensiep (hinten, 1. und 2. von rechts), dem Trainerduo Patrick Notthoff und Klaus Täuber (Mitte, 1. und 2. von links) und Sascha Mölders (Mitte, 4. von links). © Udo Geisler | Udo Geisler

Es folgten drei Jahrzehnte in der Oberliga, die bis 1994 die Dritt- und bis 2008 die Viertklassigkeit bedeutete. Im ETB-Kader von 2005/2006 zum Beispiel finden sich illustere Namen wie Sascha Wolf, Sascha Mölders oder Mike Möllensiep. Trainer waren Schalke-Legende Klaus Täuber und Patrick Notthoff, Ex-Kapitän des MSV Duisburg in der Bundesliga. Für den Traditionsverein würde ein Regionalliga-Aufstieg also so etwas wie die Rückkehr in sein natürliches Habitat bedeuten.

SpVg. Schonnebeck: Größter Erfolg Aufstieg in die 4. Liga in den 80ern

Im Vergleich zu Schwarz-Weiß wäre das für die „Schwalben“ aus Schonnebeck hingegen relatives Neuland. In den 1930er Jahren und einige Jahre nach dem Krieg kann der Verein zwar auch zweit- bzw. erstklassigen Fußball in seiner Vita vorweisen, im moderneren deutschen Ligensystem spielten die Schonnebecker aber nur von 1984 bis 1987 in der damals vierthöchste Klasse – der Verbandsliga.

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In der tauchten in den 1980ern bis zur Reform und Degradierung zur 5. Liga 1994 auch kurzzeitig Helene Essen, der BV Altenessen, die Sportfreunde Katernberg, der FC Kray und der VfB Essen-Nord auf. Von Fußball unter Profibedingungen, so wie in der heutigen Regionalliga, konnte da aber keine Rede sein.

Um das ab 2025 in Schonnebeck gewährleisten zu können, und damit die SpVg. nicht ein ähnliches Schicksal wie der FC Kray erleidet, muss auch am Schetters Busch noch an der Infrastruktur gearbeitet werden. Immerhin sind die Pläne der Stadt Essen dafür jetzt da.