Essen. Sonntag treffen sich Spvg. Schonnebeck und SW Essen zum Oberliga-Spitzenspiel. Wie die Vereinsbosse das Derby und die Aussicht auf die Regionalliga einschätzen.

Draußen funkeln die Lichter auf den Straßen, im Raum „Bergedorf“ der FUNKE-Zentrale in Essen nehmen Frank Isert und Karl Weiß zum Gespräch Platz. Der Anlass ist ein ganz besonderer: Am Sonntag (15 Uhr/WAZ-Liveticker) empfängt Spitzenreiter Spvg. Schonnebeck den ersten Verfolger ETB Schwarz-Weiß (vier Punkte weniger) zum Stadtduell und Oberliga-Spitzenspiel am Schetters Busch.

Im ersten Teil des Interviews sprechen die beiden Vereinsvorsitzenden über die Sehnsucht nach einem Aufstieg, die sportliche Perspektive und das Duell am Sonntag.

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+++ Teil zwei, in dem Weiß und Isert über das Szenario Regionalliga-Aufstieg und die Aufgaben bis dahin sprechen, lesen Sie am Freitagmorgen hier +++

Herr Isert, Herr Weiß, der Umbau des Stadions am Uhlenkrug befindet sich in den letzten Zügen. In der vergangenen Woche hat der Ausschuss für Sport- und Bäderbetriebe die Umbauplanungen für den Schetters Busch freigegeben. Ist 2025 DAS Jahr für einen Essener Regionalliga-Aufstieg?

Schonnebeck-Vorsitzender Isert: Wir freuen uns darüber, dass jetzt das Signal von der Stadt kam, dass die Planung in Auftrag gegeben wird. Bis zum Umbau müssen wir aber noch einige Hürden nehmen. Der Umbau zielt darauf ab, dass wir den nächsten Schritt gehen können. Für die Sportstadt Essen ist es natürlich großartig, dass wir derzeit mit zwei Vereinen in der Oberliga oben stehen und einer davon im nächsten Jahr vielleicht in der Regionalliga dabei ist. Das wäre sicherlich auch ein gutes Zeichen für die Stadt Essen.

ETB-Vorsitzender Weiß: Wir waren bislang immer recht weit davon entfernt. Schonnebeck wäre nach dem Nichtaufstieg von Baumberg eigentlich schon im vergangenen Jahr dran gewesen. Wir haben es in diesem Jahr aber nicht so sehr im Fokus, weil wir immer viele Veränderungen im Kader haben. In diesem Punkt ist Schonnebeck schon weiter, sie haben nur wenige Veränderungen vorgenommen und sind uns in vielerlei Hinsicht etwas voraus. Mit der Infrastruktur und der Gesamtentwicklung des Vereins sehe ich uns aber auf einem guten Weg.

Am Sonntag treffen Ihre beiden Vereine im Spitzenspiel direkt aufeinander. Wie groß ist die Anspannung bei Ihnen persönlich im Vergleich zu anderen Spielen?

Weiß: Die Rahmenbedingungen sind irgendwie besonders, besonders toll. Wir werden sehen, wie wir uns in so einem Spiel vor so einer Kulisse präsentieren. Ich bin selbst sehr gespannt, aber auch schon sehr lange im Fußball dabei. Deswegen hält sich die Anspannung in Grenzen.

Oberliga Niederrhein: Spvg. Schonnebeck hofft auf über 1000 Zuschauer gegen Schwarz-Weiß Essen

Isert: Die Nervosität nimmt natürlich zu – sicherlich mehr als bei anderen Spielen. Es gibt nichts Schöneres als Derbys. Dafür machen wir den Job. Ich glaube, für beide Mannschaften ist es großartig, vor so einer Kulisse zu spielen. Wir hoffen schon auf über 1000 Zuschauer, das hätten sich beide Mannschaften redlich verdient.

Vor dem Oberliga Top-Derby: Gespräch mit den 1. Vors. Schonnebeck & ETB
Karl Weiß (links) und Frank Isert beim Gespräch mit dieser Redaktion im FUNKE-Medienhaus in Essen. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Der ETB hat sich 1978 in den Amateurbereich verabschiedet, Schonnebeck war zuletzt 1987 viertklassig. Bei welchem Verein ist die Sehnsucht nach einem Aufstieg größer?

Isert: Ich glaube, der ETB hat eine andere Tradition verbunden mit seinem Stadion. Für uns wäre die Regionalliga ein Abenteuer, wenn wir das erleben dürften. Wir sind in den zehn Jahren in der Oberliga drei Mal Vizemeister geworden, im vergangenen Jahr mussten wir geduldig und rational vorgehen. Wir haben die Lizenz nicht beantragt, weil wir die nötige Infrastruktur nicht hatten. Das wäre im nächsten Jahr anders. Wir versuchen einfach, diesen Traum auch zu leben.

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Weiß: Wir mussten in vielerlei Hinsicht erst einmal Rahmenbedingungen schaffen – zum Beispiel mit Blick auf Finanzen und die Infrastruktur. Ich freue mich über die Entwicklung im gesamten Verein. Wir sind auf einem guten Weg, aber ein Aufstieg lässt sich nicht planen.

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Glauben Sie, dass Sie sich bis zum Saisonende an der Tabellenspitze halten können?

Isert: Wir hoffen, diese Performance weiterhin beibehalten zu können. Es müssen aber auch alle gesund bleiben. Wir konzentrieren uns jetzt erst einmal auf Sonntag und haben dann noch schwere Spiele in Sonsbeck und Homberg vor der Brust. Es gibt viele Mannschaften, die oben mitspielen. Die SSVg Velbert sollte man auf keinen Fall abschreiben. Wir bleiben demütig und vorsichtig optimistisch.

Weiß: Ich bin mit der Gesamtentwicklung zufrieden, schätze das aber auch sehr realistisch ein. Ich glaube, dass Schonnebeck oder Velbert das Rennen machen, weil ich uns da noch nicht sehe – auch in der Konstanz nicht. Das ist nicht schlimm, vielleicht überrascht die Mannschaft auch. Es wäre aber vermessen, wenn ich sagen würde, dass wir schon so weit sind. Das sind wir definitiv nicht, was aber auch in Ordnung ist, weil ich total zufrieden mit der Entwicklung bin.

Fussball in Essen
Rückte nach dem Rücktritt von Damian Apfeld in die Cheftrainer-Rolle: Trainer Julian Stöhr vom ETB SW Essen. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Am Uhlenkrug gibt es seit vier Wochen in Julian Stöhr einen neuen Cheftrainer. Sein Engagement ist in dieser Position erst einmal bis zur Winterpause angelegt. Ist es auch vorstellbar, dass er die Rolle bis zum Saisonende oder sogar bis über diese Saison hinaus ausfüllen darf?

Weiß: Auf jeden Fall. Der Rücktritt von Damian Apfeld hat uns ja überrascht und war für uns in der Art und Weise und im Ablauf nicht ganz nett. Ich denke, dass uns ein guter Übergang gelungen ist. Julian war ja auch schon in Rhynern einige Monate Cheftrainer und macht das gut mit Fatih Özbayrak. Die Frage ist auch, wie die beiden das auch privat und beruflich hinbekommen. Wir werden uns nach den drei Spielen bis zur Winterpause zusammensetzen. Ich glaube, dass Trainer und Mannschaft gerne zusammenarbeiten. Wir sind absolut zufrieden mit der Arbeit von Julian und Özi.

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Was erwarten Sie für ein Spiel am Sonntag?

Weiß: Schonnebeck hat jedes Heimspiel gewonnen. Wir haben uns noch einmal intensiv mit dem Gegner befasst. Sie kennen uns natürlich. Dirk Tönnies und Damian Apfeld sind ja auch befreundet und wissen alles über uns. Ich denke nicht, dass es große Überraschungen geben wird. Zu Hause ist Schonnebeck schon eine Macht. Wir müssen abwarten, wie die Jungs das annehmen - auch die Kulisse. Ich glaube schon, dass wir einen guten Auftritt hinlegen werden – auf jeden Fall einen besseren als im Vorjahr.

Isert: Es wird ein Spiel auf Augenhöhe. Da muss man seine Nerven auch ein Stück weit im Griff haben. Wir haben viele junge Spieler, da müssen gerade die älteren aufpassen, dass wir nicht überpacen. Es wird ein heißes Derby, das sicherlich nicht den Spielverlauf nehmen wird wie im vergangenen Jahr. Der liebe Essener Fußball-Fan, was will er mehr?

Tippen Sie?

Isert: Das Tippen überlasse ich lieber anderen, da war ich in der Vergangenheit bereits talentfrei. Ich wünsche mir aber natürlich einen Heimsieg.

Weiß: Ich hätte den Wunsch, dass wir nicht verlieren und glaube, dass wir ein Unentschieden schaffen. Damit wäre ich auch schon zufrieden.

Teil zwei des Interviews, in dem es um das Szenario Regionalliga-Aufstieg und die Aufgaben bis dahin geht, lesen Sie am Freitagmorgen unter diesem Link.