Essen. Kray trifft auf Mintard, das gerade David Odonkor entlassen hat. Krays Coach versteht das nicht - und verweist auf die Arbeit bei zwei Essener Klubs.

  • Bartosz Maslon, Trainer des FC Kray, verfolgte das 6:0 seines Teams gegen den VfB Speldorf während seines Familienurlaubs auf einem Kreuzfahrtschiff per Livestream, obwohl er nicht vor Ort sein konnte.
  • Unter der Woche wurde dann im Kreispokal gegen A-Ligist Heisinger SV verloren.
  • Am Wochenende geht es nun gegen den nächsten Mülheimer Verein: DJK BW Mintard. Dort gab es zuletzt eine überraschende Trainerentlassung von David Odonkor.

Vor ihm liegt kilometerweit nur Meer. Der Wind peitscht während des Telefonats mit dieser Redaktion, ab und an muss etwas wiederholt werden bei der Lautstärke des Schiffes im Hintergrund. „Morgen geht es nach Skagen und dann noch nach Oslo“, sagt Bartosz Maslon tiefenentspannt. Der Trainer des Essener Fußball-Landesligisten FC Kray genießt den Aufenthalt auf dem Kreuzfahrtschiff mit seiner Familie in vollen Zügen.

Am vergangenen Sonntag jedoch, da brauchte Maslon Pause. Pause vom Urlaub. Denn da spielte sein FC Kray – ausgerechnet gegen seinen Ex-Verein, den VfB Speldorf, und gewann deutlich mit 6:0. „Ich war mehr oder weniger live dabei. Mein Bruder war vor Ort und hat mich über WhatsApp per Video angerufen und mitschauen lassen. Zudem hatte ich das Handy meiner Frau daneben liegen, habe da einen Liveticker verfolgt“, sagt Maslon lachend. Natürlich konnte er sich dieses Spiel nicht entgehen lassen.

FC Kray fliegt nach dem Sieg über Speldorf überraschend aus dem Kreispokal gegen den Heisinger SV

Seine Spieler kamen auch ohne ihn sehr gut klar, führten bereits früh deutlich und waren wahrscheinlich entspannter als Maslon selbst. „Wenn du selbst nicht an der Seitenlinie stehst, hast du schon ein schlechtes Gefühl, auch wenn es hier ein Familienurlaub ist. Als Fußballer wäre ich gerne dabei gewesen, gerade gegen meinen Ex-Verein. Aber wir waren gut vorbereitet und hatten alles abgesprochen. Zudem habe zahlreiche Infos von Freunden bekommen. Ich wurde quasi bombardiert mit Nachrichten“, so Maslon. Am Dienstagabend dann aber die Ernüchterung: Im Kreispokal schied Kray nach einer 2:4-Niederlage gegen den A-Ligisten Heisinger SV aus.

Co-Trainer Ingo Christ, der Maslon gerade vertritt, war danach richtig sauer. Zwar sei durchrotiert worden und es habe „irrwitzige“ Schiedsrichterentscheidungen gegeben, im Spiel selbst hätten dann aber dennoch „eine gewisse fußballerische Cleverness und Erfahrung im Spielaufbau gefehlt. Das Spiel ging verdient mit 2:4 gegen Heisingen verloren, da wir sicherlich insgesamt auch nicht die notwendige Einstellung und Zweikampfstärke – trotz aller Warnungen – auf dem Platz gebracht haben, was selbstverständlich nicht nur an den bislang zu kurz gekommen Spielern mit Einsatzzeiten lag.“

Odonkor-Aus beim kommenden Gegner DJK BW Mintard kann Krays Trainer Bartosz Maslon nicht nachvollziehen

Auch seine ehemalige Co-Trainerin Soumiya Bouahdi war unter den Leuten, die Maslon auf dem Laufenden hielten, immerhin hatte sie mit der DJK BW Mintard schon am Vormittag bei der SG Essen-Schönebeck gespielt und 1:5 verloren. Mittlerweile wurde Bouahdi gemeinsam mit Cheftrainer David Odonkor in Mintard entlassen.

Eine Entscheidung, die Maslon von außen keineswegs nachvollziehen kann und zu einem Plädoyer für mehr Kontinuität ansetzt: „Ich verstehe die ganzen Vereine nicht, die keine Ruhe haben. Man braucht doch Minimum ein Jahr, um zu sehen, ob eine Entwicklung da ist oder nicht.“ Es gebe ja Beispiele, bei denen eine langfristige Sicht zu Erfolg geführt habe.

Auch interessant

Maslon: „Man kann sich da doch zum Beispiel Schonnebeck anschauen: Die hatten auch doofe Phasen, haben aber immer auf Dirk Tönnies und die Jugend gebaut und etwas entwickelt, das ist Weltklasse. Oder auch Adler Union Frintrop. Die sind abgestiegen aus der Oberliga, haben an Marcel Cornelissen aber festgehalten. Ich weiß auch, wie es läuft. Aber auch solche Entscheidungen machen uns als Trainern Druck.“

Mehr zum Amateurfußball in Essen