Mülheim. David Odonkor ist Geschichte in Mintard. Das wirft die Frage auf: Dorfklub oder Promi-Glanz? Der Verein muss sich entscheiden. Ein Kommentar.

Die DJK Blau-Weiß Mintard hat es mal wieder geschafft. Am Montagabend und am Dienstag stand der Mülheimer Landesligist überregional im Fokus. Egal, wohin man hörte, ob nach Essen, Mülheim oder Velbert: Im Amateurfußball der Umgebung gab es kaum ein anderes Thema.

31 Spiele waren David Odonkor und seiner Co-Trainerin Soumiya Bouhadi vergönnt, ehe Mintard das Duo am Montagabend entließ. 31 Spiele – das klingt nach einer kurzen Zeit. Und das ist es auch, wenn man beachtet, dass eine ganze Saison 34 Partien umfasst.

Für Mintarder Verhältnisse sind 31 Spiele allerdings schon richtig lang. Kein anderer Trainer hielt sich in Mülheim, direkt neben der Ruhr, seit dem Landesliga-Aufstieg des Vereins im Jahr 2019.

Nun war sicherlich nicht jede Trennung unverständlich. Mal war die sportliche Lage wirklich brisant, dann gab es eine Karrierechance, die sich Fabio Audia nicht entgehen lassen konnte, oder „unüberbrückbare Differenzen“ mit Guido Contrino. Doch klar ist: wenn 31 Spiele schon lang sind, dann muss sich der Verein in der eigenen Führung auch mal ganz klar hinterfragen. Denn Entwicklung ist nur in einem Vertrauensverhältnis möglich. Und das scheint in Mintard chronisch gestört zu sein.

DJK BW Mintard war vor wenigen Wochen noch ganz oben in der Landesliga

Es ist kein vier Wochen her, da lächelte Odonkor noch, als er zur Tabellenführung in der Landesliga befragt wurde und wiegelte ab. Nach außen hin wollte niemand an der Aue von Oberliga-Ambitionen sprechen. In den vergangenen Jahren nicht – trotz großen Namen auf der Trainerposition, die auf den ersten Blick genau dafür sprachen – und auch jetzt wieder nicht.

Patrick Radtke kommentiert die Lage bei Blau-Weiß Mintard.
Patrick Radtke kommentiert die Lage bei Blau-Weiß Mintard. © Patrick Radtke

Gibt es nicht auch hier wieder interne Unstimmigkeiten, auf die momentan nichts hinweist, ist die nun folgende überraschende Entlassung nach zugegeben drei enttäuschenden Niederlagen, unter anderem im Derby gegen Speldorf, anders aber nicht zu erklären. Gerade einmal vier Punkte Rückstand sind es auf Platz zwei, fünf sind es zur Tabellenspitze wie zur Abstiegszone. Und dann muss ein Trainerduo gehen, welches sich voll mit der Aufgabe identifizierte, weil, Zitat: Die sportliche Entwicklung gefährdet sei? Das ist zu billig.

Die DJK Blau-Weiß Mintard muss sich entscheiden: Dorfklub oder Oberliga-Ambitionen mit Promi-Trainern? Entweder geht sie auch verbal nach vorne und nennt die Oberliga endlich klar als Ziel, damit man sie daran messen kann und sie auch ihren Trainern eine deutliche Aufgabe mit auf den Weg gibt – oder sie fängt an, ruhiger zu werden. Aktuell tut sie beides nicht und gibt damit ein schiefes Bild ab.

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