Essen. Nach einem bescheidenen Jahr in Halle blüht Leon Fern bei den Moskitos Essen auf. Beim 7:3 gegen seinen Ex-Club traf er sogar – eine Genugtuung?

Viele Fans der Moskitos Essen hätten es verstanden, wenn Leon Fern in diesem Moment ein bisschen Genugtuung empfunden hätte. Der Offensiv-Verteidiger knipste beim 7:3-Heimsieg gegen die Saale Bulls Halle mit seiner Direktabnahme das zwischenzeitliche 5:0 – gegen den Verein, bei dem er in der vergangenen Saison noch unter Vertrag stand.

„Ich bin eigentlich kein gehässiger Mensch“, erklärte Fern nach dem Spiel. „Natürlich freut es mich, dass wir gewonnen haben. Und natürlich ist es schön, dass wir auch so deutlich gewonnen haben.“ Aber um Welten anders als bei Siegen gegen andere Mannschaften fühle er sich nicht.

Ferns Abgang aus Halle wurde begleitet von einigen Nebengeräuschen: Die Sachsen scheiterten bereits in der ersten Playoff-Runde der Eishockey-Oberliga, der 27-Jährige konnte die Erwartungen aus Sicht der Hallenser nicht erfüllen.

Moskitos: Ferns Vertrag mit Saale Bulls ist aufgelöst worden

Beide Seiten verständigten sich in beiderseitigem Einvernehmen darauf, den laufenden Vertrag im Sommer aufzulösen. Das vergangene Jahr sei „überhaupt nicht einfach“ gewesen, meinte Fern vor dieser Saison. Kontakt zu den Verantwortlichen der Saale Bulls habe er nicht mehr. „Man sagt sich ‚Hallo‘, wenn man sich sieht wie heute. Es ist ja alles entspannt“, sagt der gebürtige Velberter. „Zu den Jungs habe ich auch noch teilweise Kontakt.“

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Zurück am Westbahnhof blüht Fern, der bereits von 2017 bis 2019 in Essen auf dem Eis stand, auf und hat sich schnell als Leistungsträger in der ersten Reihe etabliert. Im direkten Duell zeigte er den Saale Bulls, wie sportlich wertvoll er in einem funktionierenden Umfeld sein kann. Der Treffer gegen seine ehemaligen Kollegen war bereits sein fünfter in dieser Saison – im erst zehnten Spiel.

Der Offensiv-Verteidiger bereichert die „Mücken“ vor allem in der gegnerischen Zone, ist der bislang punktbeste deutsche Verteidiger der Oberliga Nord (fünf Tore, sieben Assists) mit seinen Schussqualitäten von der blauen Linie. Zum Vergleich: In Halle knipste Fern in der Vorsaison nur drei Buden. Die Mannschaft, das Umfeld und das Trainerteam haben den größten Anteil an seiner Top-Form, erklärt Fern.

Eishockey in Essen
Durfte schon fünf Treffer in dieser Saison bejubeln: Moskitos-Assistenzkapitän Leon Fern (hier beim 7:1-Kantersieg gegen die Hannover Indians). © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Moskitos-Zugang Fern: „Freut sich wieder darauf, ins Stadion zu kommen“

„Wir haben harmonieren einfach super in der Reihe und innerhalb der Mannschaft. Die ganzen Faktoren machen es einem sehr leicht, seinen Job zu machen – mit viel besserer Laune. Man freut sich wieder darauf, ins Stadion zu kommen, zum Training zu gehen und zu den Spielen zu fahren.“

Fern gilt nicht als Lautsprecher in der Kabine, übernimmt aber als Assistenzkapitän trotzdem viel Verantwortung - und geht auf dem Eis mit Leistung voran. „Ich glaube, Leon ist bislang unser bester Verteidiger. Ich bin sehr zufrieden mit der Art und Weise, wie er der Mannschaft hilft und auf dem Eis arbeitet“, schwärmt Trainer Danny Albrecht. „Deswegen hat er sich das heute verdient.“

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Durch den Heimsieg gegen Halle – den vierten in Folge – habe sich die Moskitos auf Platz drei vorgeschoben, sechs der jüngsten sieben Begegnungen haben die „Mücken“ für sich entschieden. Gegen die Saale Bulls überragten sie in den ersten 35 Minuten. Warum es derzeit so ausgezeichnet läuft? „Die ganzen Mechanismen greifen immer besser, werden immer besser verinnerlicht“, analysiert Fern.

„Die ganzen Abläufe funktionieren immer flüssiger. Wir spielen immer mehr systemgetreu.“ Besonders in den Heimspielen bietet Essen Spektakel: Bei allen vier Heimsiegen kam eine vierstellige Anzahl an Zuschauern in die Eissporthalle, zwei Mal sogar über 2000. „Ich muss ehrlichweise sagen, dass ich die Stimmung tatsächlich um einiges besser finde als während meiner ersten Zeit hier“, erklärt Fern. „Ich bin bisher sehr begeistert von dem Zusammenspiel mit den Fans.“

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Eines fehlt den Moskitos derzeit noch, um eine echte Spitzenmannschaft zu sein: Die Konstanz gegen alle Gegner und über nahezu alle Phasen der 60 Minuten. Gegen Halle verloren die Gastgeber kurz vor der zweiten Drittelpause den Zugriff, mussten im Schlussdrittel phasenweise noch um die deutliche Führung zittern. „Das müssen wir noch abstellen“, fordert Fern.

Moskitos müssen im nächsten Heimspiel richtige Mentalität zeigen

Was vor dem Heimspiel am Freitag (20 Uhr/WAZ-Liveticker) gegen die TecArt Black Dragons Erfurt aber noch wichtiger wird: Dass die „Mücken“ mit voller Spannung in die Begegnung gehen, nicht wie bei der 2:3-Pleite in Rostock die richtige Mentalität vermissen lassen. Auffällig: Schon in der Vorsaison gab es diese Problematik gegen die vermeintlich kleinen Vereine.

Fern stimmt zu: „Wir müssen daran arbeiten, dass wir gegen Teams mit vermeintlich schlechterem Image oder schlechterem Namen genauso viele PS aufs Eis bringen wie gegen die Scorpions, Tilburg oder die Indians.“

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