Essen. Neue Saison, neues Torhüter-Duo: Dominik Plaue und Dennis Wipf erzählen im Interview, wie sie miteinander zurechtkommen, und was sie sich von den Essener Fans erhoffen.

Der Tusem Essen hat ein neues Gesicht – oder besser: viele neue Gesichter. Personaltechnisch stellt die am Samstag beginnende Saison der 2. Bundesliga für die Essener Handball einen Umbruch dar. Das Tor ist mit Dominik Plaue (29, kam aus Eisenach) und Dennis Wipf (25, aus Winterthur in der Schweiz) komplett neu besetzt.

Im Interview sprechen die beiden Schlussmänner über ihr Ankommen in Essen, ihr Verhältnis untereinander und ihre Ziele mit dem Tusem.

Herr Plaue, Herr Wipf, stellen Sie sich doch einmal gegenseitig vor. Was wissen Sie vom jeweils anderen nach den ersten Wochen beim Tusem?

Wipf: Dominik ist der zweitälteste Spieler der Mannschaft, einer der Routiniers. Er ist ein sehr emotionaler Torwart im Spiel, auch unorthodox. Er ist mit seiner seiner Frau und Tochter nach Essen gezogen, wohnt auf der Margarethenhöhe und seine Spitznamen sind „Domi“ oder „Plautzi“.

Plaue: Dennis‘ Spitzname ist „Ali“, er kommt aus der schönen Schweiz und hat bei Pfadi Winterthur gespielt. Dennis ist der drittälteste Spieler und seine Freundin Charlotte spielt auch Handball – in der Bundesliga bei Buxtehude. Außerdem ist Dennis ein kleiner Spaßvogel und sicher auch lockerer als ich. Er tanzt auch mal durch die Kabine, aber auf dem Spielfeld ist er eher ruhiger, bedachter.

Was machen Sie beide neben dem Handball?

Plaue: Ich bin mit der Familie sehr eingespannt, und wenn mal ein freier Tag ist, dann nutzt man den schon zum Regenerieren oder eben für die Familie. Viel Freizeit hatten wir allerdings noch nicht.

Wipf: Ich sollte vielleicht endlich mal mein Studium fortsetzen (lacht). Ich studiere Soziale Arbeit, und bin jetzt in Bochum eingeschrieben, aber ehrlicherweise bin ich nicht zum Studieren nach Deutschland gekommen, ich will lieber Handball spielen (lacht).

Ein Schweizer in Essen: Dennis Wipf begeistert von Atmosphäre

Dennis Wipf beim ersten Vorbereitungstraining für die Saison 24/25.
Dennis Wipf beim ersten Vorbereitungstraining für die Saison 24/25. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Herr Plaue, was hat Sie nach Essen verschlagen? Immerhin standen Sie ja noch beim Erstligisten ThSV Eisenach unter Vertrag.

Plaue: Ich habe in Eisenach nur sehr wenig gespielt, und war sogar kurz davor mit Handball aufzuhören. Es hatte mir keinen Spaß mehr gemacht. Dann hat mich aber Daniel Haase (Cheftrainer des Tusem, Anm. d. Red.) angerufen und gefragt, ob ich Lust hätte in dem jungen Team mitspielen zu wollen. Es fiel mir nicht schwer „ja“ zu sagen.

Wie war es bei Ihnen, Herr Wipf?

Wipf: Ich habe auch etwas Neues gesucht. In der Schweiz hatte ich keinen Berater, deshalb habe ich den meiner Freundin gefragt, ob er mir helfen würde etwas zu finden. Dann war Tusem möglich und nach einem Essen mit Herbert Stauber (Sportlicher Leiter Tusem, Anm. d. Red.) war für mich klar, dass ich das machen möchte. Es ist meine erste Auslandsstation und gefühlt eine ganz andere Atmosphäre als in der Schweiz. In Deutschland sind es mehr Fans als einfach nur Zuschauer. Die Stimmung in den Hallen ist hier in Deutschland etwas ganz anderes. Deutschland ist ein Sportland, die Schweiz ist es nicht.

Plaue: Wintersport ist doch groß in der Schweiz.

Wipf: Ja, aber das sind nur einzelne Events. Das ist keine ganze Saison mit Spieltagen oder so.

Jetzt sind Sie beide das neue Torhüter-Duo beim Tusem Essen. Wie viel Konkurrenz und wie viel Kollegialität stecken in Ihrer Beziehung?

Wipf: Es ist purer Hass (beide lachen).

Plaue: Ich bin da tiefenentspannt. Es gibt Torhüter, die reden gar nicht miteinander...

Wipf: ...das wird bei uns nicht passieren.

Plaue (lacht): Nein, ich glaube auch nicht.

Wipf: Ich glaube, wir haben beides zu 100 Prozent. Genauso viel Konkurrenzkampf, aber auch genauso viel Freundschaft.

Dominik Plaue will Teamkollegen „an die Hand nehmen“

Der gebürtige Hesse Dominik Plaue kam aus dem thüringischen Eisenach nach Essen und zählt zu den erfahrensten Spielern des neuen jungen Teams.
Der gebürtige Hesse Dominik Plaue kam aus dem thüringischen Eisenach nach Essen und zählt zu den erfahrensten Spielern des neuen jungen Teams. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Inwieweit unterstützten Sie sich gegenseitig?

Plaue: Meine Aufgabe wird es sicherlich auch sein, dass ich Dennis etwas mit in die Liga nehme. Es wird noch einmal ein anderes Niveau als in der Schweiz sein, und da versuche ich ihn etwas an die Hand zu nehmen.

Wipf: Und ich sorge dafür, dass du mal ein bisschen runterkommst, was die Emotionen angeht (beide lachen).

Die Defensive war in den vergangenen Jahren immer das Prunkstück des Tusem. Nun sind einige gestandene Spieler gegangen. Wie gut ist die neue Defensive?

Plaue: Das wird sich zeigen. Einige Spieler stehen vor ihrem ersten Zweitligaspiel, deswegen ist es schwer einzuschätzen, wo wir stehen werden.

Dennis Wipf: „Hoffe, die Fans vermissen nicht den alten Torhüter“

Zum Auftakt geht es gegen den ambitionierten Erstliga-Absteiger Bergischer HC – wie schätzen Sie diese Aufgabe ein?

Plaue: Es ist für uns das leichteste Spiel der Saison. Zum BHC sagt jeder, dass die unbedingt wieder aufsteigen müssen. Sie sind der Favorit, spielen gegen eine junge Mannschaft mit neuem Trainer. Wir müssen auch noch auswärts antreten, aber in meinen Augen ist es das einfachste Spiel.

Wipf: Das mit dem „leichtesten Spiel“ finde ich ein bisschen schräg (lacht). Aber ich denke auch, dass der Druck voll beim BHC liegt. Wir fahren dahin, wollen zocken und jeder aus der Mannschaft will seine Minuten auf dem Feld sammeln.

Sie treffen am Samstag auch auf Ihren Vorgänger: Lukas Diedrich spielte bis zum Sommer für den Tusem und hütet nun das Tor des Bergischen HC...

Wipf: ...und ich hoffe, dass man nicht merkt, dass neue Torhüter beim Tusem spielen, und nicht alle Fans sagen: „Der Diedrich war so gut, wir vermissen ihn.“ Domi und ich wollen von Beginn an unsere Leistung bringen.

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