Essen. Moskitos-Mitglieder machen auf außerordentlicher MV den Weg für eine Ausgliederung der Profi-Abteilung frei. Wie es in Essen jetzt weitergeht.

Als die Moskitos Essen ihre Mitglieder zur außerordentlichen Mitversammlung in die Eissporthalle am Westbahnhof bestellten, bildeten sich noch minutenlang nach dem geplanten Beginn lange Schlangen vor dem VIP-Raum. Eine wichtige Abstimmung stand auf der Tagesordnung: Darf der Verein seine Profi-Mannschaft zur neuen Saison in eine Spielbetriebsgesellschaft ausgliedern oder nicht? Der Essener Eishockey-Oberligist erhielt die Zustimmung der knapp einhundert anwesenden stimmberechtigten Mitglieder: Fünf Personen stimmten gegen eine Ausgliederung, fünf weitere enthielten sich – ein deutliches Ergebnis.

Moskitos planen Gründung einer GmbH und Co. KG

Der Weg zur Ausgliederung der Profi-Abteilung ist also frei. „Wir begrüßen das positive Zeichen unserer Mitglieder sehr, die den Weg in die Zukunft mit uns gemeinsam gehen wollen und mit dieser Entscheidung geebnet haben“, erklärt der Moskitos-Vorsitzende Thomas Böttcher. „Die Ausgliederung in eine Spielbetriebsgesellschaft ist die logische Schlussfolgerung, um den Verein zukunftsfähig aufzustellen und die Profimannschaft weiterzuentwickeln.“

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Von den 25 Oberligisten seien, so Böttcher, nur noch drei als eingetragene Vereine (e.V.) unterwegs – neben den Moskitos die Black Dragons Erfurt und aus dem Süden die Stuttgart Rebels. Konkret planen die Moskitos die Gründung einer GmbH und Co. KG, über die künftig der Spielbetrieb der Oberliga-Mannschaft organisiert werden soll. Der Hauptgrund für die Ausgliederung: Der aktuelle Vorstand wird aus der persönlichen Haftung genommen, die Gesellschafter haften jeweils maximal mit ihrer Einlage. Bei einem eingetragenen Verein steht der Vorstand hingegen komplett strafrechtlich in der Verantwortung.

Moskitos wollen Nachwuchs und Skaterhockey-Abteilung schützen

Gerät der Verein in finanzielle Schwierigkeiten oder droht gar eine Insolvenz, bestünde die Gefahr, dass der Vorstand mit seinem persönlichen Vermögen haften müsste. Das bleibt bei der geplanten Kommanditgesellschaft aber unangetastet. Darüber hinaus wird der Stammverein – die anderen Abteilungen - geschützt. „Der Verein wächst, wir haben einen breiten Nachwuchs und eine breite Skaterhockey-Abteilung“, sagt Thomas Böttcher. „Es geht darum, sie auch für die Zukunft zu schützen.“ Insolvenzen haben die „Mücken“ bereits mehrere erlebt. Als eingetragener Verein würden im „Worst Case“-Szenario neben der Profi-Abteilung auch der Nachwuchs und die Skaterhockey-Abteilung mit untergehen.

Die Moskitos Essen erhoffen sich einen großen Professionalisierungs-Schub von der Ausgliederung.
Die Moskitos Essen erhoffen sich einen großen Professionalisierungs-Schub von der Ausgliederung. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Schon jetzt beträgt der Saisonetat des Oberligisten knapp eine Millionen Euro. Gliedern die Moskitos die Profis wie geplant aus, bliebe der Stammverein von einem möglichen Schaden unberührt, Nachwuchs und Skater müssten sich keine Sorgen machen. Zudem wäre die Gemeinnützigkeit des eingetragenen Vereins gefährdet, wenn die Profi-Abteilung dauerhaft hohe Gewinne erzielen würde. Durch die Ausgliederung bestünde diese Gefahr nicht mehr. Und ein feiner Zusatz, der nicht vernachlässigt werden darf: Durch die Einlagen der Gesellschafter und Kommanditisten kann der Verein ein Stammkapital aufbauen, finanziell eröffnen sich neue Möglichkeiten.

Moskitos-Mitglieder verlieren Anteile ihres Stimmrechts

Nicht umsonst haben sich die Moskitos für eine GmbH und Co. KG entschieden und nicht für eine reine GmbH: Der Oberligist hat nicht wenige größere oder einen großen Geldgeber wie etwa die Hannover Scorpions, sondern wollen die Last auf viele Schultern verteilen und durch möglichst viele Kommanditisten, die keine besonderen Befugnisse und keine Entscheidungsgewalt haben und ebenfalls maximal in Höhe ihrer Einlage haften, Kapital generieren. Viele positive Aspekte, doch wo ist der Haken?

Die Mitglieder verlieren Anteile ihres Stimmrechts – allerdings nicht alle. Über einen Kooperationsvertrag mit dem Stammverein soll gesichert werden, dass er künftig 50 Prozent der Anteile der neu zu gründenden Gesellschaft hält und das Mitspracherecht der Mitglieder damit mindestens genauso hoch bleibt wie das der Gesellschafter. Hinzu kommt, dass der Vorsitzende des Stammvereins auch Geschäftsführer der GmbH und Co. KG werden soll: Thomas Böttcher, der nach jahrelanger ehrenamtlicher Arbeit dann auch für seine Tätigkeit entlohnt werden könnte.

Moskitos-Ausgliederung: Noch viele offene Fragen

Sich professioneller aufstellen, neue Strukturen schaffen, an der Infrastruktur arbeiten – das sei der Weg, so Böttcher. Einige offene Fragen bleiben allerdings noch bis zur Umsetzung: Wie werden die Anteile genau aufgeteilt? Wer wird Gesellschafter? Welche Moskitos-Partner könnten sich als Kommanditisten mit einer Mindesteinlage von 2500 Euro beteiligen? „Das wird sich alles erst in den nächsten Meetings entscheiden“, sagt Böttcher. Die Ausgliederung sei ein weiterer Schritt, um den Eishockey-Standort Essen auszubauen, schreiben die Moskitos in ihrer Mitteilung. In den nächsten Wochen sollen die Planungen konkretisiert und umgesetzt werden.