Essen. Dennis Wibbe verlässt SG Schönebeck. Seine Karriere beenden will er aber nicht. Er spricht über den Abschied, die Höhe- und Tiefpunkte.
Die Tage von Dennis Wibbe im Trikot der SG Schönebeck sind gezählt. Zum Saisonende verlässt der Kapitän und Leistungsträger den Landesligisten, bei dem seine Karriere als junger Kicker einst begann, nach vier Jahren. Die Schuhe an den Nagel hängen wird Wibbe aber – anders als von SGS-Seite zuerst berichtet - noch nicht.
Der 31-Jährige verabschiedet sich zwar aus dem Essener Fußball, „aber ich werde in Krefeld zumindest noch ein bisschen körperlich aktiv bleiben und dort in der Bezirksliga weiterspielen“, erklärt Wibbe. „Alles halt deutlich entspannter und nicht mehr so ambitioniert, wie es bisher der Fall war.“ In Krefeld habe Wibbe die Möglichkeit, vor der Haustür nochmal ein bisschen weiterzukicken.
Die Gründe für Wibbes SGS-Abgang: „Ganz simpel“
Von einem „halben Karriereende“ könne man sprechen, meint der gebürtige Essener. Die Gründe für seinen Abgang aus Essen, der für ihn schon vor einem Jahr feststand? „Ganz simpel“, sagt er. Seit 2022 wohnt Wibbe in Krefeld, hat in der Seidenstadt sein berufliches und privates Glück gefunden. Er wohnt mit seiner frisch angeheirateten Frau Christina zusammen, unterrichtet an einer Gesamtschule, an der er bereits 2019 sein Referendariat absolvierte, die Fächer Sport und Geschichte.
Mehr zum Amateurfußball in Essen:
- Clan-Tumulte auf Kreisliga-Platz: „Die Leute waren in Panik“
- Felix Herzenbruch über Oberliga: „Wollen oben mitspielen“
- Otto Rehhagels Erben kämpfen um den Turniersieg
- Transfercoup: Helene holt Spieler mit Oberliga-Erfahrung
Der Aufwand für die viermal wöchentlichen Fahrten nach Essen? Zu hoch und nicht mehr realisierbar. „Ich möchte jetzt wirklich meinen Fokus auf mein Privatleben legen und viel mehr Zeit mit meiner Frau verbringen“, erklärt Wibbe. Drei Spiele verbleiben in dieser Saison noch für die SGS. Im Fokus: Das Kreispokal-Finale am Pfingstmontag (13 Uhr, Wasserturm) gegen die Sportfreunde Katernberg.
SGS: Wibbe fehlt beim Kreispokal-Finale gegen Katernberg
Und Wibbe? Ist gar nicht dabei. „Sehr, sehr schön“ wäre es, seine Zeit bei der SGS mit einem Titel zu krönen und abzuschließen, sagt er, „aber ich persönlich kann nicht teilnehmen, weil ich aus privaten Gründen verhindert bin.“ Einen großen Erfolg durfte er aber zuletzt schon mit Schönebeck feiern: Den Landesliga-Klassenerhalt, den der SGS nach dem Aufstieg aus der Bezirksliga vor der Saison kaum jemand zugetraut hatte.
„Die beiden Jahre waren wirklich noch einmal sensationell. Ich hatte großes Glück, mit Olaf Rehmann als Trainer noch einmal jemanden zu haben, von dem ich auch in meinem fußballerisch hohen Alter noch einmal etwas lernen konnte und zu dem ich einen sehr guten Draht hatte“, schwärmt Wibbe.“ Kompetent“, „ambitioniert“, mit „Hand und Fuß“ sind Ausdrücke, die fallen, wenn Wibbe von Rehmann, der seinen Spieler als „Unterschiedsmensch“ bezeichnet, spricht.
SGS: Wibbe hatte beim VfB Homberg erfolgreichste Zeit seiner Karriere
Nach dem Aufstieg und Klassenerhalt könne er nun ruhigen Gewissens sagen: „Ich habe dort meine persönliche Mission irgendwie erfüllt für die beiden Jahren und kann die Jungs in die neue Saison entlassen.“ 2020, als die SGS gerade frisch aus der Kreisliga aufgestiegen war, wechselte Wibbe vom damaligen Regionalligisten VfB Homberg an die Ardelhütte. Bei den Duisburgern hatte der Angreifer die erfolgreichste Zeit seiner Karriere.
Lesen Sie hier: Vier Zugänge fix und eine große Aufgabe: So plant SGS Essen.
Der Aufstieg von der Ober- in die Regionalliga 2019 sei der „absolute Höhepunkt“ gewesen, erklärt Wibbe, der damals Kapitän des VfB war. „Dort hatten wir dann auch ein, zwei Highlights, als wir als Trabbi gegen die Ferraris gefahren sind und dann den SC Verl und Rot-Weiss Essen besiegen konnten.“
Beim 2:0-Sieg an der Hafenstraße knipste Wibbe sogar selbst. „Wir haben teilweise richtig gute Spiele gemacht – auch, wenn die Ergebnisse dann nicht immer so hervorragend waren.“
Und Wibbes persönlicher Tiefpunkt? Seine Oberliga-Saison 2014/15 bei Germania Ratingen, bevor er nach Homberg wechselte. „In Ratingen bin ich persönlich nicht so zum Zug gekommen“, erklärt der Routinier. „Wir haben dort als Mannschaft eine überragende Saison gespielt, der Erfolg mit dem Team hat dem Trainer am Ende Recht gegeben – das bleibt außer Zweifel.“
Sportlich sei es sein schwächstes Jahr gewesen, räumt Wibbe ein. Unter Trainer Peter Radojewski, der in der kommenden saison die SSVg Velbert trainiert, stand der gebürtige Essener in der Liga nur 520 Minuten auf dem Feld, verbuchte nur zwei Tore und zwei Assists.
SGS-Mitteilung über Wibbe: „Na klar, schmerzt unser Herz“
„Ich glaube schon, dass ich eine absolute Daseinsberechtigung in dem Kader hatte und auch über Monate hinweg gut trainiert habe, aber der Trainer hatte am Ende immer wieder Alternativen, die er bringen konnte und die es mindestens genauso gut gemacht haben“, erklärt Wibbe.
Das Jahr in Ratingen? Ein kleiner Schönheitsfleck auf Wibbes Weg. Kapitän, Leistungsträger, Unterschiedsmensch – bei der SGS werden sie Wibbe vermissen: „Na klar, schmerzt unser Herz“, hieß es in der Mitteilung seines Heimatvereins. In Krefeld kann Wibbe das nächste – und vermutlich letzte – Kapitel seiner Karriere schreiben.
- Weitere Berichte aus dem Lokalsport in Essen lesen Sie hier!
- Alles rund um Rot-Weiss Essen lesen Sie hier!
- Die Facebook-Gruppe zum Fußball in Essen finden Sie hier!