Essen. Nach sensationellem Heimsieg der Moskitos gegen die Hannover Scorpions steht Sonntag das emotionale Derby in Herne an. Das sagt Trainer Albrecht.
Als die Anhänger der Moskitos Essen sich schon längst auf den Heimweg gemacht, die Spieler in der Kabine verschwunden waren, dröhnte noch immer „Oh, wie ist das schön“ aus den Boxen am Westbahnhof. Der Eishockey-Oberligist kostete den gleichermaßen verdienten wie sehr überraschenden 3:2 (1:1, 1:0, 1:1)-Sieg gegen die Hannover Scorpions, den amtierenden Meister – in vollen Zügen aus. Die Mannschaft war regelrecht über sich hinausgewachsen.
„Der Sieg war wichtig, aber ich habe das Gefühl, das Spiel am Sonntag wird noch wichtiger“, sagte Moskitos-Torschütze Dennis Reimer. Den überzeugenden Auftritt gegen Hannover müssen die „Mücken“ nun im Revierderby beim Herner EV am Sonntag (18.30 Uhr, Hannibal-Arena) bestätigen Trotz Euphorie: Die Erwartungshaltung bleibe aber bitte unten, forderte Trainer Danny Albrecht.
Moskitos-Trainer Albrecht will seine Mannschaft vor dem Derby erden
Doch das ist nicht leicht nach diesem Erfolgserlebnis. „Indem wir die Mannschaft beim Training morgen wieder erden“, erklärte Albrecht nach Spielschluss. „Ich habe den Jungs gerade gesagt: Man darf sich nach so einem Sieg auch mal richtig freuen, aber wir wissen auch, was am Sonntag auf uns wartet und wie wichtig das Spiel für das Umfeld ist.“
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Im Gegensatz zu den Moskitos hat sich der HEV, Albrechts Ex-Verein, einen Fehlstart geleistet: Nur zwei Punkte verbuchten die Miners aus den ersten drei Spielen, am Freitag unterlagen sie den Black Dragons Erfurt auswärts mit 2:3 – keine gute Ausgangslage für das Derby. Die Moskitos gehen hingegen mit einem „guten Gefühl“ in das Duell mit dem Erzrivalen. Es sei wichtig, „dieses Pensum aufrechtzuerhalten. Es wird Rückschläge im Spiel geben, wenn es vielleicht nicht so läuft, wie man denkt“, erklärt Albrecht. Wenn die Mannschaft aber 60 Minuten lang dieselbe Arbeit wie gegen Hannover abliefere, „dann werden wir uns auch belohnen.“
Albrecht dürfte mit deutlich mehr Selbstbewusstsein zum Gysenberg reisen als bei seiner ersten Rückkehr mit den Moskitos Ende Februar dieses Jahres. Damals ging Essen mit 2:6 unter. Heute sei es allerdings eine „komplett andere Mannschaft“, bemerkt der 38-Jährige. In Kapitän Nicolas Cornett, Alexander Komov, Lars Stelzmann, Niklas Hane, Michael Gottwald und Elvijs Biezais kehren gleich sechs Essener, die in der letzten Saison noch für den HEV spielten, nach Herne zurück. „Wir müssen unsere Emotionen im Griff haben. Das ist das Allerwichtigste“, meint Albrecht, der im Derby wieder auf Enrico Saccomani zurückgreifen kann.
Moskitos investierten gegen Hannover unfassbar viel
Bastian Flott-Kucis wird zwischen die Pfosten zurückkehren, nachdem er gegen Hannover von Förderlizenzspieler Leon Hümer von der Düsseldorfer EG verdrängt worden war. Der erst 18 Jahre alte Torhüter strahlte eine enorme Ruhe aus, war bei den Gegentoren chancenlos – ein überzeugendes Profi-Debüt.
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Die Moskitos investierten unfassbar viel: Sie waren immer eng am Gegenspieler, entschieden eine Großzahl der Zweikämpfe für sich und ließen die Scorpions kaum zur Entfaltung kommen. „Wir waren läuferisch und kämpferisch hervorragend, haben die Checks zu Ende gefahren“, analysierte Albrecht. „Zwischendurch habe ich gedacht: Können wir das Tempo, das Level halten, die Schüsse blocken?“, so Albrecht. Die Antwort: Ja – trotz nur drei Reihen. Zumal sich die Gastgeber nach dem Anfangsabschnitt sogar noch einmal steigerten. „Wir haben im ersten Drittel gemerkt, dass wir mithalten können, sind in einen Flow gekommen. Ich fand, dass wir einfach ab dem zweiten Drittel besser waren“, lobte Albrecht.
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Zolmanis trifft für die Moskitos zweimal gegen Hannover Scorpions
Nicht nur auf kämpferischer, auch auf spielerischer Ebene begeisterten die „Mücken“: Sauberes Passspiel, schnelles Umschalten, immer mit Zug nach vorne. Essen spielte munter mit, beschäftigte den vermeintlich übermächtigen Gegner und baute phasenweise sogar leichte Druckphasen auf. „Spielerisch sind wir einfach gut, das kann man jetzt nicht mehr leugnen“, sagte Reimer. „Wenn wir so Gas geben wie heute, können wir jeden schlagen.“
Der Ex-Hannoveraner, der immer besser in Form kommt, glich aus zum 1:1 (15.), der einmal mehr überzeugende Sandis Zolmanis, unter dessen Regie immer wieder die Angriffe in die Hannoveraner Zone rollten, knipste gleich doppelt (27./42.). Als es in der Schlussphase noch mal eng wurde, hatten die Essener das ein oder andere Mal das Glück des Tüchtigen.
Was wichtig war: Die Moskitos zogen aus den eigenen Treffern immer wieder neue Kraft, überstanden eine doppelte Unterzahl zu Beginn des zweiten Drittels – ein „mentaler Knackpunkt“ für Albrecht – und nutzten das Powerplay nach der zweiten Pause zum letztlich entscheidenden 3:1.
So haben sie gespielt
Moskitos – Hannover Scorpions 3:2.
Drittel: 1:1, 1:0, 1:1.
Tore: 0:1 (14.), 1:1 Reimer (15.), 2:1/3:1 Zolmanis (27./42.), 3:2 (47.).
Strafminuten: Essen 4 – Hannover 8. Zuschauer: 688.
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