Essen. ETB Miners starten mit überraschender 93:103-Pleite ins Playoff-Halbfinale gegen UBC Münster II. Viele Fragezeichen nach dieser Enttäuschung.

Im Sport, gerade auch in den Playoffs, kann es ganz schön fix gehen: Von „himmelhochjauchzend“ bis „zu Tode betrübt“ in gerade einmal 40 Minuten: Basketball-Erstregionalligist ETB Miners steht auf einmal mit dem Rücken zur Wand, die Essener – mit dem Ziel Aufstieg in die Saison gestartet – unterlagen im ersten Playoff-Halbfinale vor erneut großartiger Kulisse am Hallo UBC Münster II mit 93:103.

Der ETB braucht nun am kommenden Freitag (20 Uhr) in der Münsterlandmetropole unbedingt einen Sieg, um ein entscheidendes Spiel drei zu erzwingen. Sonst? War es das mit der Saison und mit dem Aufstieg. Nach den souveränen Auftritten gegen Bonn im Viertelfinale ist dies eine abrupte Wendung, die man in Essen erst einmal – ganz buchstäblich – verarbeiten muss.

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ETB Miners bringen die Gäste aus Münster bereitwillig ins Spiel

Allein es bleiben nur wenige Tage Zeit bis zu Spiel zwei. Der schwarz-weiße Auftritt in Essen warf Fragezeichen auf, durchaus große waren dabei. Das Spiel ist schnell nacherzählt – die Miners hatten einen guten Start, um die Gäste dann aber im Spiel willkommen zu heißen. Münster biss sich richtig rein, das junge Team glänzte mit starkem Teambasketball, war enorm treffsicher. Die Miners konnten sich erst nicht absetzen, erlebten im dritten Viertel dann einen kolossalen Einbruch. Ein 0:12-Lauf und ein damit verbundener Rückstand von zehn Punkten (62:72) verunsicherte das Team total. Münster baute die Führung auf 20 Punkte aus, hatte dann zwar noch alle Hände voll zu tun, aber letztlich keine Probleme, den Sieg auch einzutüten.

Man sei gut vorbereitet, hatte Headcoach Lars Wendt vor der Partie zu Protokoll gegeben. Vorbereitet vor allem auf den Dreier-Regen, der da kommen würde. Allein es wirkte nicht so: Münster drückte satte 40 (!) Mal von Downtown ab, traf dabei 50 (!) Prozent. Damit ließen die Miners den Gegner rund 20 Prozent mehr Dreier werfen, als es Münster in der regulären Saison insgesamt gestattet war (32,8 Prozent). 34,5 Prozent hatte der UBC II in der Hauptrunde getroffen, dass auch in dieser Statistik Münster mit eben diesen 50 Prozent so dick auftragen durfte, war nicht allein dem Wurfglück geschuldet.

Fast schon hilfslos: Trainer Lars Wendt von den ETB Miners mit dem enttäuschten Michael Agyapong.
Fast schon hilfslos: Trainer Lars Wendt von den ETB Miners mit dem enttäuschten Michael Agyapong. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

ETB Miners müssen im Rückspiel auch mentale Stärke zeigen

Die Miners waren zu oft zu weit weg. Gerade auch von den Jungs, die auch wirklich werfen können: Paul Viefhues lief so richtig heiß, traf sieben von acht Versuchen. Seine Kreise konnten die Miners nicht einengen. „Dass sie so oft werfen, ist das eine, man muss aber schauen, wen man werfen lässt“, so auch Lars Wendt. So nützten auch die 93 eigenen Punkte und die Hoheit an den Brettern nichts.

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Das waren die sportlichen Fragezeichen. Die man bis Freitag vielleicht sogar aus dem Weg räumen kann, wenn denn das Mentale funktioniert. Denn das war das andere große Fragezeichen an diesem Abend. Münster war ohne Leistungsträger Jan König angereist, womit zu rechnen war. Wendt: „Dass Münster trotzdem eine sehr gute Mannschaft ist, hatten wir dem Team die ganze Woche über zu vermitteln versucht. Ich weiß nicht, ob wir den Gegner zu Beginn des Spiels nicht doch ein wenig zu leichtgenommen haben.“ Es wäre eine Erklärung, warum der ETB nach gutem Beginn an Spannung eingebüßt hatte.

ETB Miners haben Leistungsträger, aber keine emotionalen Leader

Nicht zu erklären: dieser Zusammenbruch. Als Münster im dritten Viertel zum ersten Mal überhaupt in der Partie deutlicher in Führung ging, ging bei den Miners nichts mehr. Es trat offen zu Tage, was die Hauptrunde mit Platz eins vielleicht verdeckt hatte: dass die Mannschaft zwar über Leistungsträger wie Devin Peterson oder Milen Zahariev verfügt, nicht aber über einen emotionalen Leader. Der mitreißt oder an einem solchen Abend: rausreißt. Kapitän Patrick Carney, von Amts wegen prädestiniert für diesen Job, war dazu auch nicht in der Lage. Im Gegenteil: Er ließ seinem Ärger über eine seiner Auswechslungen freien Lauf. Überhaupt nicht hilfreich.

Münster feierte verdient. Und die Miners stehen mit dem Rücken zur Wand. Das Team hat viel zu besprechen, wenn es gegen diese jungen, hungrigen, geschlossenen Münsterländer doch noch bestehen will. Ob das gehen kann? Von „zu Tode betrübt“ nach „himmelhochjauchzend“ – es geht auch anders.

So haben sie gespielt

Miners – Münster II 93:103 (50:49).

Die Viertel: 29:27, 21:22, 18:27, 25:27.

Miners: Peterson (27/4 Assists), Selimovic (21/12 Rebounds), Zahariev (21/11 Rebounds), Khartchenkov (11), Ajagbe (7/5 Rebounds), Westerhaus (3), Vehmanen (3), Agyapong, Özmeral, Bungart, Carney, Tauch (dnp).

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