Essen. Tusem Essen ist im Saisonverlauf ein wenig die Puste ausgegangen. Diese Ergebnisse bringt die Analyse von Trainer Hegemann zum Vorschein.
Dort, wo eigentlich ein Sturm die gegnerische Abwehr durcheinanderwirbeln sollte, weht aktuell nur ein laues Lüftchen. Der Tusem Essen tut sich momentan in der 2. Handball-Bundesliga vor allem in der Offensive schwer und tritt auf der Stelle. Mehr als Platz zehn ist aktuell nicht drin, die Ambition auf einen der Top-Plätze nicht mehr realistisch. „Wir brauchen ein Erfolgserlebnis“, meint Trainer Michael Hegemann, der mit den letzten Auftritten seiner Mannschaft nur bedingt zufrieden war.
Das Einzige, was den 45-Jährigen etwas über die Magerkost hinwegtröstet, ist weiterhin die Abwehrleistung. Das ist das große Faustpfand des Tusem in dieser Saison. Die Defensive gehört zu den besten der Liga und ist der Grund dafür, dass die Essener keine akuten Abstiegssorgen haben. Aber eine gute Abwehr allein reicht eben nicht aus, um auf Dauer Spiele zu gewinnen.
Tusem Essen holt nur einen Sieg aus den letzten vier Spielen
Neues Talent für den Rückraum
Handball-Zweitligist Tusem Essen hat einen Ersatz für Mittelmann Justin Müller gefunden, der im Sommer zum dänischen Erstligisten Nordsjaelland Handbold wechseln wird. Vom Essener Ligakonkurrenten Eulen Ludwigshafen wechselt Max Neuhaus auf die Margarethenhöhe. Der Rückraumspieler ist 23 Jahre alt und erhält beim Tusem einen Vertrag bis Sommer 2025.
„Max ist unser Wunschspieler gewesen“, freut sich der Sportliche Leiter Herbert Stauber über den Transfer und führt aus: „Als Jugend- und Juniorennationalspieler gehörte er in seinem Jahrgang zu den besten Nachwuchsspielern Deutschlands. Er ist erfolgshungrig, hat eine Top-Einstellung und ist sehr talentiert. Gerade im Rückraum wird er uns helfen, uns weiterzuentwickeln.“
Neuhaus selbst, der im bayrischen Donauwörth geboren ist und in seiner Jugend unter anderem beim SC Magdeburg ausgebildet wurde, freut sich auf die Zeit in Essen: „Ich bin überzeugt von dem Konzept des Tusem und sehe hier optimale Voraussetzungen, um mich weiterentwickeln zu können“, sagt der Rechtshänder nach „sehr guten“ Gesprächen mit Tusem-Trainer Michael Hegemann.
Neuhaus kommt bislang auf 61 Erstligaspiele (121 Tore) und 56 Partien in der zweiten Liga (73 Tore). Inwieweit er auf Anhieb die durch Müller entstehende Lücke füllen kann, wird sich dann ab der kommenden Saison zeigen.
Die letzten Wochen waren eher enttäuschend. Nur ein Sieg aus vier Spielen nach der Winterpause ist nicht das, was man sich beim Tusem vorstellt und auch nicht das, was mit dieser Mannschaft eigentlich möglich wäre. Doch bislang treibt der Traditionsklub in der Tabelle durch vermeintlich ruhige Gewässer, ohne so richtig voranzukommen. Aber ruhiges Wasser kann tief sein und das nächste Unwetter könnte schneller kommen, als es den Akteuren lieb ist. „Uns fehlt momentan das Selbstverständnis, Spiele zu gewinnen. Zu viele Spieler sind aktuell nicht im Rhythmus“, moniert Hegemann.
Das liegt zum einen an der kurzfristig abgesagten Partie gegen die Wölfe Würzburg, zum anderen aber auch an den schwankenden Leistungen der Spieler. Während Torhüter Lukas Diedrich eine der tragenden Stützen der Hinrunde und damit häufig ein Erfolgsgarant war, bekommt er mittlerweile auch nicht mehr allzu oft eine Hand oder einen Fuß an den Ball.
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Leistungsträger wie Justin Müller und Felix Klingler fehlten zuletzt angeschlagen, ebenso wie Kreisläufer Markus Dangers. Auch der sonst so zuverlässige Eloy Morante ist momentan nicht in seiner Top-Form, ließ sich zum Beispiel bei der 29:34-Niederlage in Bietigheim zu einigen Fehlern hinreißen.
Tusem Essen wird nicht mehr oben in der Tabelle anklopfen können
All diese Faktoren führen dazu, dass in dieser Saison wohl nicht mehr ganz oben angeklopft werden kann. Der Rückstand zu den Aufstiegsplätzen beträgt nun schon 13 Punkte, zum ersten Abstiegsplatz sind es nur elf. Rein sportlich betrachtet ist der große Druck aktuell nicht vorhanden, aber für die Stimmung im Umfeld würden Erfolgserlebnisse mal wieder guttun. Je erfolgreicher der Tusem spielt, desto voller wird die Halle und umso mehr Geld fließt in die Kasse. Geld, auf das die Essener nicht verzichten können.
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Im Niemandsland der zweiten Liga – und damit in der Bedeutungslosigkeit des weiteren Saisonverlaufs – unterzutauchen, darf demnach keine Option sein. Immerhin hat Michael Hegemann mit seiner Mannschaft durch die spielfreie Woche etwas Zeit, um die Sinne wieder zu schärfen und den Kader mit genesenen Spielern aufzufüllen. Danach soll wieder genug Wind in die Segel gepustet werden, um genügend Schwung für die weiteren Aufgaben zu haben. Die nächste wartet am 17. März zu Hause gegen den ThSV Eisenach (19.30 Uhr, „Am Hallo“) – eine von zwei Mannschaften, die eine noch bessere Abwehr vorzuweisen hat als der Tusem.
Während die Essener pro Spiel im Schnitt 25,7 Treffer kassieren, sind es beim ThSV nur 24,9 – gefolgt von der HSG Nordhorn-Lingen mit 25,1. Gegen Eisenach könnte die Mannschaft von Trainer Michael Hegemann also gleich mal beweisen, ob nicht nur die eigene Abwehr gut zerstören kann, sondern auch der eigene Angriff.