SGS Essen hat sich vor der Winterpause ein kleines Punktepolster zugelegt. Freitag geht’s wieder los. So sieht Kapitänin Meißner die Lage.

Sportlich hätte Jahr 2022 für die SGS Essen nicht besser enden können: Mit 6:0 gewannen die Bundesliga-Fußballerinnen das Ruhrderby beim MSV Duisburg, überholten den Reviernachbarn in der Tabelle und bauten ihren Vorsprung auf die Abstiegsränge auf sechs Punkte aus. Mehr noch: Es hieß, der Knoten sei endlich geplatzt. Schönebeck spielte sich frei. Und genau dieses Gefühl möchten sie jetzt – acht Wochen später – wieder haben. Denn an diesem Freitag (19.15 Uhr, Hafenstr.) startet die Restrunde in der 1. Liga mit der letzten Hinrundenpartie gegen den 1. FC Köln.

„Der Sieg zum Jahresabschluss war hervorragend. In den Vorbereitungsspielen konnten wir daran anknüpfen“, erklärt SGS-Kapitänin Jacqueline Meißner mit Blick auf das zurückliegende 7:2 gegen den ambitionierten Zweitligisten FSV Gütersloh. „Ich hoffe, dass wir diesen Schwung jetzt mit in die Liga nehmen.“ Denn in Sicherheit möchten sie sich an der Ardelhütte noch längst nicht wiegen. Ein Sechs-Punkte-Polster kann nach zwei Spielen weg sein.

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SGS Essen hat durchaus einen ehrgeizigen Anspruch

„Man sagt, die magische Grenze für den Klassenerhalt liegt bei 20 Zählern“, weiß Meißner. Die SGS hat aktuell zehn. Allerdings präsentierten sich Turbine Potsdam (1) und Werder Bremen (4) bisher nicht als allzu eifrige Punktesammler. „Es könnten deshalb in dieser Saison auch weniger reichen. Aber das ist nicht unser Anspruch.“ Der lautet vielmehr: Möglichst schnell die letzten Restzweifel zu beseitigen, um befreit aufspielen zu können. „Wenn uns das gelingt, ist auch mehr drin als Platz neun oder zehn“, findet die 28-Jährige.

Die Duisburgerin Kaitlyn Prior Parcell (re.) im Laufduell mit Maike Berentzen (SGS Essen).
Die Duisburgerin Kaitlyn Prior Parcell (re.) im Laufduell mit Maike Berentzen (SGS Essen). © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Als Schlüssel zum Erfolg sieht sie dabei vor allem die Defensivleistung. Hier lief es gerade in der ersten Hälfte der Hinrunde noch nicht rund: In den ersten sechs Spielen kassierte die SGS 19 Gegentore und kam mehrfach ordentlich unter die Räder. Auch in Freiburg (2:5) und Leverkusen (0:6), wo man sich durchaus etwas ausgerechnet hatte.

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Essens Trainer Markus Högner reagierte und stellte um – taktisch wie personell. Er zog die Pressinglinien seiner Mannschaft zurück und ließ sie insgesamt tiefer stehen. Dazu setzte er im defensiven Mittelfeld in Julia Debitzki (31) auf eine erfahrene Spielerin, die sich nicht davor scheute, einer Gegenspielerin auch mal wehzutun. Das zahlte sich aus: In den verbliebenen vier Partien setzte es nur noch drei Gegentore.

Nicht unterschätzen

In Turbine Potsdam scheint der erste Bundesliga-Absteiger in der 1. Bundesliga bereits festzustehen. Neun Punkte bis zum rettenden Ufer sind eine schwere Hypothek. „Das aufzuholen, wird sehr schwer“, findet auch SGS-Kapitänin Jacqueline Meißner. „Aber man darf niemanden unterschätzen. Sollte es plötzlich noch mal eng werden, können solche Teams auch mal über sich hinauswachsen.“

SGS Essen will es den Gegnern schwer machen, Tore zu erzielen

Dabei sprangen sieben Punkte heraus. „Wir standen kompakter. Das müssen wir aufrechterhalten oder sogar noch verbessern“, findet die Kapitänin. „Es muss für unseren Gegner schwer sein, ein Tor zu schießen.“ Entwicklungspotenzial sei in jedem Fall vorhanden. Immerhin stellt die SGS den jüngsten Kader der Eliteliga. Und zu dieser möchten die Essenerinnen natürlich auch in ihrem Jubiläumsjahr gehören. Denn die kommende Saison wäre im Oberhaus die 20. in Folge. Und das sei dann schon eine großartige Leistung.

Meißners Blick geht allerdings bereits weiter – und ist nicht frei von Sorgen. „Langfristig in der Liga zu bleiben, wird schwierig, weil viele Männer-Klubs jetzt auch Frauen-Teams stellen.“ Mit anderen finanziellen Spielräumen. RB Leipzig dürfte in der nächsten Spielzeit bereits in Liga eins ankommen, während sich Schlusslicht Potsdam wohl als letzter reiner Frauenfußball-Verein neben der SGS verabschieden wird. „Für uns spricht unsere Talentförderung“, hält Meißner dagegen. „Auch in Zukunft werden junge Spielerinnen zu uns kommen, um hier Bundesliga spielen zu können und sich zu entwickeln, bevor vielleicht der Sprung zu einem Lizenz-Verein folgt.“

Einen Wechsel zum Karriereende will Meißner nicht ausschließen

Auch für sich möchte Meißner, die gebürtige Dortmunderin, einen Wechsel zum Ende ihrer Karriere nicht ausschließen. „Der BVB ist seit meiner Kindheit mein Herzensverein. Vielleicht ergibt sich die Möglichkeit, meine Laufbahn dort ausklingen zu lassen.“

In Essen braucht man sich aktuell deshalb aber nicht zu sorgen, die Rekordspielerin (220 Erstliga-Spiele) zu verlieren. Der BVB kickt derzeit in der Bezirksliga. Und für Jacqueline Meißner steht fest: „Ich werde nie mit einer Mannschaft gegen die SGS spielen. Dazu bin ich mit dem Verein viel zu sehr verbunden.“ Ohnehin läuft ihr Vertrag noch bis 2026. Dann käme sie in Schönebeck auf genau 15 Jahre. Und bei allem Trend zur Professionalisierung: Solche Geschichten schreibt der Frauenfußball eben auch - zumindest in Essen.

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