Essen. Vor dem Derby am Freitag beim Herner EV sind Perspektiven der Moskitos äußerst mäßig. Der Vorsitzende Thomas Böttcher kündigt Konsequenzen an.

Auf den Tag genau vor einem Jahr gelang den Wohnbau Moskitos der große Befreiungsschlag. Nach zuvor zwölf Niederlagen aus 13 Spielen besiegte der Essener Eishockey-Oberligist am Tag vor Heiligabend die Black Dragons Erfurt mit 4:3 nach Penaltyschießen. Der umjubelte Heimsieg am Westbahnhof war nachhaltig: Die „Mücken“ feierten entspannte Weihnachten, stabilisierten sich danach und beendeten die Saison versöhnlich. Hätte der ESC in diesem Jahr einen Weihnachtswunsch frei, würde er sich diesen Saisonverlauf wohl noch einmal wünschen. Und im Revierderby am Freitag (20 Uhr, Hannibal-Arena) bei den Herner EV Miners böte sich den Moskitos die perfekte Gelegenheit dazu.

„Mit drei Punkten in Herne könntest du die Fans ein bisschen besänftigen“, betont der ESC-Vorsitzende Thomas Böttcher. Das habe er der Mannschaft beim Weihnachtsessen mit auf den Weg gegeben. Doch die Realität erlaubt wenig Zuversicht: Die Wunden sind (noch) tiefer als im letzten Jahr, die Verunsicherung könnte größer nicht sein. Nach den Klatschen in Krefeld (1:8) und Hamburg (3:8) stelle sich vor allem die psychische Frage, sagt Trainer Sergej Hatkevitch, dem aktuell nichts anderes als Durchhalteparolen bleiben. Man müsse irgendwie positiv denken.

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Für Wohnbau Moskitos könnte Derbysieg Initialzündung sein

„Ein Sieg am Freitag würde uns Schwung geben, den Kopf befreien und Selbstvertrauen schenken“, sagt der Coach. Ein Derby sei ja immer etwas Besonderes. „Ein ganz anderes Gefühl, eine ganz andere Einstellung, eine ganz andere Atmosphäre. Dazu kurz vor Weihnachten. Beide Mannschaften sind elektrisiert.“

Seit dem letzten Derby am Westbahnhof hat sich in beiden Klubs einiges getan. Bei den Moskitos steht nun Hatkevitch für Frank Petrozza hinter der Bande, am Gysenberg hat Tobias Stolikowski die Trainerposition nach der Trennung von Danny Albrecht übernommen. Nach einer Niederlagenserie unter Stolikowski scheint der HEV in die richtige Spur zu finden.

Trainer Sergej Hatkevitch hat es nicht geschafft, bei den kriselnden Wohnbau Moskitos die Wende einzuleiten.
Trainer Sergej Hatkevitch hat es nicht geschafft, bei den kriselnden Wohnbau Moskitos die Wende einzuleiten. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Wenigstens die Personalsituation dürfte den Essenern etwas Mut machen: Alexej Dmitriev ist wieder fit und Kapitän Stephan Kreuzmann, der in Hamburg aus privaten Gründen fehlte, ebenfalls dabei. Der Einsatz von Raphael Palmeira-Kerkhoff und Kevin Bruijsten (angeschlagen) ist fraglich. Für Trainer Hatkevitch ist es das erste Derby gegen Herne als Oberliga-Trainer der Moskitos und ein ganz spezielles. Der 56-Jährige stand zwischen 1994 und 2000 für den HEV auf dem Eis und wurde erst im Mai dieses Jahres in die „All Time Starting Six“-Auswahl der Miners gewählt.

Essener Trainer Sergej Hatkevitch spielte einst für Herner EV

Aber Hatkevitch, der in seinem ersten Herner Jahr satte 77 Tore erzielte, bekräftigt: „Das ist Geschichte. Ich bin jetzt Essener und will gewinnen – um jeden Preis.“ Die Tage rund um Weihnachten versprechen nicht nur wegen des Derbys und des Heimspiels am Montag gegen Tilburg (18.30 Uhr, Westbahnhof) Spannung. Die zuletzt desolaten Leistungen werden noch Konsequenzen haben. Grundsätzlich sei man sehr besorgt über den aktuellen Zustand, sagt Böttcher. „Die Fans kehren uns den Rücken zu. Wir als Vorstand haben jetzt einfach die Aufgabe, Veränderungen zu schaffen, und die Verantwortung, eine Kehrtwende herbeizuführen.“

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Die Verantwortlichen beobachten den Markt, „um neue Impulse zu geben“, so Böttcher. Auf der Zu- und Abgangsseite wird es Bewegungen geben. Und auch die Trainerposition dürfte noch einmal hinterfragt werden. Sergej Hatkevitch, seit sieben Wochen im Amt, hat es nicht geschafft, den Sinkflug zu stoppen und der Mannschaft Stabilität zu verleihen. Stattdessen haben sich die Leistungen insgesamt weiter verschlechtert, der Trainer wirkt zunehmend ratlos. Eines kann Böttcher schon sagen: Das Saisonziel, zum Hauptrundenende zwischen Platz sechs und acht einzulaufen, müsse „komplett revidiert“ werden. „Es geht aktuell einzig und allein gegen den Abstieg. Zum jetzigen Zeitpunkt wäre Platz elf schon ein Erfolg.“

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