Essen. Die Judokampfgemeinschaft Essen wagt als Oberliga-Vizemeister Sprung in die NRW-Liga. Der Verein musste Voraussetzungen sorgfältig abwägen.
Die Saison in der Oberliga NRW war für die Frauen der Judokampfgemeinschaft (JKG) Essen längst beendet. Und doch musste noch eine letzte Entscheidung fallen: In welcher Liga werden die Essenerinnen künftig auf die Matte gehen? Bleiben sie in der Oberliga oder wagen sie den Aufstieg in die NRW-Liga, für die sie sich sportlich qualifiziert hatten? Nach gewissenhafter Analyse und vielen Gesprächen steht nun fest: Die JKG nimmt die Herausforderung in der nächst höheren Liga an.
Die Essenerinnen belohnen sich damit für eine überzeugende Saison, die mit der Vizemeisterschaft endete. Es war sogar mehr möglich. Am letzten Oberliga-Kampftag in Essen kam es zum Showdown mit Spitzenreiter TSV Hertha Walheim: Der Tabellenzweite forderte den Spitzenreiter heraus, der Sieger dieses Duells durfte sich die Meisterkrone aufsetzen. „Walheim war doch eine Nummer zu groß für uns“, musste JKG-Trainer Ralf Drechsler damals nach dem Kampftag einräumen, der ziemlich einseitig verlief.
Die Gäste hatten sich noch einmal eigens für den letzten Auftritt verstärkt, den Gastgeberinnen wiederum fehlten einige Leistungsträgerinnen. Die Verhältnisse waren mehr als deutlich, Walheim gewann mit 10:0 (100:0). Dass die JKG schon vor dem Duell als Vizemeister feststand, ist allein ein Erfolg. Im Sommer 2021 hatte der Verein erstmals überhaupt in der Klubgeschichte eine Frauenmannschaft gemeldet.
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JKG entscheidet gemeinsam über den Aufstieg
Die erste Saison in der Verbandsliga fiel noch wegen Corona aus, in der zweiten erhielten die Essenerinnen dann eine Wildcard für die Oberliga. „Ich dachte, dass wir drei bis vier Jahre benötigen würden, um so weit zu kommen“, sagt Drechsler, der auch Vorsitzender der JKG ist. Der Durchmarsch hat auch ihn etwas überrascht, zumal man sich an die eigene Vorgabe gehalten hatte, wirklich alle Kämpferinnen einzusetzen. Die überzeugten und „manchmal war auch ein bisschen Glück dabei“.
Nun also NRW-Liga, das haben alle Beteiligten gemeinsam beschlossen. Es gab einige Punkte zu klären, um ein böses Erwachen in der NRW-Liga zu vermeiden. „Wir mussten abwägen, ob wir eine Chance haben, dort zu bestehen“, so Drechsler. Der Essener Kader sei zwar groß genug, aber reicht die Erfahrung, die Wettkampfpraxis, überhaupt die Qualität für dieses Niveau?
Einigen Kämpferinnen steht im nächsten Jahr der Abi-Stress bevor, andere studieren oder sind auswärtig in der Ausbildung, so dass es schwer werden könnte mit dem regelmäßigen Training. Hinzu kommt, dass es in der NRW-Liga statt fünf sieben Gewichtsklassen zu besetzen gilt. Marina Möhner (Beruf) und Carina Tewes (Studium) sind künftig nicht mehr dabei. Aber die Rückkehrer Lena Gierig (von Mönchengladbach) und Lara Lewandowitz (Lippstadt) bringen NRW-Liga-Erfahrung mit. „Und wir müssen den Kader im unteren Bereich noch verstärken“, sagt Ralf Drechsler. In der Gewichtsklasse bis 48 Kilogramm muss Essen aufstocken.
Frauen-Mannschaft der JKG zum ersten Mal 2021 gemeldet
Die JKG darf jedenfalls stolz sein auf das Erreichte, denn so lange gibt es dieses Team unter diesem Namen ja noch gar nicht. Vor zwei Jahren meldete der Klub erstmals in der Vereinsgeschichte eine Frauenmannschaft und trat in Essen damit die Nachfolge des 1. Essener JC an. Der EJC hatte sich über Jahrzehnte erfolgreich um die weiblichen Judoka in dieser Stadt gekümmert, doch aufgrund von Personalproblemen sah er sich gezwungen, seine Philosophie zu ändern, mehr in die Breite zu arbeiten und weitestgehend auf Wettkampfsport zu verzichten.
Die JKG weiß, wovon die Rede ist. Eine Männermannschaft, viele Jahre lang eine Domäne des Vereins, wird sie auch in der kommenden Saison nicht stellen können.