Essen. Essener blicken auf ein ereignisreiches und durchwachsenes Jahr 2021 zurück. Sportlich nicht immer erfolgreich, dennoch schwärmt Trainer Naji.

Das letzte Kapitel des Jahres 2021 endete spektakulär. Die Zweitliga-Handballer von Tusem Essen rangen dem HC Empor Rostock im letzten Spiel des Jahres Am Hallo nach einer dramatischen Schlussphase immerhin ein 31:31 ab. Ein Ergebnis, das ein passender Abschluss ist für ein insgesamt durchwachsenes Essener Jahr.

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„Für jeden von uns war dieses Jahr handballerisch der absolute Wahnsinn. Wir haben in der ersten Liga gegen die besten Spieler der Welt auf einem Top-Niveau performen dürfen. Da hat sich jeder weiterentwickelt und unglaublich viel Erfahrung sammeln können“, schaut Tusem-Trainer Jamal Naji eher positiv auf dieses Jahr zurück. Momentan fragen sich jedoch einige Betrachter und Begleiter der Essener Handballer mitunter, wo diese Entwicklung und Erfahrung geblieben sind.

Tusem Essen ist nach Erstliga-Abstieg ein Topfavorit in Liga zwei

Nach dem Abstieg aus dem Oberhaus galt und gilt der Tusem als einer der Topfavoriten auf den Wiederaufstieg, wird dieser Rolle bislang allerdings eher selten gerecht. Die Mannschaft von der Margarethenhöhe stolperte eher durch diese Hinrunde und findet sich als Aufstiegsanwärter nur auf Rang sieben der zweiten Liga wieder.

Das, was den Tusem in der deutschen Eliteliga auszeichnete, lässt er eine Klasse tiefer zu häufig vermissen. Die Spieler sind weniger frech, mutig und weniger stabil als in der vergangenen Saison. Stattdessen verspürt das Team nun Druck, ist plötzlich der Gejagte. Noch erlaubt sich der Traditionsklub von der Margarethenhöhe zu viele Leistungsschwankungen, die am Ende dafür verantwortlich sein könnten, dass es mit dem Aufstieg nichts wird.

Im Aufstiegskampf der 2. Liga geht es sehr ausgeglichen zu

Das Einzige, was die Hoffnung derzeit am Leben hält, ist die Tatsache, dass es in der Liga enorm eng ist und ausgeglichen zugeht. Fünf Zähler Rückstand zum ersten Aufstiegsplatz scheinen trotz allem noch aufholbar zu sein.

Tusem Essen Kapitän Jonas Ellwanger, der zum Ende des Jahres sein Comeback nach langer Verletzungspause hatte, mit Trainer Jamal Naji.
Tusem Essen Kapitän Jonas Ellwanger, der zum Ende des Jahres sein Comeback nach langer Verletzungspause hatte, mit Trainer Jamal Naji. © Michael Gohl

In Erinnerung bleiben Höhepunkte in der Hinrunde die Heimspiele in Liga eins gegen Meister Kiel und Vizemeister Flensburg, denen man zumindest über einen gewissen Zeitraum auf Augenhöhe begegnete. Auch jeder der insgesamt sieben Siege in der ersten Liga dürfte positiv in Erinnerung bleiben, ebenso wie der gute Saisonstart in die zweite Liga.

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Doch dem stehen einige bittere Niederlagen in beiden Spielzeiten gegenüber – und vor allem: die Geisterspiele wegen der Corona-Pandemie. Ausgerechnet in der Erstliga-Saison konnten kaum Zuschauer in der Halle in Stoppenberg dabei sein, obwohl sich in Essen alle so sehr nach dieser Saison gesehnt hatten. Auch finanziell war es für den Verein deshalb eine harte Zeit.

Die rein sportliche Bilanz des Tusem ist durchwachsen

Die rein sportliche Bilanz dieses Kalenderjahres ist jedenfalls eine, die man aus Essener Sicht wohl nicht allzu gerne liest. Die nackten Zahlen: Saisonübergreifend hat der Tusem von 43 Spielen 26 verloren. Lediglich 14-mal endete eine Partie mit einem Essener Sieg. Kein Wunder, dass am Ende des Erstliga-Intermezzos nur der vorletzte Platz heraussprang.

Überraschend waren hier eher die Siege in der Erstliga-Saison gegen Wetzlar, Coburg, Minden, Stuttgart und Ludwigshafen. Umso unerwarteter waren allerdings auch in der laufenden Spielzeit die Niederlagen in der zweiten Liga gegen Hagen, Lübeck-Schwartau oder Bietigheim.

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Trainer Naji lobt den Charakter seines Teams

Doch Trainer Jamal Naji schaut nicht nur auf die Statistik: „Wir haben eine unglaublich homogene und intakte Mannschaft – vor allem charakterlich. Wenn wir in 15 Jahren mal auf unsere Karrieren zurückschauen, dann werden wir in nicht so vielen Mannschaften aktiv sein, in denen es so stimmt wie aktuell bei uns.“

Große Worte des Trainers, der seine Arbeit in Essen offensichtlich zu schätzen weiß. Hier durfte und darf sich der 35-Jährige erstmals als Trainer im Profihandball beweisen, was sich ab Sommer 2022 beim Bergischen HC fortsetzen wird. Ob es eine Rückkehr in die 1. Liga sein wird, ist allerdings angesichts der aktuellen Tabellenlage auch beim ihm noch offen.

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