Essen. Essener Zweitligist holt Sieben-Tore-Rückstand auf und wendete Heimniederlage ab. Endspurt und eine glänzende Torwart-Reaktion ermöglichen 31:31.
Mit der Schlusssirene knallte Jonas Ellwanger den Ball ins Rostocker Tor und machte den Deckel auf das Jahr 2021. Der Kapitän von Tusem Essen bescherte seinem Team mit dem Tor zum 31:31 immerhin einen Punkt gegen den HC Empor, was nach Sieben-Tore-Rückstand fast unmöglich schien.
An den Weihnachtsfeiertagen war der gebürtige Essener und heutige Füchse-Berlin-Chef Bob Hanning auf Familienbesuch und stattete „seiner“ Tusem-Familie auch einen Besuch ab. Hanning sah, ebenso wie die über 1200 Zuschauer „Am Hallo“ eine temporeiche Anfangsphase. Es schien, als wollten beide Mannschaften diese Partie so schnell hinter sich bringen wie das Weihnachtsessen bei einem ungeliebten Gastgeber. Sie hatten es eilig und zeigten viel Zug zum Tor.
Tusem Essen hat viel Mühe mit den aggressiven Gästen
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Rostock probierte es immer wieder mit seinem unorthodoxen Überzahlspiel, brachte für den eigenen Torwart einen weiteren Feldspieler. Die Gastgeber waren darauf vorbereitet, doch das machte es nicht einfacher. Mit reichlich Aggressivität und vielen schnellen Beinen gelang es dem Tusem aber einigermaßen, den Gegner in Schach zu halten. Doch verhindern konnte man nicht, dass unter anderem Torjäger Robin Breitenfeldt eine Führung für den HC herausholte. Der Rückraumspieler war äußerst dynamisch und abschlussstark.
An Feiertag war für beide Mannschaften nicht zu denken, stattdessen wartete viel Arbeit. Der Tusem hatte in der Abwehr gut zutun, aber auch im Angriff mussten die Jungs aus dem Ruhrgebiet ordentlich malochen. Die hochgewachsenen Norddeutschen hatten nicht nur körperlich viel entgegenzusetzen, sondern in Torwart Robert Wetzel auch einen guten Rückhalt.
Die Rostocker ließen sich auch nicht aus der Ruhe bringen, wenn die Essener mal gute Ideen hatten. Sie blieben auch konzentriert, als ihr Rechtsaußen Richard Lößner nach wiederholt hartem Einsteigen gegen Lukas Becher die Rote Karte gesehen hatte (19.). Der Aufsteiger von der Ostsee legte einen sehr reifen Auftritt auf die Platte und brachte seine Führung recht souverän in die Pause, dass 14:12 war verdient.
Für Kreativität blieb den Essenern kaum Zeit
Der Tusem kam nicht so recht in Schwung und war noch zu viel mit Körperarbeit beschäftigt. Freiraum für kreative Gedanken blieb da kaum. Auch nach der Pause änderte sich daran nicht allzu viel, denn Rostock ließ nicht locker und sorgte weiter für Stress. Der Tusem verschlief die ersten Minuten und fand kein Mittel. Breitenfeldt war der überragende Mann beim HC Empor – entweder war er selbst erfolgreich oder Vorlagengeber. Plötzlich schien die Weihnachtsmesse beim Stand von 15:22 (40.) gelesen. Zumal der mit allen Zweitliga-Wassern gewaschene Jonas Thümmler am Kreis sehr treffsicher war.
Aber die Hausherren wollten sich im letzten Heimspiel des Jahres nicht abschießen lassen und fühlten sich nun an der Ehre gepackt. Von jetzt auf gleich weckten sie ihren Kampfgeist und holten auf. Tim Rozman und Eloy Morante brachen immer wieder durch die gegnerische Abwehr und marschierten voran, ebenso Jonas Ellwanger nach seiner Einwechslung. Rostock wirkte etwas nervös und erlaubte sich nun einige Fehler. Auch, weil der Tusem sehr aggressiv und leidenschaftlich verteidigte – endlich, dachten sich wohl die Zuschauer.
Tusem-Torhüter Sebastian Bliß hält Siebenmeter
Und dann kam es zum Showdown: Wenige Sekunden vor Schluss hätte Robin Breitenfeldt seine starke Leistung krönen und Rostock zum Sieg schießen können, scheiterte jedoch mit seinem Siebenmeter an Sebastian Bliß und wurde so etwas wie der Antiheld dieser Partie. Und der kleine Held des Abends, zumindest aus Sicht der Essener, war Kapitän Ellwanger, der zwei Sekunden vor Ende die Verantwortung übernahm und das Jahr 2021 nach seiner langen Verletzungspause halbwegs versöhnlich beendete.
So haben sie gespielt
Tusem Essen – HC Empor Rostock 31:31 (12:14).
Tusem: Bliß, Diedrich; Ellwanger (2), Glatthard, Rozman (6), Dangers (3), Becher (2), Ignatow (2), Szczesny (2), Müller (1), Firnhaber (1), Seidel, Morante (11/8), Klingler (1).
Rostock: Wetzel, Uhl; Wilhelm (1), Steidtmann (2), Ottsen (1), Schütze, Mehler, Witte (4), Asmussen (5), Schmidt, Zboril, Breitenfeldt (7/5), Kohnagel (2), Thümmler (5), Pechstein (2), Lößner (2).
Siebenmeter: 8/9 – 5/7.
Strafminuten: 6 – 8 (Rot gegen Lößner, 19.).
Schiedsrichterinnen: Janz/Sug (beide Köln).
Zuschauer: 1242.
Spielfilm: 3:4 (5.), 4:6 (10.), 6:8 (15.), 7:9 (20.), 10:11 (25.), 12:14 (30.) - 14:17 (36.), 14:21 (39.), 18:25 (44.), 23:25 (50.), 25:29 (55.), 29:31 (59.), 31:31 (60.).
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