Essen. Essener Handball-Erstligist steht bereits als Absteiger fest, will aber wertvolle Erfahrungen sammeln. Neuer Anlauf in der 2. Liga steht bevor.
Sie feierten, als hätten sie gerade den Klassenerhalt perfekt gemacht. Die Handballer von Tusem Essen hatten überraschend in Wetzlar mit 30:26 gewonnen und damit ihren sechsten Saisonsieg geholt, was zu spontanen Jubelausbrüchen bei den Spielern führte. Dabei war dieser Erfolg mit Blick auf die Tabelle rein sportlich gesehen unbedeutend, denn der Aufsteiger steht ja wie HSC Coburg und Nordhorn-Lingen als direkter Absteiger bereits fest.
Doch für die Beteiligten ist anscheinend keine Welt zusammengebrochen. Zumindest mit Blick auf den weiteren Saisonverlauf machen sie unbeirrt weiter. Zwar wird der Tusem in der kommenden Spielzeit wieder in der zweiten Liga antreten, doch zu verschenken hat er dennoch nichts.
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Tadellose Einstellung von Tusem Essen nicht selbstverständlich
Das bekam die HSG Wetzlar zu spüren, die erstaunlich schwach war an diesem Abend, von den mutigen und nach wie vor motivierten Essenern allerdings auch gut bearbeitet wurde. „Wir haben über 60 Minuten herausragend verteidigt“, lobte Trainer Jamal Naji seine Jungs. Eine Tatsache, die zu diesem Zeitpunkt der Saison keine Selbstverständlichkeit ist.
Es gibt nicht mehr zu gewinnen für die Essener? Naji sieht das aber gänzlich anders. Für den 35-Jährigen spielen eben nicht nur Punkte und Tabellenstände eine Rolle, sondern vor allem die Art und Weise, wie sich seine Mannschaft präsentiert und weiterentwickelt. „Ich finde, es ist ein Privileg in der ersten Liga spielen zu dürfen. Das sollten wir genießen“, betont der Trainer, der gleich in seiner ersten Saison in Essen unglaublich viel arbeiten musste, aber auch erleben durfte.
Letzten Spiele in Liga eins sind sehr gute Lehrstunden
Nun gilt es auch für die Mannschaft alle Eindrücke zu verarbeiten, weiterhin zu lernen und in den verbleibenden drei Spielen Erfahrung zu sammeln. Erfahrung, die in Zukunft Gold wert sein dürfte, wenn es um die abermalige Rückkehr in die 1. Bundesliga geht. Denn das ist das Ziel für den Tusem, der überhaupt nicht daran denkt, irgendwelche Spiele abzuschenken: „Warum sollen wir diese guten Spiele auf diesem Niveau wegschmeißen?“, fragt sich Jamal Naji. Schließlich seien es die besten Lehrstunden – egal ob Sieg oder Niederlage.
Die nächste Lehrstunde steht am kommenden Sonntag an, nachdem die Essener zuletzt einige Tage zum Durchschnaufen hatten. Es geht zur TSV Hannover-Burgdorf (Anwurf 16 Uhr, Zag Arena), der man im Hinspiel dank des Treffers von Lucas Firnhaber in der letzten Sekunde ein 26:26-Unentschieden abringen konnte.
Die 2. Bundesliga wird zum Haifischbecken
Eines dieser Spiele, an das man sich auf der Margarethenhöhe erinnern wird, wenn die Erstliga-Saison bald vorbei sein wird. In diesem Duell bewies der Aufsteiger, wozu er in der Lage ist und was ihn auszeichnet: Kampfgeist, Wille, Mentalität. Eigenschaften, die im Handball-Oberhaus allein zwar nicht für den Klassenerhalt reichen, doch eine gute Basis ist, um sich weiterzuentwickeln.
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Dieser Punktgewinn in letzter Sekunde brachte auch Selbstvertrauen. Und das werden die Essener auch eine Liga tiefer benötigen. Denn die zweite Liga wird einem Haifischbecken gleichen, in dem fast die halbe Liga um die Beute kämpfen wird. Neben dem Tusem werden drei Erstligisten absteigen, zudem rüsten die Zweitligisten auf.
Aus dem aktuellen Spitzentrio im Unterhaus wird ein ambitionierter Verein den Sprung nach oben definitiv verpassen, weshalb dieser dann einen neuen Anlauf nehmen dürfte. Das betrifft den VfL Gummersbach, HSV Hamburg oder TuS Nettelstedt-Lübbecke. Zudem machen sich der HC Elbflorenz, die SG BBM Bietigheim oder der ASV Hamm-Westfalen Hoffnung auf den Aufstieg.
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