Essen. Erstliga-Aufsteiger aus Essen ist zur Hälfte der Saison trotz positiver Entwicklung Vorletzter. Liga-Höchstwert bei der Fehler-Quote.

Diese Saison in der 1. Handball-Bundesliga ist schwierig zu begreifen. Seit über einem Jahr spielen die Teams wegen der Pandemie vor leeren Rängen, versuchen aber trotzdem Höchstleistungen anzubieten. Auch für Aufsteiger Tusem Essen läuft diese Spielzeit anders als erhofft, wobei er versucht, das Beste aus der Situation herauszuholen.

Nach der Rückkehr ins Oberhaus sollten Mannschaft und Fans gemeinsam dieses Abenteuer bestreiten, um sich dadurch einen Heimvorteil zu erarbeiten. Doch durch das Virus ist der Tusem auf sich allein gestellt und muss nach der Hälfte der gespielten Liga-Partien feststellen: Drei Siegen und einem Unentschieden stehen 15 Niederlagen gegenüber.

Weiter in der Entwicklung als gedacht

Dennoch sagt Kreisläufer Tim Zechel: „Ich glaube, dass wir schon weiter sind, als wir vor der Saison gedacht hätten. Viele Spieler haben sich echt gut entwickelt, und wir sind auch wirklich nicht mehr weit davon entfernt, mal wieder einen Sieg zu holen. Und gegen direkte Konkurrenten haben wir ja auch schon gewonnen."

Der Tabellenvorletzte muss weiterhin viel Lehrgeld zahlen. Ja, viele Spieler entwickeln sich gut, machen Fortschritte – auch weil sie durch die Belastung und den Konkurrenzkampf fast schon dazu gezwungen werden, den nächsten Schritt zu machen.

Zechel hat sich zum Führungsspieler gemausert

Auch Zechel gehört dazu. Trainer Naji lobt den 25-Jährigen: „Wir haben Spieler, die einen enorm guten Job machen, was ihre Führungsrolle betrifft. Auch ein Tim Zechel. Er hat Quantensprünge gemacht und ist nicht mehr der Lamentier-Zechel, sondern der, der seine Spieler pusht und zu jedem Zeitpunkt an einen Sieg glaubt."

Vor allem mental mussten die Essener schnell reifen. Bereits vor der Saison war klar, dass es der Tusem im Oberhaus nicht einfach haben würde. Darauf waren die Essener gefasst und können das durchaus auch einordnen.

Viele leichte Fehler sind das Manko

Zudem haben sie bewiesen, dass sie selbst die großen Gegner zum Teil sehr ärgern können. Bei ihren Widersachern fallen die Jungs von der Margarethenhöhe mit ihrem Kampfgeist und Mut auf, gleichwohl erlauben sie sich viel zu häufig leichte Fehler - das größte Manko des Aufsteigers. In 19 Spielen 171 technische Patzer, die zu Ballverlusten und meist auch zu Gegentoren führten - das ist Liga-Höchstwert.

Und auch die Chancenverwertung war in einigen Spielen ungenügend. Beste Möglichkeiten blieben auf der Strecke, der Tusem verspielte auch auf diese Weise einen möglichen Punkt nach dem anderen.

Unterschied zwischen erster und zweiter Liga

Technische Fehler und vergebene Chancen können mit Nervosität oder mangelnder Erfahrung zu tun haben, zum Teil auch durch fehlende Sicherheit in den entscheidenden Phasen. Aber das ist nun mal der Unterschied zwischen erster und zweiter Liga: Jeder Fehler wird sofort bestraft und ist kaum zu revidieren.

Positiv zu bewerten ist allerdings die Arbeit von Trainer Jamal Naji. Im Sommer übernahm der 34-Jährige das Amt beim Aufsteiger und hat sich sofort eingefunden. Immer wieder hat er seine Mannschaft nahezu optimal auf die Gegner eingestellt und in kurzer Zeit mit viel Akribie eine konkurrenzfähige Einheit gebildet.

Spielerlob für akribische Trainerarbeit

Aber auch jeder einzelne Spieler bekommt Tipps mit auf den Weg. Daher gibt es auch Lob von Kreisläufer Tim Zechel für den Chef: „Das ist Wahnsinn. Wie Jamal auf jeden Spieler eingeht, diese Einzelförderung ist schon erstaunlich. Wir sind da auch noch nicht am Ende."

Naji selbst ist trotz der relativ bescheidenen Bilanz stolz auf sein Team: „Wir kriegen Woche für Woche auf die Schnauze und trotzdem sind da 18 Leute im Kader, die auf jedes Mal brennen." In dieser Saison ist vielleicht deshalb noch einiges möglich, selbst der Klassenerhalt. Doch bis dato sprechen die nackten Fakten klar gegen den Tabellenvorletzten: Unterm Strich bleibt unterm Strich.

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