Essen. Essener Regionalligist empfängt im Viertelfinale Bayern-Bezwinger Holstein Kiel aus der 2. Liga. RWE-Trainer Neidhart hat einen Plan.
Geht nicht? Gibt's nicht! Natürlich ist es möglich, dass Rot-Weiss Essen an diesem Mittwoch (18.30 Uhr, Hafenstraße) als Viertligist gegen den Zweitligisten Holstein Kiel ins Halbfinale des DFB-Pokals einzieht. Wenn es um diesen Pott geht, ist bekanntlich alles möglich. Eine Binse zwar, die allerdings in aller Regelmäßigkeit an Aussagekraft gewinnt, wenn es mal wieder eine schier unglaubliche Überraschung gegeben hat.
In der vergangenen Saison war dafür vornehmlich der 1. FC Saarbrücken zuständig. Er hat’s vorgemacht und hatte als erster Viertligist in der Pokalhistorie überhaupt das Semifinale erreicht. Für den damaligen Erstligisten Fortuna Düsseldorf gab es exakt vor einem Jahr am 3. März absolut keinen Grund, den Außenseiter zu unterschätzen. Zwei Zweitligisten (Regensburg, Karlsruhe) und einen Erstligisten (1. FC Köln) hatten die Saarbrücker zuvor ausgeschaltet. Düsseldorf war gewarnt, scheiterte dennoch im Elfmeterschießen.
Rot-Weiss Essen rechnet sich Chancen aus
Da haben die Essener sogar die härteren Nüsse geknackt. Erst der Erstliga-Aufsteiger Bielefeld, dann die Düsseldorfer, die inzwischen in der 2. Liga als ambitioniert gelten. Und schließlich die dritte und größte Sensation mit dem 2:1-Sieg in der Verlängerung gegen den Vorjahresfinalisten und Champions-League-Anwärter Bayer Leverkusen.
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Natürlich rechnen sich die Essener auch gegen Kiel etwas aus. Wäre ja absurd, wenn nicht, obwohl man ja in aller Regel als Außenseiter ziemlich viel Fantasie benötigt. Es ist aber zumeist der gleiche Erklärungsansatz, warum es für den Underdog reichen könnte. "Es ist ein Spiel", sagt RWE-Trainer Christian Neidhart auch vor dem Viertelfinale, "da ist alles möglich, wenn du das Spiel möglichst lange offenhalten kannst."
Kämpfen als gäbe es kein Morgen
Kämpfen, als gäbe es kein Morgen, die Null mit Leidenschaft verteidigen, das ist die Grundlagentaktik. Und wenn der Gegner dann einem etwas überlasse, müsse man zuschnappen, so Neidhart. So wie RWE in der Schlussphase gegen Leverkusen. Das Spiel war nach dem Ausgleich (108.) komplett offen.
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"Da habe ich auch an den Sieg geglaubt." Und Leverkusen gab sich tatsächlich die eine kleine Blöße, die Simon Engelmann (117.), das Phantom, gnadenlos nutzte. Es war gefühlt der dritte Torschuss der Rot-Weissen in diesem Pokalfight.
Mit 100 Prozent und einer Portion Glück
„Du musst 100 Prozent aufs Feld bringen und auch Glück haben“, blickt Neidhart zurück, doch es gilt auch für die bevorstehende Aufgabe. Hätte Leverkusen früher getroffen, was bei vier Pfostentreffern locker drin gewesen wäre, wäre das Spiel "normal" gelaufen. Und so könnte es auch in diesem Viertelfinale passieren.
Dort stellt sich Holstein Kiel zum Duell der Sensationssieger. Und die Logik macht beiden Seiten Mut. Wer Leverkusen kann, könnte eigentlich auch einen Zweitligisten ausschalten, lässt sich RWE gedanklich verführen. Nur, auf der anderen Seite ist das Argument nicht minder stichhaltig: "Wer die Bayern bezwungen hat, möchte an einem Viertligisten ganz sicher nicht scheitern."
Das perfekte Los für beide Seiten
Schließlich geht’s um das Halbfinale, was auch für Holstein Kiel etwas Historisches wäre, denn dort standen sie nur ein einziges Mal in der Vereinsgeschichte - vor 80 Jahren. RWE stand 1994 sogar im Finale gegen Werder Bremen.
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"Für beide Mannschaften ist es das perfekte Los", findet Neidhart. Er bezeichnet Kiel als Top-Mannschaft mit einer sehr starken Offensive, die an das Tor zur ersten Liga klopfe. Aber im Vergleich zu Dortmund, Leipzig oder Wolfsburg, die auch noch im Wettbewerb sind, scheint die Chance etwas realistischer, auch diese Runde noch überstehen zu können. Und genauso denken sie wohl auch im hohen Norden, weil man nominell den leichtesten Gegner im Topf erwischt hat. „Kiel wird auch lieber gegen uns spielen", so Neidhart.
Kiels Trainer warnt vor den Gastgebern
"Aber wer drei Gegner von dieser Kragenweite schlägt, kann das kein Zufall sein", warnt bereits Kiels Trainer Ole Werner und zeigt den gebotenen Respekt. Rot-Weiss Essen sei noch immer ein großer Name im Fußball, man stelle ich auf ein sehr schweres Spiel ein, weil der Gastgeber mehr Qualität auf den Platz bringe als 4. Liga.
Kurzum: Seine Mannschaft sei zwar als Zweitligist der Favorit, aber „das Rollenverhältnis ist mir egal. Wir müssen am Maximum sein ungeachtet der Spielklassen".
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