Essen. Nach der ersten Niederlage seit über einem Jahr verbreiten einige RWE-Fans schon wieder Weltuntergangsstimmung in den Foren.

Vergangenen Freitag haben wir das erste Mal seit über einem Jahr die bisher verschollene Strophe des rot-weissen Gassenhauers „Opa Luscheskowski“ singen müssen: „Es musste mal so kommen, es musste mal geschehen. Auch Rot-Weiss Essen sollte als Verlierer vom Platz gehn. In den Foren angekommen da ging es ziemlich flott. Sie hatten direkt Panik um den Aufstieg hier im Pott“.

RWE ist kein Überflieger vom anderen Stern

Muss man mal laut vor sich her summen, von der Tonalität passt es. Inhaltlich kann man den fiktiven Refrain von zwei Seiten betrachten: Es war klar, dass eine Niederlage eines Tages kommen wird. Wir sind immer noch Rot-Weiss Essen und kein Überflieger von einem anderen Ligastern. Eigentlich ist es doch sogar von Vorteil, dass diese großartige und fast unglaubliche Serie nun unterbrochen wurde.

Die Mannschaft wird doch fast nur noch damit verknüpft und daran gemessen. Die Erwartungshaltung ist dadurch im Umfeld langsam aber sicher in Sphären angekommen, die uns allen vermehrt den Kopf verdreht haben. Selbst ein Unentschieden wurde mancherorts bereits als indiskutabel empfunden.

Unglaubliche Reise in einer verrückten Pokalsaison

Die Stimmen, wie gut man mit unserem feinen Kader in der dritten Liga mithalten können würde, oder dass auch das nur ein Zwischenaufenthalt Richtung zweite Liga sein sollte, die wurden immer mehr. Natürlich auch zurecht gestützt durch diese unglaubliche Reise als Freilos in einer verrückten Pokalsaison.

Ich denke, dass es gut ist, sich der süßen Last des unbesiegbaren RWE entledigt zu haben, um sich wieder neu zu konzentrieren und aufstellen zu können. Es bedarf auf dieser langen Etappe Richtung ersehntes Ziel Aufstieg immer wieder auch den einen oder anderen Rückschlag. Daran kann die Mannschaft wachsen und eine neue Serie starten.

Nach Niederlage herrscht gleich wieder Weltuntergang

Der fiktive Refrain hat leider auch die andere Seite: Unter Sportlern und Fans sollte es eigentlich gemeinsamer Konsens sein, dass man gemeinsam verliert, wenn man auch andauernd zusammen gewinnt. Wunschdenken, klar! Niemals aber hätte ich erwartet, dass für einige die erste Niederlage nach so langer Zeit gleich wieder Weltuntergang bedeutet. Für einige wenige glücklicherweise.

Von vereinsschädigendem Verhalten war zu lesen, in der bisherigen Rückrunde wie ein Abstiegskandidat unterwegs und dass es Konsequenzen haben muss, wenn jetzt nichts passiert. So in etwa der Querschnitt jener Kommentare, die davon zeugen, dass diese eine Niederlage dermaßen an die Nieren ging, so dass der Respekt vor dem bisher Erreichten direkt wieder in die Berne gekippt wurde.

Verliert die Mannschaft nur alleine?

Dass sich Fans rivalisierender Vereine wie Bolle freuen, wenn es endlich mal wieder zu einer rot-weissen Niederlage gereicht hat, ist normal. Wir freuen uns ja auch über Ungeschicke bei manch anderen Farben. Dass aber die eigene Kommentarkultur in Ansätzen direkt wieder eine bedenkliche Form bekommt, stimmt traurig.

Wir gewinnen zusammen, aber die Mannschaft verliert nur alleine? Das ist zu einfach, denn mit einer solchen Einstellung kommen wir niemals zusammen dem großen Ziel Aufstieg näher. Möglicherweise bekommen wir nun am Mittwoch gegen das stark aufspielende Holstein Kiel die nächste Klatsche. Und dann?

Pokalrunden brachten bundesweit Respekt

Für mich käme dann nur eine Reaktion in Frage: Sich für eine tolle Pokalrunde zu bedanken, von der niemand im Vorfeld träumen konnte. Die uns bundesweit Respekt, Fans und auch so manchen Taler eingebracht hat. Vielleicht aber geht der Wahnsinn Pokal weiter und führt uns die Mannschaft in das Halbfinale.

Dann wäre Düsseldorf direkt wieder vergessen und wären alle erneut ganz versessen auf Rot-Weiss Essen. Es bleibt also weiter vielschichtig und spannend rund um die Hafenstraße.

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